Die gute Nachricht vorweg: Am Sonntag sollte es keine Probleme mehr wegen eines gesperrten Luftraums geben. Damit der Start des Rettungs-Helikopters nicht gefährdet ist - auch wenn Vladimir Putin wieder den Luftraum des Moscow Raceways bemüht -, erhielt der DTM-Hubschrauber eine Sondergenehmigung und wurde als Militär eingestuft. Bei knapp 30 Grad Luft- und 28 Grad Streckentemperatur war also alles angerichtet für den ersten DTM-Lauf in Russland.

Die Spitze entschied sich für eine unterschiedliche Reifenwahl: Mike Rockenfeller ging mit den Optionsreifen ins Rennen, Mattias Ekström wählte überraschend die härtere Mischung. BMW ging mit der gleichen Taktik ins Rennen, Augusto Farfus startete auf weich, Bruno Spengler auf hart. Pole-Sitter Rockenfeller erwischte einen Traumstart, Teamkollege Ekström ebenfalls. Dahinter reagierte Farfus etwas zu spät, konnte aber seinen dritten Rang gegen Bruno Spengler verteidigen.

Für Bruno Spengler war es ein Rennen zum Vergessen, Foto: RACE-PRESS
Für Bruno Spengler war es ein Rennen zum Vergessen, Foto: RACE-PRESS

Dirk Werner erwischte einen mäßigen Start und musste Positionen abgeben, der Profiteur hieß Gary Paffett, der sich von seinem siebten Startplatz gleich verbessern konnte. Große Probleme hatte Bruno Spengler, der noch in Runde eins einen Platz an Jamie Green abgeben musste, eine Runde später an Gary Paffett. Der amtierende Meister verlor weiter Platz um Platz, in Runde vier passierte dann schließlich was passieren musste: Miguel Molina wollte die Gunst der Stunde nutzten und ebenfalls am Kanadier vorbeigehen, war bei diesem Vorhaben allerdings zu optimistisch und kegelte Spengler in Turn 1 von der Strecke.

Während der BMW-Pilot das Rennen fortsetzten konnte, musste Molina in der Box aufgeben. An der Spitzte entwickelte sich ein spannendes Fernduell. Green und Paffett wechselten unmittelbar nach der Öffnung des Boxenstoppfensters auf den Options-Reifen, Ekström wartete noch bis Runde acht, während Rockenfeller an der Spitze ohne Stopp weiter konstante Rundenzeiten fahren konnte.

Rockenfeller steckt im Verkehr fest

Als erster der Spitzengruppe, der auf den Options-Reifen startete, kam Augusto Farfus an die Box. In Runde 28 wechselte der Brasilianer auf die härteren Reifen und sortierte sich unmittelbar hinter Ekström und vor Green wieder ein. Während Rockenfeller an der Spitze - noch immer ohne Stopp - auf das Ende des Feldes auflief und viel Zeit beim Überrunden verlor, absolvierte Paffett in Runde 30 schon seinen zweiten Stopp und ging mit den harten Reifen auf seinen letzten Stint. Nach seinem Stopp sortierte er sich mit fast einer Runde Rückstand direkt vor dem Führenden wieder ein.

Weil die Rennleitung aber Paffett nicht die blaue Flagge zeigte, kam Rockenfeller nicht am Mercedes-Piloten vorbei. Noch schlimmer wurde es aber, als Farfus in Runde 42 zu seinem zweiten Stopp kam und vor Paffett wieder auf die Strecke gelassen wurde. Der immer noch hinter Paffett fahrende Rockenfeller verlor beim anschließenden Zweikampf zwischen Farfus und Paffett weiter Zeit, die Reaktion der Phoenix-Mannschaft kam zu spät.

Gary Paffett war mit dem Mercedes auf verlorenem Posten, Foto: RACE-PRESS
Gary Paffett war mit dem Mercedes auf verlorenem Posten, Foto: RACE-PRESS

In Runde 45 kam der Meisterschaftsführende schließlich zu seinem ersten Stopp, Ekström konnte allerdings in der Zwischenzeit viel Zeit gut machen und ging virtuell - weil Tambay noch immer ohne Stopp an der Spitze fuhr - in Führung. Eine Runde später kam Jamie Green zu seinem zweiten Stopp. Der Brite fand sich auf der Strecke zwischen Farfus und Paffett ein.

Inzwischen sorgte das Kuriositätenkabinett der DTM wieder für zweifelhafte Unterhaltung: Zunächst gab es eigenartige Strafen, zum Beispiel musste Juncadella in einer Runde eine Sekunde langsamer fahren, weil er zu oft die 'Track limits' nicht beachtete, dann erhielt Marco Wittmann eine 5-Sekunden Pit-Stop-Penalty, weil er blaue Flaggen ignoriert hatte. Beim Absitzen der Strafe wurde er aber just in dem Moment wieder losgelassen, als Adrian Tambay die Box aufsuchte, fast wäre es zur Kollision gekommen. Besonders kurios: Weil die Mannschaft von Abt zu Beginn des Rennens einen Boxenstopp andeutete, dann aber wieder zurück in die Box ging, leitete die Rennleitung eine Untersuchung gegen das Team ein.

Phoenix reagiert

Auf der Strecke ging es derweil spannend weiter: Nachdem sich Rockenfeller hinter Ekström einfand, stellte die Phoenix-Mannschaft von Ernst Moser Rockenfellers Strategie um. In Runde 55 kam er zu seinem zweiten Stopp und wechselte erneut auf die harten Reifen. Erst zehn Runden später kam Mattias Ekström - zu spät für den Schweden, der mit den weichen Reifen im mittleren Stint 57 Runden fuhr. Rockenfeller übernahm mit vier Sekunden Vorsprung wieder die Führung und fuhr das Rennen entspannt zu Ende.

Doch dahinter wurde es noch einmal spannend: Adrien Tambay, der erst in Runde 68 zu seinem letzten Stopp kam, fand sich hinter Augusto Farfus auf Rang vier wieder. Der Brasilianer verteidigte aber die letzten sechs Runden seine Podiumsplatzierung beherzt. Weil Gary Paffett Jamie Green in den letzten Runden noch mit einem sehenswerten Manöver überholte, landete der beste Mercedes-Pilot auf dem fünften Rang. Hinter Green komplettierten Joey Hand, Dirk Werner, Timo Scheider und Christian Vietoris die Top-10. Pascal Wehrlein und Robert Wickens verpassten die Punkte knapp.

Für drei prominente Namen war das erste Rennen in Moskau eine Katastrophe: Timo Glock konnte im Rennen keine Steigerung zeigen und beendete den Sonntag auf Platz 16. Martin Tomczyk setzte seine Seuchen-Serie ohne Punkte auf Rang 17 fort und hat in der Meisterschaft weiterhin null Punkte auf dem Konto. Bruno Spengler konnte sich nach den Problemen in der Startphase nicht mehr erholen und blieb als 19. ebenfalls punktelos.