Geradezu perfekt startete die Saison für Gary Paffett. Der Brite holte in Hockenheim nicht nur die Pole-Position, sondern siegte auch noch. Obwohl am Anfang Martin Tomczy die Führung übernommen hatte, konnte Paffet den Reifenschaden des Konkurrenten ausnutzen und sich an der Spitze positionieren und fuhr danach ein lockeres Rennen. "Genau das will man zu Beginn einer Saison erreichen", freute er sich nach seinem 15. Sieg in der DTM.

Der Tabellenleader hatte jedoch schon beim zweiten Rennen weniger Glück. In Valencia kämpfte er mit zwei Audi-Gegnern. Diverse Schimpfwörter blieben da nicht aus. "Am Anfang sind sie mir überall in die Seite rein, mitten in der Kurve. Das kann man nicht hinnehmen und ich kann nicht glauben, dass sie auf der Strecke bleiben durften", beschwerte sich Paffett nach dem Rennen, das er nur als Siebter abschloss. Danach reiste er erst einmal in die Türkei. Denn Paffet bestritt 2010 nicht nur die DTM, sondern war auch noch Formel-1-Ersatzfahrer bei McLaren. Trotz der Doppelbelastung ließ sich der Brite nicht von seinem Erfolgskurs abbringen. "Klar, dadurch habe ich mehr zu tun, aber selbst nach dem Überseerennen in China kam ich zurück und gewann das DTM-Auftaktrennen in Hockenheim. Ich genieße es wirklich", betonte er.

Doch zu viel vorgenommen?

Nur Fünfter auf dem Eurospeedway, ein sechster Platz auf dem Norisring. Hatte sich Paffett mit seinen Aufgaben in der F1 und seinen Titelambitionen in der DTM etwa doch zu viel aufgehalst? Rein rechnerisch hatte der Brite durchaus noch Chancen auf den DTM-Titel. Gas geben stand auf dem Programm. "Ich will regelmäßig auf dem Podium stehen und noch mehr Siege holen, damit ich Bruno (Spengler) im Titelkampf herausfordern kann", hatte sich Paffett dann vorgenommen. Zumindest sein Team Salzgitter Mercedes-Benz AMG lag nach vier Rennen in der Teamwertung mit 51 Punkten in Führung.

Auf dem Nürburgring schaffte es Gary Paffett noch auf das Podium, Foto: Sutton
Auf dem Nürburgring schaffte es Gary Paffett noch auf das Podium, Foto: Sutton

Sein Rivale Bruno Spengler siegte auf dem Nürburgring, doch Paffett konnte mit dem dritten Rang zumindest noch einige Punkte sammeln. In Zandvoort gelang ihm dann der Rückschlag mit dem zweiten Saisonsieg. Timo Scheider patzte am Start und diese Einladung ließ sich der Brite nicht entgehen und so ging er schon in Runde eins in Führung. Nur noch neun Punkte trennten ihn von Teamkollegen Spengler. "Es sieht viel besser aus als vorher. Auch Bruno hat mal einen schlechten Tag, in Zandvoort war das der Fall. Jetzt bin ich noch motivierter als zuvor, hoffentlich können wir die gute Form aus Zandvoort auch in Brands Hatch umsetzen", hoffte Paffett.

Dass er den Speed von Paul Di Resta am Wochenende in Brands Hatch nicht mitgehen konnte, wusste Paffett wohl schon vor dem Rennen. Dass ihm ein Neuling eine Strategielehrstunde erteilte war jedoch neu. Denn Miguel Molina kam noch vor ihm aus der Box. So musste sich der 29-Jährige mit Punktesammeln für den fünften Rang zufrieden geben. Eine andere Strategie blieb Paffett auch in Oschersleben und Hockenheim nicht. In beiden Rennen schrammte er nur knapp am Podest vorbei und konnte jeweils nur fünf Zähler auf sein Konto gutschreiben lassen.

"Mit dem Rennsieg in Hockenheim startete die Saison fantastisch, aber in den nächsten Runden hatte ich ein wenig Probleme, das Setup auf meine Bedürfnisse abzustimmen", erklärte Paffett gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Der Wendepunkt zum Vizetitel

Natürlich verfolgte Paffett noch immer nur ein Ziel: "Momentan liege ich 14 Punkte hinter Paul und elf Punkte hinter Bruno auf Platz drei der Gesamtwertung. So lange es rechnerisch möglich ist, werde ich den Titelkampf nicht aufgeben." Gesagt, getan. In Venedig startete der Meister von 2005 von der Pole, hatte im Rennen allerdings deutlich mit seiner C-Klasse zu kämpfen und drehte sich einmal von der Strecke. Trotzdem schaffte er es auf den zweiten Platz und konnte so seinen Rückstand auf neun Punkte verringern.

Nach einem Sieg musste Gary Paffett trotzdem Paul di Resta zum Titel gratulieren, Foto: Sutton
Nach einem Sieg musste Gary Paffett trotzdem Paul di Resta zum Titel gratulieren, Foto: Sutton

Auch ohne Sieg in Italien konnte sich Paffett vor dem Saisonfinale in Shanghai weiter Hoffnungen auf den zweiten DTM-Titel machen. Seine Chancen waren aber verschwindend gering. "Ich bin mit dem Ziel nach Adria gegangen, so viele Punkte wie möglich zu holen und meine Titel-Chancen aufrecht zu halten", berichtete er. "Ein Sieg wäre natürlich besser gewesen, aber mit dem zweiten Platz bin ich immer noch zufrieden."

"Als ich dann meine Setup-Probleme im Griff hatte, konnte ich auch wieder gute Ergebnisse einfahren", freute sich Paffett. Doch aus eigener Kraft war schon nach dem Hockenheim-Rennen nichts mehr möglich. In Shanghai musste er unbedingt gewinnen, ohne dass sein Teamkollege Punkte sammelt und zudem noch di Resta abfangen. Der Showdown in Shanghai wurde zum DTM-Krimi. Paffett gewann das Rennen, doch mit di Resta auf zwei, war es sein Markenkollege, der mit vier Punkten Vorsprung den DTM-Titel feiern durfte. Da Spengler nur auf den 13. Rang kam, reichte es für den Briten auf den zweiten Gesamtrang. Trotzdem freute er sich: "Das Abschlussrennen war wirklich gut. Es ist schon etwas sehr besonderes für die DTM auf einem Stadtkurs Mitten in Shanghai zu fahren und es war ein wundervolles Gefühl, dort auch noch zu gewinnen."

Für Motorsport-Magazin.com fasste er seine Saison noch einmal zusammen: "Ich habe die DTM-Saison 2010 wirklich genossen. Ich habe mit drei Siegen die meisten Rennen gewonnen und ich war der einzige Pilot, der in jedem Rennen Punkte sammeln konnte. Auch die Kämpfe mit meinen beiden HWA Mercedes Teamkollegen habe ich wirklich genossen. Wir waren als Team in diesem Jahr sehr dominant." So schloss Paffett seine achte DTM-Saison als glücklicher Vizemeister ab und denkt schon wieder weiter: "Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr."