Es war nicht nur das erste Qualifying der Saison, sondern auch das erste Qualifying mit dem neuen Hankook-Reifen. "Sie sind schwarz und rund", berichtete Mike Rockenfeller schon vor dem Wochenende auf dem Hockenheimring. Aber wie zufrieden waren die Fahrer nach der ersten Zeitenjagd? Maro Engel fand jedenfalls eine treffende Antwort: "Der, der auf Pole steht, wird am glücklichsten sein. Die, die ganz hinten stehen, eher nicht."

Sehr zufrieden müsste also Bruno Spengler sein, der in Hockenheim die erste Pole seit eineinhalb Jahren holte. "Über den Winter haben wir gesehen, dass der Reifen sehr konstant ist und wir ganz zufrieden mit ihm sind", berichtete der Pole-Mann gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Der Kanadier hat nur ein großes Problem: Am Freitag war es über weite Strecken nass, heute Vormittag fuhr er lediglich sechs Runden. "Ich bin keine Long-Runs gefahren und weiß nicht, wie sich der Reifen entwickelt. Jetzt muss ich morgen im Warm-Up so viel wie möglich fahren und schauen, wie sich das alles entwickelt."

16 Plätze weiter hinter landete Spenglers Markenkollegin Susie Stoddart, die dem neuen Reifen zumindest im Qualifying noch nichts positives abgewinnen konnte. "Mir fällt es noch schwer, den Reifen auf der ersten Runde hinzubekommen und das Maximum rauszuholen. Das müssen wir schnell verbessern." In Sachen Long-Runs fand die Schottin jedoch nur gute Worte: "Wir haben im Winter schon viele Informationen gesammelt, damit sind wir zufrieden. Im Rennen kann es aber immer anders laufen, immerhin belastet der Hockenheimring die Reifen nicht so stark."

Vorteile für die Rookies

Auch Hankook kann qualmen, Foto: Sutton
Auch Hankook kann qualmen, Foto: Sutton

Einen klaren Vorteil hat Christian Vietoris. Wie die anderen vier Neueinsteiger muss er sich nicht vom letztjährigen Dunlop-Reifen umgewöhnen. Und auch für das Rennen sieht der Mercedes-Pilot keine Schwierigkeiten: "Es werden vielleicht 10 bis 15 Runden auf einem Reifen gefahren, das sollte man schon noch schaffen, schließlich haben wir ja auch zwei Boxenstopps. In der GP2 fahren wir ja 30 Runden am Stück."

Aber was sagten eigentlich die Audi-Piloten zum neuen Reifen, schließlich haben sie die Pole heute verpasst? Timo Scheider musste jedenfalls feststellen, dass die neuen Reifen keine drei schnellen Runden erlauben. "Ich musste in Q3 eine zweite schnelle Runde dranhängen, es war ein Riesenwunder, dass ich es noch in Q4 geschafft habe. Uns war klar, dort nur noch Gast zu sein."

Martin Tomczyk sucht Kritikpunkte

Zwar riskierte Scheider erneut alles, musste aber auf die Fehler der anderen hoffen. Der zweifache Champion wunderte sich zudem über die unterschiedlichen Gripverhältnisse bei bewölktem und sonnigen Himmel. "Da fehlt uns wohl noch einfach die Erfahrung der Reifen. Wir haben uns schon gewundert, dass in Q3 niemand schneller fuhr."

Aber gibt es denn überhaupt keine richtigen Kritikpunkte an den neuen Hankook-Reifen? "Wenn man unbedingt einen negativen Punkt sucht: Die Arbeit mit den Reifen ist deutlich leichter", so Routinier Martin Tomczyk im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Er verzeiht viele Fehler und bevorteilt die erfahrenen Piloten nicht unbedingt. Auch die Spiele mit dem Luftdruck und dem Heizprozedere sind nicht mehr so umfangreich."

Man kann also festhalten, dass Hankook einen richtig guten Job gemacht hat. Einige Fahrer müssen sich im Laufe der ersten Saisonrennen noch an die Feinheiten gewöhnen. "Aber generell ist das Feedback positiv", findet auch Tomczyk. "Auch über die lange Distanz sollte es keine Probleme geben."