Was macht die "Dakar" von der körperlichen Seite für einen Mediziner interessant?
Dr. Markus Preuth: Das, was die Fahrer und Beifahrer in den Cockpits leisten, ist wahrhaft Knochenarbeit. Sie müssen über eine lange Zeit nicht nur körperlich hart arbeiten, sondern darüber hinaus auch permanent die Konzentration wahren. Der kleinste Fehler und die Rallye kann sofort vorbei sein. Das hat ganz und gar nichts mit einer normalen Autofahrt zu tun, das ist hochklassiger Sport. Das Thema medizinisch zu betreuen, ist eine spannende Aufgabe.

Wie sieht denn der Alltag eines Teamarztes in Volkswagen Diensten aus?
Dr. Markus Preuth: Der Job ist sehr vielfältig. Alltäglich kann sein, die Fahrer im Ziel zu erwarten, dafür zu sorgen, dass sie ihren Flüssigkeitshaushalt rasch wieder ausgleichen und sich richtig ernähren. Aber auch, Teammitglieder im Falle eines Falles versorgen zu können, beispielsweise bei Sonnenbrand, Insekten-Stichen oder kleineren Verletzungen. Dabei ist man selbst ein Teil des Teams und muss den gleichen Marathon von Biwak zu Biwak absolvieren.

Der Teamarzt versorgt die Fahrer im Biwak., Foto: VW Motorsport
Der Teamarzt versorgt die Fahrer im Biwak., Foto: VW Motorsport

Was ist die größte Herausforderung für einen Arzt bei der "Dakar"?
Dr. Markus Preuth: Bei einem Notfall zu helfen, kann schon mitten in der Stadt ein Problem sein, bei der Rallye Dakar abseits der Zivilisation und teils weit entfernt vom nächsten Krankenhaus erst recht. Man muss stets wissen, wohin man Verletzte per Helikopter ausfliegen lassen und wie man schnell zu einem Unfallort gelangen kann. Der Dakar-Veranstalter ASO verfügt auch auf diesem Gebiet über sehr viel Erfahrung und stellt eine umfassende Versorgungseinheit zur Verfügung. Die Zusammenarbeit ist für uns sehr wichtig.

Auf welchen Teil der medizinischen Ausbildung muss man bei der "Dakar" am ehesten zurückgreifen?
Dr. Markus Preuth: Grundsätzlich muss man auf ein breites Wissen zurückgreifen können. Man ist Allgemein und Notfallmediziner, Chirurg und Anästhesist in Personalunion. Aber das Wichtigste lehrt für einen derartig komplexen Einsatz nicht die Universität: Man muss im Gelände unter hohem Zeitdruck richtig handeln. Dabei ist vor allem Entschlossenheit gefragt. Das ist auch eine Typfrage, nicht allein medizinisches Wissen.

Sind Motorsportler "harte Hunde"?
Dr. Markus Preuth: Oh ja. Sie beißen die Zähne zusammen, um ihr Ziel zu erreichen. Häufig kann sich eine lapidar wirkende Verletzung zu einer ernsthaften Diagnose ausweiten, die vor Ort gar nicht erkannt werden kann. Dann muss man sich als Arzt durchsetzen können.