Beim DTM-Finale in Hockenheim (06.-08. November) wird Jens Marquardt noch die Geschicke von BMW leiten, dann zieht er sich nach knapp zehn Jahren als Motorsport-Direktor des Autobauers aus München zurück. Während Marquardt - auf eigenen Wunsch, wie er versichert - in die Serienentwicklung wechselt, folgt Markus Flasch an seiner Stelle.

Der aktuelle Vorsitzende der Geschäftsführung der BMW M GmbH übernimmt zunächst die Leitung von BMW Motorsport, das sich 2021 werksseitig nach dem DTM-Ausstieg weiter in der Formel E sowie in der US-amerikanischen IMSA-Rennserie engagieren wird.

Die BMW M GmbH übernimmt seit geraumer Zeit immer mehr Motorsport-Aufgaben für den Konzern. Als nächstes steht die Einführung des neuen BMW M4 GT3 für 2022 auf dem Plan. Der Nachfolger des M6 GT3 soll im September kommenden Jahres die Homologation durchlaufen und 2021 Testläufe unter Rennbedingungen bestreiten.

Der von Timo Scheider kürzlich liebevoll als "Badewanne" bezeichnete BMW M6 GT3 soll zuvor in der neu aufgestellten GT-Pro-DTM von Kundenteams ein letztes Mal eingesetzt werden. Hier trifft der neue Motorsportchef Flasch auf seinen Landsmann Gerhard Berger, selbst von 1998 bis 2003 als Motorsport-Direktor bei BMW tätig.

Markus Flasch und Vorgänger Jens Marquardt 2019 in Road Atlanta, Foto: BMW Group
Markus Flasch und Vorgänger Jens Marquardt 2019 in Road Atlanta, Foto: BMW Group

Berger: BMW braucht Sport - Sport braucht BMW

"Ich gehe davon aus, dass es mit Markus Flasch einen nahtlosen Übergang geben wird und freue mich auf die Zusammenarbeit", sagte ITR-Chef Berger kürzlich. "Es gibt kaum eine Marke, die so verzahnt ist mit Motorsport wie BMW. BMW braucht und den Sport und der Sport braucht BMW. Die Marke war immer sportlich geprägt."

Im Zuge aktueller Herausforderungen wie dem Wandel zur Elektromobilität und der Corona-Krise ist nicht klar, wie sich die Hersteller langfristig in der Welt des Motorsports aufstellen werden. Audi hatte zuletzt sein Motorsportprogramm aus dem Konzern aus- und in die Audi Sport GmbH eingegliedert. Gerüchte über ein ähnliches Vorgehen im Hause BMW kursieren seit längerer Zeit.

Markus Flasch mit den neuen Modellen des BMW M3 und M4, Foto: BMW Group
Markus Flasch mit den neuen Modellen des BMW M3 und M4, Foto: BMW Group

Berger sicher: Motorsport weiter bei BMW im Zentrum

"Markus ist dem Motorsport nahe", sagte Berger. "Ich glaube, dass sich von dieser Seite bei BMW nichts ändern wird. Vielleicht wird sich der eine oder andere Schwerpunkt ändern, aber der Motorsport wird weiter bei BMW im Zentrum bleiben." Flasch selbst gilt als motorsportbegeistert und steigt auch selbst gern einmal aufs Motorrad. "Er ist ein purer Racer", beschrieb Marquardt seinen Nachfolger.

Flasch, der seit Oktober 2018 die BMW M GmbH leitet, blickt auf Erfolge mit der Performance-Marke aus dem Münchner Norden zurück. Das Unternehmen schloss das Jahr 2019 laut BMW-Angaben mit einem Absatzrekord ab. Weltweit wurden 135.829 Performance- und High-Performance-Automobile ausgeliefert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Neuzulassungen von BMW M Automobilen um 32,2 Prozent.

Wo steuert BMW in Zukunft im Motorsport hin?, Foto: BMW Group
Wo steuert BMW in Zukunft im Motorsport hin?, Foto: BMW Group

Marquardt: DTM hat viele Ressourcen benötigt

"Es steht ziemlich fest, was wir nächstes Jahr machen", sagte Marquardt. "Für die längerfristige Zukunft müssen wir schauen, welches Setup benötigt wird. Die DTM hat mit bis zu acht Autos viele Ressourcen benötigt. Das müssen wir anpassen. Ich könnte mir niemand Besseren als Markus vorstellen, um diese Operation zu einer erfolgreichen Aufstellung für die Zukunft zu führen."

Laut BMW übernimmt Flasch den Posten als Motorsportchef kommissarisch, eine längerfristige Lösung wurde bislang nicht kommuniziert. Vor seiner Zeit bei der M GmbH leitete er die Entwicklung der neuen BMW 8er-Reihe und war zuvor für das Qualitätsmanagement der Oberklassefahrzeuge der BMW Group verantwortlich.

Aus dem Oberklasse-Segment bei BMW stammt auch Frank Weber, seit Juli dieses Jahres Nachfolger des langjährigen und Motorsport-affinen Entwicklungs-Vorstandes Klaus Fröhlich.