Wie hast du dich bei BMW eingelebt?
Jutta Kleinschmidt: Ich habe mich sehr gut eingelebt, dank des Teams und auch dank Sven Quandts Unterstützung. Er hat mich, nachdem ich bei VW aufhören musste, sehr gut aufgenommen. Wir waren uns relativ schnell einig, dass wir zusammen die nächste Rallye Dakar angehen wollen. Ich glaube, wir sind jetzt beide glücklich über diese Entscheidung, denn wir haben dieses Jahr sehr gut zusammengearbeitet. Wir haben von Anfang an den Schwerpunkt darauf gelegt, das Auto zu verbessern. Wir wollten ein Auto bauen, mit dem man ganz vorne mitfahren kann. Da habe ich in Sven einen guten Partner gehabt. Er war bereit, das nötige Geld in die Entwicklung zu stecken, was natürlich viel weniger ist als bei den Werksteams. Aber ich glaube, wir haben das Wichtigste umgesetzt. Wir haben uns Schwerpunkte gesetzt: "Was ist am Wichtigsten für die Performance und für den Erfolg bei der Dakar." Das haben wir analysiert und überarbeitet und ich denke, es ist uns ganz gut gelungen. Deswegen bin ich im X-Raid-Team sehr glücklich. Ich habe ein Team gefunden, das schon gut durchstrukturiert war. Die Mannschaft ist sehr motiviert und ich versuche meinen Teil dazu beizutragen. Unsere Gruppe ist kleiner als ein Werksteam. Bei uns arbeiten jeweils zwei Mechaniker am Fahrzeug, bei größeren Teams sind das oftmals vier Personen. Somit müssen die Mechaniker bei uns mehr leisten. Trotzdem ist die Ausgangsposition hier gut und wir konnten auf einer soliden Basis aufbauen. Es hat sehr viel Spaß gemacht und das macht es immer noch. Ich finde, wir sind für die Dakar sehr gut vorbereitet. Wir brauchen jetzt das Rennglück ein bisschen auf unserer Seite, also zumindest so, dass uns kein Pech erwischt. Das reicht schon!

Jutta traut dem BMW ein Platz auf dem Podium zu., Foto: X-Raid
Jutta traut dem BMW ein Platz auf dem Podium zu., Foto: X-Raid

Glaubst du, dass es schon für den Gesamtsieg reicht?
Jutta Kleinschmidt: Dafür brauchen wir schon richtig Glück! Sollten wir ohne Probleme durchkommen, dann traue ich unserem Team X-Raid einen Platz auf dem Podium zu. Für mich ist Mitsubishi nach wie vor das stärkste Team. Stephane Peterhansel und Luc Alphand werden nur schwer zu schlagen sein. Eigentlich sind es ja vier, aber ich rede von den beiden, da das nach meiner Erfahrung die beiden stärksten Pakete sind. Wenn sie kein Problem haben, werden sie wohl auch vorne sein.

War die Umstellung von VW auf den BMW schwer?
Jutta Kleinschmidt: Nein, das war überhaupt nicht schwer. Der BMW-Motor ist ein leistungsfähiger 3 Liter-Motor und wir haben mit Reiger eine sehr gute Fahrwerksfirma. Das sind schon zwei Komponenten, die vorteilhaft sind. So haben wir versucht, das Auto weiter zu optimieren und das Beste rauszuholen. VW hat vom Konzept her ein breiteres und flacheres Auto, was auf hartem Untergrund schon hilft. Ich bin rundherum zufrieden mit unserem BMW X3CC.

Die beiden kennen sich schon lange., Foto: X-Raid
Die beiden kennen sich schon lange., Foto: X-Raid

Wie läuft bei dir ein Rallyetag ab?
Jutta Kleinschmidt: Man bekommt eine Startzeit in der Früh für die Verbindungsetappe zum Start der eigentlichen Spezialprüfung. Dabei geht es auf der Verbindungsetappe noch nicht auf Zeit. Die Spezialprüfung wird gezeitet und der Schnellste hat gewonnen. Anschließend geht es wieder auf einer Verbindungsetappe ins Biwak. Wenn man im Biwak ist, kümmert man sich zuerst um die Presse. Dieses Jahr ist es so, dass jeder Fahrer, der unter die ersten zehn der Tageswertung gekommen ist, ins Pressebüro muss und sich dort eine halbe Stunde Zeit für die Journalisten nehmen muss. Das müssen wir hoffentlich jeden Tag erledigen! Danach spreche ich mit meinen Mechanikern. Wir besprechen die technischen Sachen, die mir aufgefallen sind und die für den nächsten Tag noch mal geprüft oder geändert werden sollen, zusätzlich zu den Routinearbeiten. Danach gibt es ein Gespräch mit dem Teammanager und man spricht u. a. darüber, wie viel Diesel man für die kommende Etappe braucht, wie viele Ersatzräder und welche Ersatzteile benötigt werden. Zum Beispiel bei den Marathonetappen nimmt man mehr Ausrüstung mit. Wir überlegen gemeinsam die Vorgehensweise für die kommende Etappe. Wenn das Gespräch vorbei ist, setze ich mich mit Tina Thörner, meiner Beifahrerin, an die Landkarten und wir schauen, dass wir eine Karte für den nächsten Tag zusammenbekommen, da man die nicht vom Veranstalter bekommt. Wenn das vorbei ist, geht man im Biwak essen. Das erste Essen gibt es schon bei der Ankunft im Biwak. Sonst verhungert man ja. Danach ist das Briefing, das ist die Besprechung mit Informationen für den nächsten Tag vom Veranstalter. Anschließend versuche ich bald ins Bettchen zu kommen. Je mehr Schlaf du abkriegst, umso besser ist es. Es wird eh meistens spät und wir müssen früh raus.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit dem Beifahrer?
Jutta Kleinschmidt: Sehr wichtig, da bei uns die Strecke nicht bekannt ist. Das heißt, man fährt immer eine Strecke, die man noch nicht kennt. Da braucht man jemanden an seiner Seite, der/die sehr gut navigieren kann, damit man möglichst wenig Zeit durch verfahren verliert. Man kann mit einer guten und präzisen Zusammenarbeit viel Positives erreichen. Mit Tina habe ich eine wunderbare Zusammenarbeit. Wir sprechen viele Sachen ab, von denen wir glauben, dass sie für die einzelnen Etappen wichtig sind. Wir setzen uns abends mit dem Roadbook zusammen und wenn wir irgendwelche unklaren Zeichen im Roadbook entdecken, sprechen wir darüber. Nicht, dass wir dann im Rennen anfangen müssen zu klären, wie das Zeichen gemeint sein könnte. Falls wir trotzdem mal ein Problem mit der Navigation haben sollten, dann werden wir gemeinsam versuchen, wieder auf den richtigen Pfad zu kommen. Auch andere Schwierigkeiten wie bspw. wenn wir uns einsanden oder einen Plattfuss haben, lösen wir in Teamarbeit. Jeder hat seine im Vorfeld festgelegten Handgriffe. Plattfüße haben wir in der Werkstatt geübt. Da muss jeder Handgriff sitzen. Auch das Aufpumpen und Ablassen von Luft in bzw. aus den Reifen haben wir geübt und optimiert. Außerdem ist es wichtig, dass dazu die richtige Ausrüstung an Bord ist.

Auch ihren Teamchef Sven Quand kennt sie schon von früher., Foto: X-Raid
Auch ihren Teamchef Sven Quand kennt sie schon von früher., Foto: X-Raid

Wie bereitest du dich Fitnesstechnisch vor?
Jutta Kleinschmidt: Ich fahre nach wie vorne gerne und viel Fahrrad. Damit betreibe ich hauptsächlich Konditionsaufbau. Zusätzlich mache ich noch Krafttraining für Rücken, Halsmuskeln und für die Hände sowie Gymnastik, dass ich einfach geschmeidig bleibe. Außerdem habe ich einen Fitnesstrainer, den ich jede Woche einmal besuche. Dann machen wir Fitnesschecks. Daran kann man ganz gut sehen, wie der Verlauf ist. Bei Bedarf stellen wir mein Training entsprechend um. Mein Trainer gibt mir Anweisungen und Tipps, dass ich mein Training unter der Woche dementsprechend durchführe und optimiere. Zusätzlich lasse ich regelmäßig mein Blut untersuchen. Daran sieht man, ob die Ernährung passt. Vor der Rallye Dakar ist es wichtig, dass die Mineralwerte gut sind. Die sollen besser an der oberen Grenze sein und nicht an der unteren. Bei Bedarf kann man die Mineralienversorgung mit Präparaten unterstützen.