Die Autos sind für alle gleich - die Voraussetzungen nicht. Während Audi und Mercedes auch in der neuen DTM-Saison auf ihre eingespielten Teams vertrauen, mussten sich die BMW-Vertreter komplett neu aufstellen. Dabei war nicht nur die Entwicklung des BMW M3 eine Herausforderung, sondern auch das Erlernen der Abläufe während eines Rennwochenendes. Ein großes Thema: die Boxenstopps. Wer auf der Strecke schnell ist, dafür aber Sekunden beim Reifenwechsel verliert, hinkt hinterher. Deshalb legten die Münchner während der Winter-Tests das Augenmerk auf die komplexen Abläufe in der Boxengasse.

"Bei den Boxenstopps konnten wir große Fortschritte erzielen, denn die ersten waren noch etwas schwierig", sagt etwa Bruno Spengler im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Die ersten Stopps haben noch recht lange gedauert. Vor den ersten Übungen mit Schnitzer hatte ich erwartet, dass das eine superschwere Aufgabe wird und dass wir nicht auf Anhieb einen Drei-Sekunden-Stopp hinbekommen."

Spengler sei dann überrascht gewesen, dass das Zusammenspiel der Mechaniker sowie des Fahrers schon recht gut funktionierte. "Ich habe meinen Jungs beim Test in Valencia gesagt, dass ich von ihrer Schnelligkeit beeindruckt bin", so Spengler. "Natürlich ist 'schnell' immer relativ. Man braucht auch die Zeit zum Üben, die ist aber nicht immer vorhanden."

Bei den Stopps macht es zudem einen großen Unterschied, welcher Fahrer denn nun die Box ansteuert. Das konnte man auch beim Schnitzer-Team beobachten, wo mit Spengler ein sehr erfahrener Pilot auf einen Neueinsteiger in Form von Dirk Werner trifft. "Am Anfang macht es sicherlich einen Unterschied, ob einer erfahrener oder ein weniger erfahrener Pilot an die Box kommt", erklärt Spengler. "Der erfahrene Pilot fährt viel schneller rein, das müssen die Jungs erst einmal lernen, wenn das Auto schneller an der Box steht."

Für DTM-Rookie Werner ist das Boxenstopp-Prozedere neu, in der ALMS lief es komplett anders. "Da stehen die Mechaniker hinter der Mauer, da kann man keinen umfahren", erklärt er die Abläufe der US-GT-Serie bei Motorsport-Magazin.com. "Ich habe viele Boxenstopps geübt, denn man darf in keinem Teil Zeit verschenken: Boxenanfahrt, spätes Bremsen für das Speed Limit, das Reinfahren in die Box. Man fährt quasi in eine Menschengasse, das ist schon eine Herausforderung." Hier sieht Werner einen klaren Vorteil bei den erfahrenen Piloten - ein Vorteil, der BMW zumindest bei den ersten Rennen des neuen Jahres etwas ins Hintertreffen geraten lassen könnte.

"Es ist etwas anderes, ob man ein halbes Jahr lang Boxenstopps übt oder ob man das mehr als zehn Jahre lang bei zehn Rennen pro Jahr macht", so Werner mit Bezug auf Audi und Mercedes. "Ob wir gut aufgestellt sind, ist relativ. Wir haben auf jeden Fall unser Bestes gegeben. Man darf auch die Verantwortung als Fahrer nicht vergessen: ich fahre erst einmal lieber mit 90 statt mit 101 Prozent an die Box."