1. - Was genau ist das W Racing Team (WRT)?

Das W Racing Team, besser bekannt unter der Abkürzung WRT, wurde 2009 vom ehemaligen Rennfahrer und heutigen Teamchef Vincent Vosse, dem früheren Leiter Volkswagen Motorsport, Rene Verbist, sowie dem Unternehmer Yves Weerts gegründet. Das Team hat seinen Sitz im belgischen Baudours, 70 Kilometer südwestlich von Brüssel gelegen.

WRT machte sich vor allem in unterschiedlichen GT3-Rennserien wie der Blancpain GT Series einen Namen. Seit 2015 ist WRT Werksteam von Audi Sport und gewann prompt das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Neben GT3-Engagements setzt WRT auch in der TCR-Serie Rennwagen ein.

2. - Wieso steigt WRT in die DTM ein?

WRT ist nach Aston-Martin-Lizenznehmer R-Motorsport das zweite private Team, das 2019 in die DTM einsteigen wird. Auch BMW plant, ein Kundenteam mit aktuellen Autos auszustatten. In Folge des Mercedes-Ausstiegs bot sich die Möglichkeit einer Rückkehr von Privatteams in die DTM an. Audi und BMW befürworteten das von DTM-Boss Gerhard Berger angeschobene Unternehmen. Der Österreicher ist ein großer Befürworter des Duells 'David gegen Goliath', sprich: Hersteller treten mit ihren Werksteams gegen private Mannschaften an, die Zugriff auf aktuelles Material haben sollen.

Für WRT ist die DTM eine gute Möglichkeit, den nächsten Schritt im Motorsport zu machen. Teamchef Vincent Vosse zu Motorsport-Magazin.com: "Die DTM war aus technischer Sicht schon immer der Höhepunkt im GT-Bereich. Alles in der DTM ist so präzise. Ich bin sicher, dass auch unsere anderen Programme davon profitieren. Die DTM hebt bei uns das gesamte Level an."

Audi-Motorsportchef Dieter Gass und Vincent Vosse in Hockenheim, Foto: Audi
Audi-Motorsportchef Dieter Gass und Vincent Vosse in Hockenheim, Foto: Audi

3. - Wieso ist der DTM-Einstieg gerade jetzt attraktiv?

Ab 2019 kommen neue Autos in die DTM. Unter dem Class-1-Reglement lösen Turbo-Motoren mit rund 600 PS die bisherigen, seit 2000 eingesetzten V8-Aggregate ab. Auch die Aerodynamik wird zu Teilen weiter beschnitten. So beginnen Hersteller und private Teams zunächst einmal auf einem vergleichbaren Stand.

Aufgrund der vielen Einheitsbauteile soll die DTM für private Teams ebenfalls attraktiver, weil bezahlbarer, werden. Teamchef Vosse: "Mit neuem Motor und neuer Aero ist es jetzt die richtige Zeit. Leider ändern sich die Reifen nicht. Da hätte ich mir auch eine neue Mischung gewünscht, damit alle wirklich bei null beginnen. Wir bekommen aber alle Infos von Audi und können damit arbeiten."

Neue DTM-Teamchefs: Florian Kamelger und Vincent Vosse, Foto: LAT Images
Neue DTM-Teamchefs: Florian Kamelger und Vincent Vosse, Foto: LAT Images

4. - Wie viele Autos schickt WRT an den Start?

Zwei. WRT tritt in der DTM-Saison 2019 mit zwei Audi RS 5 DTM in der Tourenwagenserie an. Audi entwickelt das neue Turbo-Auto derzeit unter anderem bei Testfahrten. Ganz wichtig: WRT erhält 2019 aktuelles Material vom Autobauer aus Ingolstadt. Eine Rückkehr zu alten Zeiten, in denen aktuelle Autos gegen ältere Generationen antreten, soll es nicht mehr geben.

WRT wird noch in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit nutzen, bei einem DTM-Test dabei zu sein, um sich mit der unbekannten Umgebung weiter vertraut zu machen: Vom 10. bis 12. Dezember steht ein gemeinsamer Test im spanischen Jerez auf dem Programm. Vosse: "Mein Ziel ist, dass 60 Prozent unseres Teams DTM-Erfahrung mitbringen. Nur mit neuen Leuten kannst du nicht in der DTM antreten."

5. - Welche Fahrer könnten für WRT in Frage kommen?

Das ist noch nicht bekannt. In der Vergangenheit fuhren die aktuellen Audi-DTM-Werksfahrer Robin Frijns und Rene Rast in der Blancpain-Serie für WRT, vor allem zum Niederländer bestehen seit einiger Zeit gute Kontakte.

Vosse ließ zumindest durchblicken, welche Art Fahrer in Frage kommt: "Es gibt viele Fahrer in der Formel 3 oder Formel 2, die denken, dass sie es vielleicht nicht in die Formel 1 schaffen und deshalb in eine andere Kategorie wechseln wollen. Ich will aber nicht von Paydrivern sprechen, weil das bedeuten könnte, dass sie keine guten Fahrer sind. Das ist aber überhaupt nicht der Fall."

Wieso Vosse über Fahrer spricht, die über ein gewisses Budget verfügen: Die privaten Teams sind verständlicherweise viel mehr auf Sponsoren angewiesen als die großen Hersteller. Umso besser also, wenn Rennfahrer potente Geldgeber im Gepäck haben. "Das Team braucht schon Partner. Das hilft uns", räumt Vosse ein.

Beim Jerez-Test, wo Audi auch einige Nachwuchstalente testet, tauchen interessante Namen auf: Etwa der Österreicher Ferdinand Habsburg, der seit 2017 in der Formel-3-Europameisterschaft fährt. Oder auch der Belgier Frederic Vervisch, der für WRT seit einigen Jahren in der Blancpain Series an den Start geht.

So sieht der Turbo-Audi für 2019 aus, Foto: Audi AG
So sieht der Turbo-Audi für 2019 aus, Foto: Audi AG

6. - Welche Erfolge hat WRT im Motorsport vorzuweisen?

WRT gehört zu den erfolgreichsten GT-Teams dieses Jahrzehnts und hat sich mit Audi-Rennwagen einen sehr guten Ruf in der Branche erarbeitet. Die Truppe startete mit dem Sieg beim 12-Stunden-Rennen von Bathurst in die Saison 2018 und erzielte in der Blancpain-Serie den zweiten Platz in der Fahrer- und Teamwertung. 2017 holte WRT die ersten beiden Plätze in der Sprint Cup-Wertung der Blancpain Series mit Robin Frijns/Stuart Leonard und Markus Winkelhock/Will Stevens.

Hinzukommen Siege bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps 2011 (Scheider/Ekström/Franchi) und 2014 (Rast/Winkelhock/L. Vanthoor) sowie weitere Podestplätze 2012, 2013, 2015 und 2016. 2015 gelang dem belgischen Team zudem der Gesamtsieg beim 24h-Rennen Nürburgring mit Mies/Müller/L. Vanthoor/Sandström. Seit 2016 engagiert sich WRT außerdem in der belgischen und internationalen TCR-Serie.

Mit Scheider und Ekström: WRT siegt 2011 beim 24h-Rennen in Spa, Foto: Audi
Mit Scheider und Ekström: WRT siegt 2011 beim 24h-Rennen in Spa, Foto: Audi

7. - Wer genau ist Teamchef Vincent Vosse?

Der Belgier Vincent Vosse blickt auf eine Karriere als Rennfahrer zurück, bevor er 2009 mit WRT an den Kommandostand wechselte. Der heute 46-Jährige ging unter anderem fünf Mal bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start (1999, 2001, 2002, 2005, 2007). 1995 trat er zum ersten Mal beim 24-Stunden-Rennen von Spa an, 2010 zum letzten Mal. 2002 gewann Vosse sein Heimrennen in den belgischen Ardennen sogar. 1996 trat er für drei Rennen in der deutschen Formel 3 an, bevor er den GT- und Tourenwagensport wechselte. 2006 gewann Vosse mit Aston Martin die GT1-Wertung in der Le Mans Series.

Die Zukunft der DTM: Neuer Name, Aston Martin & Co (09:36 Min.)