Die Altmeister Bernd Schneider und Manuel Reuter können sich gewiss noch bestens erinnern: Die DTM zu Gast in der Grünen Hölle der Eifel, der berüchtigten Norschleife des Nürburgrings. Insgesamt sechsmal stellte sich die alte DTM in den späten 80er- und den frühen 90er-Jahren dem 25,300 Kilometer langen Höllenritt. Etwas weniger höllisch, dafür jedoch für den Zuschauer vor Ort angesichts einer mehr als zehnmal höheren Gesamtrundenzahl umso attraktiver präsentiert sich der Nürburgring seit einiger Zeit der neuen DTM:

Insgesamt 41-mal umrunden die Piloten am kommenden Sonntag die 3,629 Kilometer lange Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke. Anders als auf manch anderem modernen Kurs sind allerdings auch auf dem Nürburgring der Neuzeit keine automobilen Sonntagsprozessionen zu erwarten. "Es gibt hier drei gute Überholmöglichkeiten. Eingangs der Mercedes-Arena, die Spitzkehre zur Kurzanbindung und vor der Schikane", erläutert Vorjahressieger Gary Paffett. Insbesondere die NGK-Schikane sorgt immer wieder für beste motorsportliche Unterhaltung, finden doch ab und an sogar gestandene Meisterschaftsanwärter nicht die richtige Einfahrt...

Mercedes-Benz - höllisch gute Aussichten

Exemplarisch dafür stand im letzten Jahr Christijan Albers, was allerdings den positiven Gesamteindruck von Mercedes nicht trüben konnte. So fuhr Gary Paffett im letzten Jahr einen souveränen, nie ernsthaft gefährdeten Sieg heraus. Gegen eine Wiederholung jenes Triumphes spricht nicht allzu viel:

Auf die Start-/Ziel-Gerade folgt die erste Haarnadelkurve, Foto: Sutton
Auf die Start-/Ziel-Gerade folgt die erste Haarnadelkurve, Foto: Sutton

"Unsere Mannschaft will umso mehr eine gute Leistung zeigen und den Trend der ersten sechs Rennen fortsetzen", kündigt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug an, gibt aber das altbekannte benzsche Problem zu bedenken: "Unser maximales Platzierungsgewicht von 20 kg macht diese Aufgabe allerdings nicht leichter." Eine Befürchtung, die allerdings auch angesichts der Höhenunterschiede auf dem Nürburgring nicht ganz unberechtigt scheint.

Ansonsten sollte allerdings kein Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit der Stuttgarter bestehen: Den für die Vollgaspassagen des Nürburgrings erforderliche Topspeed wurde auf dem Norisring erneut unter Beweis gestellt, die im letzten Jahr noch als Audi-Land zu bezeichnende Mercedes-Arena mit ihren erhöhten Anforderungen an den Abtrieb des Fahrzeugs sollte in diesem Jahr ebenso wenig ein Problem darstellen.

Audi - höllisch gute Erinnerungen

Die Audi-Mannschaft freut sich auf die Rückkehr auf das für die Ingolstädter meist gute Pflaster der Eifel. So sorgte Laurent Aiello 2001 und 2003 im Abt-Audi in Jahren der Mercedes-Dominanz für die Saisonhighlights, im vergangenen Jahr konnte Mattias Ekström die Meisterschaftsführung zurückerobern. Dies hat der schwedische Titelverteidiger auch in diesem Jahr vor.

Nicht jeder findet den Weg in die NGK-Schikane, Foto: Sutton
Nicht jeder findet den Weg in die NGK-Schikane, Foto: Sutton

"Ich denke, die Strecke sollte unserem A4 ähnlich gut liegen wie Brünn und Oscherleben", bestätigt McNish die guten Erfolgsaussichten. Angesichts des Tests in Most, wo Audi die Fahrwerkskinematik und die Dämpferabstimmung optimierte, glaubt Tom Kristensen derweil, dass die bayrische Mittelklasselimousine "über die Renndistanz jetzt noch schneller sein wird". Und so sollte der aktuelle A4, anders als sein Vorgänger und jetziger Jahreswagen, nun auch abseits der Mercedes-Arena den Mercedes noch mehr Paroli bieten können.

McNish gibt allerdings einen für die Eifel typischen, nicht zu unterschätzenden Unsicherheitsfaktor zu bedenken: "Das Wetter spielt am Nürburgring eine große Rolle. Ich habe dort bisher immer Extreme erlebt: strömenden Regen oder große Hitze. Das macht es spannend, denn man weiß am Nürburgring nie, was einen erwartet."

Opel - ein höllisch schöner Abschied?

Ein starkes Wochenende in der Eifel erlebte Opel im vergangenen Jahr. Die Rüsselsheimer konnten es hinsichtlich ihrer Performance mit fast jedem aufnehmen, setzten dies allerdings trotz vierer Fahrzeuge in den Top Ten nicht in das entsprechende Ergebnis um. "Marcel und auch Peter [Fässler und Dumbreck, d. Red.] hätten einen Podiumsplatz verdient gehabt, doch wir mussten uns mit Platz vier begnügen."

Laurent Aiello auf Berg- und Talfahrt, Foto: Sutton
Laurent Aiello auf Berg- und Talfahrt, Foto: Sutton

Und so hat Opel bei seiner Abschiedstournee hat im Schatten der Nürburg noch eine Rechnung offen: Der zweite Podestplatz der Saison soll her. Zuversichtlich stimmen diesbezüglich der Aufwärtstrend der vergangenen Rennen, insbesondere jedoch das Rennen auf dem Norisring, wo Opel der Stuttgarter und Ingolstädter Konkurrenz durchaus gewachsen zu sein schien. Zwar trug dazu auch einmal mehr das Mindestgewicht von 1.030 Kilogramm bei; das jedoch ist auch auf dem Nürburgring gegeben.

Einem kritischen Anbremsverhalten und sonstigen größeren Handlingproblemen müssen sich die vier Piloten des Vectra GTS spätestens seit den erfolgreichen Tests in Oschersleben nicht mehr stellen. Und bedenkt man, dass Opel mit dem Astra V8 Coupé anno 2003 bei den 24 Stunden vom Nürburgring die Grüne Hölle als Sieger verließ, sollte die nicht ganz so höllische Kurzanbindung für die Rüsselsheimer zu meistern sein...