Damit stieg die Popularität des früheren Rennfahrers und heutigen Marathon-Rallye-Piloten enorm. Ein Besuch bei dem 37 Jahre alten Südafrikaner, der aus einer Region stammt, die für viele Menschen eines der schönsten Reiseziele der Welt ist.

Südafrika: Natur pur, umgeben vom Atlantik, Weinanbaugebiet. Und die Heimat des erfolgreichsten Volkswagen Werksfahrers. Dabei ist sein Nachname durchaus trügerisch: de Villiers besitzt keineswegs südafrikanische Wurzeln, sondern trägt einen rein französischen Namen. "Vor mehreren hundert Jahren sind französische Vorfahren unserer Familie nach Südafrika ausgewandert", erzählt er. "Und zwar ziemlich exakt in jene Region, in der unsere Familie heute noch lebt." Geboren wurde Giniel de Villiers 1972 in Barrydale in der Western Cape Province, die von der Landwirtschaft lebt. Weinkulturen, aber auch der Anbau von Früchten bestimmen die Arbeit im Schoß von Mutter Natur. Südafrika-Touristen empfiehlt der Volkswagen Werksfahrer das Westkap, die Garden Route mitsamt Nationalpark, Straußenfarmen und einer Lagunenlandschaft sowie die Unterhaltungsangebote verschiedener Themenparks im Norden.

Obst, Traktoren und Gokarts auf dem Weg in den Rennsport

Heute lebt Giniel de Villiers in Stellenbosch, 55 Kilometer östlich von Kapstadt. Stellenbosch ist auch als Stadt der Eichen (Afrikaans: Eikestad) bekannt. Im Hügelland zwischen den bis zu 1.500 Meter hohen Bergen herrscht mediterranes Klima - ideal für den Weinanbau. Die Zahl der Weinkeller stieg in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich, ebenso die weltweite Reputation der südlichen Reben. Die Verbindung zur fruchtbaren Erde bekam der Rallyefahrer buchstäblich in die Wiege gelegt: Vater Pieter "Smittie" de Villiers war Plantagenbesitzer und kultivierte Pfirsiche, Äpfel, Birnen und Trauben. Schon im Alter von vier Jahren durfte der Filius, der mit zwei Schwestern groß wurde, erstmals an das Steuer eines Traktors. "Selbst unter Einsatz meines Körpergewichts konnte ich nicht die Kupplung treten", erinnert er sich schmunzelnd.

Einige Jahre später baute ihm sein Vater ein eigenes Gokart. "Es hatte einen Rasenmähermotor mit 200 Kubikzentimetern und war bis zu 50 km/h schnell", verrät er. Auf improvisierten Strecken rund um das Hofgut in Barrydale lieferte er sich Rennen mit seinen Freunden. Später, in den Jugendjahren, ergänzte ein Strandbuggy den Fahrzeugbestand.

Als sein Vater aus beruflichen Gründen 1986 nach Paarl in die Nähe von Kapstadt zog, besuchte Giniel de Villiers das dortige Gymnasium. Seine Lieblingsfächer: Mathematik und Naturwissenschaften. Als Fremdsprache erlernte er Englisch, seine Muttersprache ist Afrikaans. Von Paarl war der Weg zur Rennstrecke von Killarney nicht weit: Vater und Sohn verbrachten immer wieder ihre Wochenenden auf der Anlage. Irgendwann erwarb das Familienoberhaupt einen Rennwagen. Als sein Sohn mit gerade einmal 18 Jahren bereits schneller darin war, durfte er das Auto übernehmen. 1993 gewann Giniel eine erste nationale Klassenwertung im Tourenwagensport, im Folgejahr als Nissan-Werksfahrer die Klasse B der Südafrikanischen Produktionswagenmeisterschaft. 1995 stieg er in den Supertourenwagensport auf und gewann von 1997 bis 2000 die Südafrikanische Meisterschaft. Nach dem Niedergang der Serie wechselte er auf Wunsch eines Sponsors in die Südafrikanische Offroad-Meisterschaft, die er 2001 gewann. Sein "Dakar"-Debüt beendete er 2003 auf Platz fünf, bevor ihn Volkswagen 2005 unter Vertrag nahm.

Öffentlicher Stolz auf ersten afrikanischen "Dakar"-Sieger

Mit seinem Sieg bei der Rallye Dakar 2009 stieg Volkswagen Werksfahrer Giniel de Villiers endgültig in den Rang einer prominenten Sportgröße seiner Heimat auf, in der Rugby, Cricket und Fußball die beliebtesten Sportarten sind. Pieter Rossouw, Co-Trainer des populären Rugby-Vereins Bulls, war ein Mitschüler von Giniel de Villiers in Paarl. Ebenso Schalk Burger und Jean de Villiers (kein Verwandter!) aus der berühmten Springbok-Rugby-Mannschaft. Und zu einem der ersten Gratulanten nach dem Erfolg des "Dakar"-Siegers zählte Peter de Villiers (ebenfalls kein Verwandter!), der Trainer der Südafrikanischen Nationalen Rugby-Union.

Aber auch viele Mitmenschen aus dem Alltag sind von dem bescheiden auftretenden Motorsportler angetan. "Einer der am normalsten gebliebenen Prominenten, der immer lacht und immer Zeit für einen Plausch hat, wenn er am 19. Loch angekommen ist", lautet der Internet-Eintrag eines Golf-Kollegen. "Ich erinnere mich noch, als ich in Killarney in einem Clubrennen gegen ihn angetreten bin. Er ist ein fabelhafter, ganz bodenständiger Typ, der diesen Erfolg verdient hat. Toll, Gielie, ich bin stolz auf Dich", ergänzt Hobby-Pilotin Tracy McKay. Motorsport-Fan Steve vergleicht ihn sogar mit dem einzigen südafrikanischen Formel-1-Weltmeister: "Die ‚Dakar' ist so bedeutend wie die Indy 500 oder Le Mans. Und Giniels Leistung ist so gut wie die von Jody Scheckter 1979." Darüber freut sich der "Dakar"-Sieger ganz besonders. "Jody war ein großer Held in Südafrika und es ist eine echte Ehre, mit ihm verglichen zu werden", bekennt Giniel de Villiers.

Die gerne genutzten Abkürzungen "Gielie", aber auch "Boykie" - die aus Englisch und Afrikaans gebildete Verkleinerungsform für "boy", den Jungen - drücken immer wieder die enge emotionale Verbindung vieler Südafrikaner zu ihrem Motorsport-Star aus. Die Table View Library, eine Bibliothek aus Kapstadt, nutzte den Erfolg ihres Landsmannes sogar in Wort und Bild für ihr Jahresthema "Race to Knowledge".

Bodenständige Lebensweise und Verankerung in der Region

Der Erfolg bei der härtesten Marathon-Rallye der Welt hat am bodenständigen Lebensstil des 37 Jahre alten Südafrikaners nichts geändert, auch wenn er immer häufiger in der Öffentlichkeit erkannt wird. Weiterhin lebt er in einem Haus in Stellenbosch. Das umliegende Hügelland erkundet er nur zu gern mit seinem Mountainbike, aber auch mit einer KTM 450 Enduro. Sein geliebter Volkswagen Touareg mit TDI-Motor muss dann auch mal in der Garage bleiben. Auf dem Wasser zählt Kitesurfen am Strand im malerischen Somerset West, am Bloubergstrand vor der Kulisse des Tafelbergs und in Langebaan zu seinen beliebtesten Sportarten. Und im Golf Club in Stellenbosch arbeitet er immer wieder gern an seinem Handicap. Dass trotz so viel Sport und der obligatorischen gesunden Ernährungsweise Platz für erlesene regionale Genüsse bleibt, ist selbstverständlich. "Das Leben ist zu kurz, um einen schlechten Wein zu trinken", bekennt Giniel de Villiers, dessen Geschmack zu vielfältig ist, um eine einzelne Sorte aufzuführen. Einen ganz bestimmten Tropfen aber würde er sicher nicht ablehnen, auch wenn er nicht aus Südafrika stammt: Den Champagner für die Sieger der Rallye Dakar 2010 ...