Der Königstransfer ist beschlossene Sache, jetzt könnte alles ganz schnell gehen. Nach dem Abgang von Pascal Wehrlein in die Formel 1 zu Manor ist ein Platz frei geworden beim Mercedes AMG DTM-Team. "Ich bin mega happy, dass ich es in die Formel 1 geschafft habe", sagte Wehrlein. "Damit geht für mich ein riesen Traum in Erfüllung. Auf der anderen Seite wäre es auch schön gewesen, den DTM-Titel zu verteidigen. Aber mein großes Ziel war immer die Formel 1."

Schon diese Woche könnte der Hersteller bekanntgeben, wer die Lücke des amtierenden DTM-Meisters füllt und wie die komplette Fahreraufstellung für 2016 aussieht. Die besten Chancen auf die Nachfolge des scheidenden Champions dürfte Esteban Ocon besitzen. Der junge Franzose wurde zwar kürzlich als Ersatzfahrer beim Formel-1-Team von Renault vorgestellt und soll auch einige Freitags-Trainings bestreiten. Allerdings hat Renault das französische Top-Talent lediglich ausgeliehen, wie unter anderem der neue Teamchef Frederic Vasseur verriet. Ocon steht somit weiter bei Mercedes unter Vertrag.

Kurzer DTM-Vorgeschmack

Der amtierende GP3-Meister ist bereits mit den Abläufen in der DTM vertraut. Im vergangenen Jahr begleitete er das Team an die Strecke. Beim Saisonfinale in Hockenheim erhielt der 19-Jährige sogar einen ersten Vorgeschmack, als er kurzzeitig für den erkrankten Daniel Juncadella einsprang. Ocon selbst hatte letztes Jahr mehrfach erzählt, dass er die DTM gegenüber der GP2-Serie bevorzugen würde.

Ocon wäre sicherlich ein würdiger Nachfolger für Wehrlein, der dieses Jahr erwartungsgemäß sein Debüt in der Formel 1 gibt. Der Ziehsohn von Fred Vasseur - beide kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei dessen Team ART Grand Prix - gilt als eines der größten Motorsport-Talente der Welt. Mercedes hatte seine Fähigkeiten erkannt und vertraglich gebunden. Ende 2015 zog der Hersteller die Option auf eine Vertragsverlängerung.

Starke Saison in der GP3-Serie: Esteban Ocon, Foto: GP3 Series
Starke Saison in der GP3-Serie: Esteban Ocon, Foto: GP3 Series

Kandidat für ART GP

Vor allem für das junge Mercedes-Einsatzteam ART Grand Prix wäre Ocon ein heißer Kandidat. Somit wäre die Nähe zum Vertrauten Vasseur weiterhin gegeben. Für den französischen Rennstall startete Ocon zuletzt in der GP3, 2013 ebenfalls in der Formel Renault 2.0. Seine Wertschätzung brachte Vasseur kürzlich zum Ausdruck, als er sagte, dass er Ocon nicht zu Renault geholt hätte, würde er dem jungen Mann keine Chance in der Formel 1 zutrauen. Die DTM könnte eine Zwischenstation auf dem Weg in die Königsklasse des Formelsports sein.

Neben Ocon gab es zuletzt noch einige andere Kandidaten, die als Wehrlein-Nachfolger infrage kamen. Etwa Kevin Magnussen, der sich bei einem DTM-Test stark präsentiert hatte. Der Däne konnte allerdings genügend Sponsorengelder auftreiben - die Rede ist von rund sieben Millionen Euro - um seine Rückkehr als Stammfahrer in die Formel 1 zu finanzieren. Der frühere McLaren-Pilot heuert für 2016 bei Renault an.

Ocon und Kirchhöfer fuhren 2015 für ART GP in der GP3, Foto: GP3 Series
Ocon und Kirchhöfer fuhren 2015 für ART GP in der GP3, Foto: GP3 Series

Nachfolger von Ocon gesucht

Auch Marvin Kirchhöfer war eine Option, wenn auch eher als Ersatzfahrer des DTM-Teams. Der junge Deutsche, 2015 bei einigen DTM-Rennen vor Ort, schloss seine zweite GP3-Saison erneut als Gesamtdritter ab. Seine Nähe zu ART Grand Prix galt als eine Möglichkeit für den Wechsel vom Formel- in den Tourenwagen. Er könnte theoretisch Ocons Nachfolge auf der Ersatzbank einnehmen, sollte sein Rivale aus der GP3 tatsächlich eines der DTM-Cockpits besetzen.

Wehrlein galt zuletzt als wahrscheinlichster Abgänger beim Mercedes-Team. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com standen über den Winter auch Robert Wickens und Lucas Auer auf der Kippe. Inzwischen erscheint es jedoch als durchaus möglich, dass die Affalterbacher auch 2016 auf ihre Piloten aus der Vorsaison vertrauen.

Damit würden neben Ocon der erfahrene Gary Paffett, Christian Vietoris, Paul Di Resta, Daniel Juncadella, Maximilian Götz, Wickens und Auer im AMG-Mercedes starten. Audi und BMW hatten ihre Fahrerkader bereits im vergangenen Jahr vorgestellt. Beide Hersteller verzichteten auf Fahrerwechsel. Damit wäre Ocon der einzige neue Pilot für die Saison 2016 in der Tourenwagenserie.