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Mercedes in der ChampCar

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 45454
Mich würden ein paar Infos zu Mercedes Benz als Motorenhersteller in der ChampCar interessieren.

Welche Unterschiede gab es damals vom Formel-1 udn vom ChampCar Motor?
Waren die Konstrukteure von F1 und ChampCar Motor die gleichen?
Wieso stieg man Ende 1998 so plötzlich aus der ChampCar aus, obwohl man doch sehr erfolgreich war?
Hatte Mercedes eine engere Partnerschaft mit einem Team`?
Hat jemand technische Daten der Mercedes ChampCar Motoren?
In welchen Jahren fuhr Mercedes vor 1994 in der ChampCar/USAC/AAA?

Und wem sonst noch was einfällt, alles hier posten! :D)

Beitrag Samstag, 12. August 2006

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@Michael es gibt ein Buch darüber - leider von Mercedes herausgegeben und deshalb entsprechend pathetisch. Das war ein Grund warum ich es mir damals nicht gekauft habe, inzwischen kriegt man es kaum mehr. Es kam auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt heraus, als in der CART-Serie nichts mehr lief und man gleich zwei Piloten durch tödliche Unfälle verlor.

Ein eigentliches Engagegment von Mercedes war es ja nicht, es war im Grunde der von Paul Morgan und Mario Ilien übernommene Ilmor-Motor, der auf einem Chevy V8 basierte. 1994 nutzt man ein Schlupfloch im Indy-Reglement um einen riesigen 2-Ventil-Motor für Indy zu bauen. Auch das kein Mercedes - auch wenn man später gerne so tut. Es war lediglich eine Auftragsarbeit von Mercedes bei Ilmor.

Ab Ende 1993 beteiligt sich Mercedes-Benz wirklich (zum Teil) bei Ilmor - 2005 hat man die Fa. dann komplett geschluckt.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 4967
Ich möchte noch gerne auf Bobby Rahal hinweisen, meines Wissens
fuhr er doch lange Zeit mit Mercedes Motoren in der Cart Serie.

Ihr wisst ja, Cart ist gar nicht mein Ding. :oops: Es ist etwa das gleiche
wie bei Alfalfa und LotusFan mit den Rennautos mit Dächern. :wink:

Beitrag Samstag, 12. August 2006

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Mercedes verließ die Cart natürlich nicht 1998 sondern erst am dem Ende der Saison 2000 nachdem der erste und wichtigste Partner von Mercedes in der Champ Car, Penske, bereits 1999 in Richtung IRL abwanderte.

Grund für den Ausstieg waren neben der zunehmenden Bedeutungslosigkeit der Champ Car das immer mehr intensivierte Engagement in der F1 und das recht gute gelingen der Neuauflage der DTM im Jahre 2000, welches von da an neben dem F1-Engagement absolute prioität genoss.
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FÜNF IST TRÜMPF
DTM Champion 95-00-01-03-06
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Beitrag Samstag, 12. August 2006

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Penske ging erst Ende 2001 in die IRL - nachdem man noch 2x mit Honda die Meisterschaft gewannen (die aber, wie Du richtig schreibst, immer bedeutungsloser wurde - zeitweise las sich das wie eine brasilianisch/mexikanische-Meisterschaft - klar dass die Amis das irgendwann nicht mehr wollten). Die Trennung von Mercedes erfolgte 1999 nach 4 sieglosen Jahren - man gab im selben Jahr auch den Bau eigener Chassis auf. Mercedes fuhr 2000 noch ein Jahr mit gebremsten Schaum bei den Champcars - gewonnen hat man nichts mehr.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 8060
Die Geschichte von Mercedes-Benz bei den Champcars ist im Grunde lediglich die Geschichte der Fa. Ilmor.

Ich fasse mal ganz kurz die Vorgeschichte zusammen:

Der erste große Auftritt von Mario Ilien (der einen Hälfte von Ilmor) war sein Beitrag an der Entwicklung des Cosworth DFV F1-Motors zum DFY, zusammen mit dem legendären Heini Mader. Michele Alboreto pilotierte den Motor gleich beim ersten Rennen zum ersten Platz. Danach war mit Siegen auch gleich wieder Schluss, denn inzwischen hatten die Turbomotoren ihre Kinderkrankheiten überwunden und die Saugmotoren waren nicht mehr konkurrenzfähig.

Doch ein weiterer grosser Wurf von Mario Ilien folgte sogleich: der Cosworth-Motor für den legendären Ford Sierra. 1983 war nach 4 Jahren Schluss bei Cosworth, Ilien trieb's in die Selbstständigkeit!

Hier halfen seine guten Conncetions zu Ford. Die beste aller Möglichkeiten bot sich durch einen Freund namens Paul Morgan (wir ahnen es - das MOR in Ilmor), Verbindungsmann zwischen Cosworth und den Teams der amerikanischen CARTSerie. Durch ihn erfuhr er, dass Roger Penske, der legendäre und steinreiche Teamchef, einen neuen Indy-Motor entwickeln wollte (Penske war es übrigens auch, der später den Kontakt zu Mercedes-Benz vermittelte). Geistesgegenwärtig rief Ilien ihn einfach an - und bereits am nächsten Tag hatte er einen Zeitplan und ein Budget aufgestellt und flog in die USA. Am übernächsten Tag hatte er den Auftrag in der Tasche. Während sich Paul Morgan um die Administration kümmerte, zeichnete und konstruierte Illien.

Anfangs 1984 gründete er mit Morgan die Firma Il-Mor Engineering in Brixworth. Penske und Chevrolet boten sich als Geldgeber an - der amerikanische Autohersteller will mit den Motoren allerdings (zunächst noch) nichts zu tun haben und einzig als Teilhaber von dem Unternehmen profitieren.

Am 10. Mai 1985 lief der erste Motor auf dem Prüfstand, im August fand die Feuerprobe mit Rick Mears am Steuer statt. Einen Monat darauf wurden rennmässige Versuche auf dem Oval von Michigan unternommen.

Die Premiere des Ilmor V8 fand am 7. April 1986 beim CART-Rennen von Phoenix, Arizona statt. Plötzlich heißt der Motor zwar Chevrolet, aber man muss ja auch an die Werbewirksamkeit denken - und wer kennt in den USA schon einen Ilmor!

Bereits im ersten Rennen gab's eine schnellste Runde für das Versuchskaninchen Al Unser. Im nächsten Rennen griff dann der große Rick Mears ins Lenkrad. Im Verlauf des Jahres gelangen ihm mit dem Penske-Chevy zwei Pole Positions.

1987 fuhren bereits drei Teams mit den Motoren von Ilmor; Penske, Newman-Haas & Pat Patrick. In Long Beach holte Mario Andretti den ersten Sieg; 4 weitere folgten, dazu 8 Poles in 15 Rennen. 1988 folgte dann der erste Meistertitel durch Danny Sullivan.

Die Erfolgserie war nicht von kurzer Dauer: Zwischen 1987 und 1998 gewannen die llmor-Motoren 166 Rennen, siebenmal die Indianapolis 500 und sieben Indycar-Titel. Zwischendurch leisteten die Motoren an die 1000 PS, bevor eine Regeländerung Einhalt gebot.

Und wie kriegen wir jetzt den Bogen zu Mercedes? Ganz einfach - über den Umweg Formel 1.

1988 plant die Fa. Ilmor den Bau eines 3,5-Liter-V1O-Motors für die Formel 1. Mitte 1990 läuft das Aggregat zum ersten Mal auf dem Prüfstand. 1991 wird die Konstruktion an Leyton House verkauft - der Motor ist schnell konkurrenzfähig, aber kein Wunderwerk - ein mickriges Pünktchen schafft man 1991. 1992 wird er weiter von March und Tyrrell eingesetzt.

1993 finanziert Mercedes-Benz dann das 'Update' dieses Motors für den Sauber. Als am Jahresende Mercedes die bisher von General Motors gehaltenen 25 Prozent von Ilmor kauft, geht der Ilmor-Motor im Sauber als Mercedes-Benz V10 in die Geschichte - obwohl witzigerweise wahrscheinlich nicht ein einziges Teil von Mercedes stammt.

Der erste offizielle Auftrag von Mercdes an Ilmor ist dann für den US-Markt bestimmt. 1994 realisiert man die Idee eines Indy V8-Triebwerks mit zentraler Nockenwelle. Raffiniert nützt man dabei eine Lücke im Reglement aus und baut ein Zweiventil-Aggregat, das dank einfacher Bauweise mehr Hubraum haben darf als die Konkurrenz - ein genialer Schachzug, wie sich später herausstellen soll. Von der Konkurrenz wird das Projekt als Risiko eingestuft, doch es endet mit einem Triumph. Noch nie in der Geschichte des prestigeträchtigen Indy 500-Rennens hat ein neuer Motor bei seinem Debut das Ziel als Sieger erreicht.

So jetzt habe ich erst mal keinen Bock mehr - etwas genaueres über die offiziellen Mercedes-Einsätze später...

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 8060
1995 ging's dann richtig los - nicht nur in der Formel 1 auch in der CART bekannte man sich ENDLICH zum eigenen Namen und der Motor ging als Mercedes-Benz an den Start.

Speerspitze war das Penske-Team mit Al Unser jr. und dem alten Knacker Emerson Fittipaldi. Auch das Rahal-Hogan Team (Bobby Rahal & Raul Boesel) wechselte zu Mercedes, ebenso wie Galles (Adrian Fernandez & Marco Greco), Bettenhausen (Stefan Johansson) und Jim Hall ('Rookie' Gil de Ferran, der sogar das Final-Rennen gewinnen konnte) - Roberto Guerrero fuhr ein paar vereinzelte Einsätze.

Es war ein Jahr gemischter Gefühle. Zwar gewann man insgesamt 6 Rennen ('Little Al' wurde Vizemeister hinter Villeneuve), doch in Indy verpasste Penske die Qualifikation weil man den PC24 nicht auf Tempo brachte - auch der hastig als Alternative herangekarrte Lola T95/00 schaffte den Cut nicht. Die Blamage beim größten Rennen der Welt war perfekt. Und man konnte diesen Fehler nie mehr gut machen, denn die unangehme Spaltung der Meisterschaft in CART und IRL zeichnete sich ab. Am Jahresende hatte man zwei Serien!

Mercedes blieb natürlich CART treu - und anfangs dachte man dass man den Verleust von Indy irgendwie verschmerzen konnte, weil fast alle großen Teams und Fahrer in der CART blieben. Der anschließende Niedergang war jedoch lange und schmerzhaft und unaufhaltsam...

Aber greifen wir nicht vor.

1996 war für Mercedes ein Jahr herber Enttäuschung - nicht einen Sieg gab's! Das Ganassi-Team machte mit seinen Honda-Motoren alle förmlich platt.

Bei den Mercedes-belieferten Teams änderte sich nicht viel. Die Spitzenmannschaft war weiterhin Penske (Al Unser jr. & Paul Tracy sowie Aushilfsfahrer Jan Magnussen). Weitere Teams waren Rahal (Bobby Rahal & Bryan Herta), Bettenhausen (Stefan Johansson) und Galles (Eddie Lawson & Davy Jones). Neu bei Mercedes waren die Teams von Forsythe (mit 'Rookie' Greg Moore, der bald der neue Star der Serie werden sollte) sowie Fittipaldi mit seinem eigenen Team (nachdem er für Penske wohl zu alt war), der allerdings nach seinem schweren Unfall in Michigan seine Karriere beenden musste.

Jim Hall hatte Mercedes den Laufpass gegeben und war zu Honda gewechselt.

Am konkurrenzfähigsten erwies sich das Rahal-Team, auch wenn es nur zweite Plätze gab.

1997 ging's wieder aufwärts - nach der Anzahl der Siege war es sogar das erfolgreichste Jahre für Mercedes in der CART überhaupt - nicht weniger als 9 Siege konnte man feiern. Um die Meisterschaft konnte man unglücklicherweise nie ein Wort mit sprechen, die machten die Honda-Piloten Zanardi, de Ferran und Vasser unter sich aus.

Offenbar wusste man bei Mercedes nicht so recht, welches Team man denn nun als #1 unterstützen sollte, nachdem sich Penske (nach starkem Beginn mit drei Tracy-Siegen) im Laufe der Saison als mehr und mehr konkurrenzunfähig herausstellte und von Forsythe und besonders dem stark aufkommenden PacWest-Team förmlich an die Wand gefahren wurde.

Das Line-up für die Saison liest sich wie folgt: Penske (Paul Tracy & Al Unser jr.), PacWest (Mauricio Gugelmin & Mark Blundell), Forsythe (Greg Moore), Bettenhausen (Patrick Carpentier & Ersatzmann Roberto Moreno), und Hogan, das ex-Fittipaldi-Team (Dario Franchitti & Ersatzmann Robby Gordon).

1998 waren die im Vorjahr noch starken Teams von Penske und PacWest plötzlich leistungsmäßig weg vom Fenster, lediglich Forsythe gewannen mit Greg Moore noch einige Rennen.

Die Teams: Forsythe (Greg Moore & Patrick Carpentier), Penske (Al Unser jr. & André Ribeiro), PacWest (Mauricio Gugelmin & Mark Blundell), Hogan (J.J. Lehto), Bettenhausen (Helio Castro-Neves).

1999 war das letzte Jahr mit Penske. Das Team verstand seine eigenen Konstruktionen nicht mehr, wechselte auf Kundenfahrzeuge, viel besser wurde es trotzdem nicht. Das Jahr verlief für Mercedes auch in anderer Beziehung unglücklich. Penske- Ersatzfahrer Gonzalo Rodriguez verunglückte bei einem unspektakulären Crash in Laguna Seca tödlich, während Spitzenmann Greg Moore bei einem Crash im Finale in Fontana sein Leben verlor.

Die Mercedes-Teams: Penske (Al Unser jr. & diverse andere), PacWest (Gugelmin & Blundell), Hogan (Helio Castro-Neves), Forsythe (Greg Moore & Patrick Carpentier).

2000 dann das Ende. Zum Glück lief es endlich in der Formel 1 gut und das CART-Programm wurde mehr und mehr zum Auslaufmodell. Penske und Mercedes trennten sich und verbündeten sich mit Honda (was für ein Schlag für Mercedes) und gewannen prompt nach zwei katastrophalen Jahren die Meisterschaft, Forsythe ging zu Ford. Nur noch fünf Fahrer waren mit dem Mercedes-Motor unterwegs für die Teams von Bettenhausen, Mo Nunn und PacWest. In Fontana holte Michel Jourdain jr. auf einem Bettenhausen-Lola mit einem 11. Platz die letzten beiden Punkte für einem Mercedes-Motor.

So, ich denke das war's - besser und umfangreichere Infos gibt's in dem bereits erwähnte Buch über die Mercedes-Einsätze.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

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Vielen Dank für die Infos! Ich bring wahrscheinlich noch was über Mercedes vor 1994 bei den ChmpCars, da muss man weit zurückblättern. Also, mehr wahrscheinlich in Kürze...

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 8060
MichaelZ hat geschrieben:
Ich bring wahrscheinlich noch was über Mercedes vor 1994 bei den ChmpCars...

Wie wär's mit dem...?

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Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 45454
Sehr informativ! Vielen Dank!

Ein paar Ergänzungen zu Illien bzw. Ilmor, auch wenn die mit dem Zusammenhang nicht viel zu tun haben. Ende 2005 trennten sich ja Illien und Mercedes. Illien zahlte aus eigener Tasche ein paar Millionen Dollar für ein neues Projekt: Man will für 2007 ein 800ccm MotoGP bauen mit Motor von Ilmor. Der langjährige Konkurrent von Ilmor, Cosworth, scheiterte am MotoGP Projekt von 2002-2004. Das MotoGP Bike hat im britischen Silverstone bereits ein Test hinter sich. Der Designer Eskil Suter ritt das Rennmotorrad. Man hat bisher bereits einen V4 gebaut.

Ich bin kein Kenner und Fan der Motorradszene, aber das ist so das was ich aus dem Kopf weis. Vielleicht hat ja jemand neuere und technische Infos zu dem Motor und dem Projekt.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 45454
Alfalfa hat geschrieben:
MichaelZ hat geschrieben:
Ich bring wahrscheinlich noch was über Mercedes vor 1994 bei den ChmpCars...

Wie wär's mit dem...?

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Wann/Was war das für ein Projekt?

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 8060
@Michael; Mario Ilien war nach dem merkwürdigen Unfalltod seines Freundes & Kollegen Paul Morgan 2001 schon nicht mehr so recht bei der Sache. Er musste sehr viele administrative Aufgaben übernehmen, das lag ihm ganz und gar nicht. 2005 hat Mercedes seinen Laden komplett übernommen. Ich verfolge die Szene seit einigen Jahren nicht mehr sehr intensiv - daher weiss ich nicht was Ilien inzwischen so macht. Er dürfte sich auch langsam dem Rentenalter nähern...
Zuletzt geändert von Alfalfa am Samstag, 12. August 2006, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 8060
MichaelZ hat geschrieben:
Alfalfa hat geschrieben:
MichaelZ hat geschrieben:
Ich bring wahrscheinlich noch was über Mercedes vor 1994 bei den ChmpCars...

Wie wär's mit dem...?

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Wann/Was war das für ein Projekt?

Wäre ein Fall für unseren Rätsel-Thread - aber ich glaube nicht dass da jemand drauf kommt. Und wenn, dann würde ich den Hut ziehen (oder nehmen)... :roll:

Beitrag Samstag, 12. August 2006

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Alfalfa hat geschrieben:
@Michael; Mario Ilien war nach dem merkwürdigen Unfalltod seines Freundes & Kollegen Paul Morgan 2001 schon nicht mehr so recht bei der Sache. Er musste sehr viele administrative Aufgaben übernehmen, das lag ihm ganz und gar nicht. 2005 hat Mercedes seinen Landen dann komplett übernommen. Ich verfolge sie Szene seit einigen Jahren nicht mehr sehr intensiv - daher weiss ich nicht was Ilien inzwischen so macht. Er dürfte sich inzwischen ja auch langsam dem Rentenalter nähern...


Ja wie gesagt er arbeitet momentan an seinem MotoGP PRojekt das wird ja definitiv zu Stande kommen. Ich glaube man plant ein 2 Mann Team. In der MSa sind häufiger Bericht über ihn und den Fortschritte seines Projekts drinnen, aber muss ganz ehrlich sagen, dass ich das nur so halbherzig verfolge, weil mich die MotoGP nicht im Geringsten interessiert.

Zum Bild: Am Anfang dachte ich, dass der Fahrer Emerson Fittipaldi ist, aber ich glaube da hab ich mich geirrt.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

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MichaelZ hat geschrieben:
Ich bring wahrscheinlich noch was über Mercedes vor 1994 bei den ChmpCars, da muss man weit zurückblättern. Also, mehr wahrscheinlich in Kürze...

'46/'47/'48 gab's ein paar interessante Meldungen/Einsätze von altem Mercedes-Material in Indy. 1957 fuhr dann ein alter Vorkriegs-GP-Wagen mit einer Jaguar-Maschine in Indy (der gehörte glaube ich einem Hausmeister in der Gasoline-Alley - no joke) - das war natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen...

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 45454
Ich glaube über den Mercedes Jaguar 1957 hatten wir schon mal was. Ich schau gleich mal, denn ich bin mir sicher dass ich das abgespeichert hab. Über die Einsätze von Mercedes in den 40er Jahren wären vielleicht Infos ganz interessant.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 45454
Hier hab ichs:

1957 versuchte sich Danny Kladis mit einem Mercedes beim Indy 500, das zur Formel-1 Weltmeisterschaft zählte, zu qualifizieren. Mercedes zog sich ja Ende 1955 nach 2 sehr erfolgreichen Jahren in der Formel-1 aus dem Motorsport zurück. Der Mercedes, den Kladis einsetzte, war jedoch ein Vorkriegs- Mercedes. Don Lee erwarb das Auto und setzte es 1947 und 1948 bereits ein. Trotz der Unterstützung des Werks konnte der Rennwagen in den beiden Jahren nicht vorne mitfahren, auch wenn er sich qualifizieren konnte. 1957 kam das Auto also in den Besitz von Eddie Shreve, baute einen Jaguar Motor ein und ließ Kladis damit einen Versuch beim Indy 500 starten, allerdings erfolglos. 1957 war das Auto also nur noch ein Mercedes Rennwagen plus ein Jaguar Motor.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 8060
Soweit ich mich erinnere war Neubauer doch Ende der 40er Jahre mal auf einen Sprung in Indy - Mercedes hatte nämlich vor dort mit aufgemöbelten Vorkriegswagen teilzunehmen. Die Chancen wären wahrscheinlich gar nicht schlecht gewesen - vergleicht man die Wagen in Indy die zu der Zeit fuhren. Es wurden auch ein paar Techniker für den Don Lee Wagen abgestellt. Ohne diese (und die Ersatzteile von MB) hätte Lee dem hochkomplizierten Wagen wahrscheinlich nicht mal einen Ton entlockt.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 45454
OT

Gehört jetzt nicht ganz zum Thema, aber weil wir gerade Jaguar angesprochen gaben. Ich hab hier mal was zur Jaguars Karriere in der Formel-1 vor der Übernahme des Stewart Teams 2000.

Beim Italien GP 1950 fuhr der Italiener Clemente Biondetti einen Ferrari Jaguar und qualifizierte sich dabei als 24. Im Rennen schied er aber bereits in Runde 2 wegen Motorschaden aus. Biondetti wollte zuerst einen Jaguar (den er im selben Jahr zusammen mit Gino Bronzoni bei der Mille Miglia gefahren hatte und von dem er sehr beeindruckt war) in Monza melden, aber der Veranstalter akzeptierte diese Meldung selbstverständlich nicht. Daraufhin baute er dann dieses 'Mischfahrzeug' Ferrari Jaguar 166S. Basis soll ein 166 Spider Corsa mit einer 3.4-l 6 Zylinder Jaguar XK Maschine + Getriebe (aus einem Werks-Prototypen - wahrscheinlich der #043) gewesen sein - Biondetti hatte recht gute Beziehungen zum Jaguar-Werk. Offenbar wurden auch noch Maserati-Teile in dem Auto verbaut. Es war also mehr ein Eigenbau von Biondetti - mit einer alten Karosserie eines 166 (wahrscheinlich #002C) drüber - also im Grunde überhaupt kein Ferrari. Reifen kamen von Pirelli.

Er fuhr diesen Zwitter nicht nur in Monza 1950, sondern ein Jahr später auch bei der Mille Miglia und beim Giro di Sicilia, auch bei der Targa Florio war er gemeldet - trat aber nicht an, sowie bei einigen weiteren zweitklassigen Rennen in Italien.

Biondetti war schon immer ein Bastler gewesen. 1931 fuhr er bei einigen GP Rennen mit einem Maserati 8C2800 Motor in einem Bugatti T35. Der Umbau machte durchaus Sinn, denn der Bugatti-Motor war mit 2.3 Litern ausgereizt, der Maserati hatte 2.8 Liter. Beides waren 8-Zylinder-Reihenmotoren mit fast identischen äußeren Abmessungen.

Es gab übrigens noch ein Rennen, bei dem ein Jaguar in der Formel-1 fuhr: Beim Schottland GP in Winfield 1951 (ein GP ohne WM Status) fuhren Ian Stewart, Bruder des Ex Weltmeister Jackie Stewart, und John Waugh in einem Jaguar XK120 Sportwagen. Stewart wurde damit 3. und Waugh 5. Außerdem gab es einen Plan von Jaguar für das Indy 500 (siehe meinen letzten Post). Zudem fuhren einige Altas Auto mit Jaguar Motoren. Es gab auch Mal einen Emeryson Jaguar, der allerdings erfolglos war.

Hier Mal die ganze Geschichte des Emeryson Chassis: 1953 von Paul Emery mit einem 4 Zylinder Aston Martin-Motor für die 2,0 Liter Formel-2 gebaut, fuhr Colin Chapman damit sein erstes von 2 Formel-1-Rennen (International Trophy 1954). (später fuhr er noch beim Frankreich GP 1956 einen Vanwall 56 für das Vanwall Team. Er schaffte in der Quali Startplatz 5, trat aber beim Rennen nicht an. 1955 baute Paul einen gebrauchten 4-Zylinder Alta Motor ein, der später auf 2,5 Liter aufgebohrt wurde. Paul Emery erreichte damit den 2. Platz beim Crystal Palace Rennen 1956 (hinter Stirling Moss) und nahm am Großbritannien GP 1956 teil. 1957 wurde dann der 2,4 Liter, 6 Zyl. Jaguar XK Motor eingebaut, mit diesem Motor soll Paul an der Glover Trophy in Goodwood teilgenommen haben. Seine Trainingszeit war allerdings über 20 Sekunden langsamer als die Pole von Moss und 9sek. langsamer als die von Jack Brabham im Formel-2 Cooper!

Benetton wollte 1991 ein Benetton Junior Team machen, das den Namen Barone Rampante tragen sollte. Das Team fuhr bereits in der Formel-3000. Der Mann dahinter war Enrique Scalabroni. Es stand auch zur Debatte Lotus Chassis zu nehmen. Jedenfalls wollte Benetton bei diesem Team die Ford V8 Motoren parken und Benetton selbst sollte mit Jaguar V12 Triebwerken antreten. Jaguar kam dann nicht und deshalb wohl auch das Barone Rampante nicht. In der Formel-3000 legte das Barone Rampante Team folgende Karriere hin: 1991 fuhren die beiden Italiener Alessandro Zarnadi und Giuseppe Bugatti für das Team, das mit Reynard Mugen 91D. Zarnadi wurde mit 5 Punkten Rückstand auf Formel-3000 Gesamtsieger Christian Fittipaldi 2. Insgesamt hatte Zarnadi 42 Punkte. Zarnadi gewann zudem die Rennen in Vallelunga und Mugello. Bugatti wurde punktgleich (6 Punkte) mit Karl Wendlinger und Fabrizio Giovanardi 11. in der Gesamtwertung.

1992 fuhren dann der Italiener Andrea Montermini, der Portugiese Pedro Chaves, der Brasilianer Rubens Barrichello und die beiden Italiener Fabiano Vandone und Giampiero Simoni für das Team, das neuerlich Reynard (92D) Chassis einsetzte. Man verwendete dabei 2 verschiedene Motoren: Judd Zytek und Cosworth. 1993 fuhr das Team mit dem Holländer Jan Lammers, dem Franzosen Eric Angelvy und dem Italiener Vittorio Zoboli. Bester Fahrer war Lammers als 15. in der Gesamtwertung. Man fuhr mit Reynard Cosworth 93D Chassis.

Noch ein weiterer Jaguar bei einem Formel-1 Rennen, allerdings außerhalb der WM: L.N. Richardson versuchte 1957 bei der International Trophy einen RRA Jaguar zu qualifizieren, schaffte es aber nicht. RRA = Richardson Racing Automobiles. Basis war ein Aston Martin DB3S Monoposto von 1954, der bis 1956 von Reg Parnell in der Tasman Serie eingesetzt wurde. Nach einem Motorschaden kaufte Richardson das Teil und baute einen 2.4-Liter-Jaguar-Serienmotor ein.

2000-2004 fuhr dann Jaguar mit einem werksteam (Mit Ford) in der Formel-1 mit Eddie Irvine (2000-2002), Johnny Herbert (2000), Pedro de La Rosa (2001/2002), Mark Webber (2003/2004), Antonio Pizzonia (2003), Justin Wilson (2003) und Christian Klien (2004). Eddie Irvine wurde beim Monaco GP 2001 und beim Italien GP 2002 jeweils 3., was die beste Platzierung von Jaguar Ford darstellte. 2005 wurde aus dem Team Red Bull Racing.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 2995
Illien hat nicht alles an Mercedes verkauft. Die Abteilung "Sonderprojekte", wozu neben Nascar und IRL auch das MotoGP Projekt gehört, wurde herausgelöst und gehört nun nicht zur Mercedes-Benz High Performance Engines Ltd., wie das ehemalige Ilmor ja nun heißt.

Außerdem hat Illien, zusammen mit Penske und der Witwe von Morgan, den 25%igen Anteil zurückgekauft, den Mercedes an der US-Abteilung von Ilmor besaß.
Dort werden weiterhin, und wurden auch schon als Mercedes noch Teilhaber war, die Honda-IRL-Motoren konstruiert und zum Teil gebaut.
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DTM Champion 95-00-01-03-06
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Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 45454
Ohne diese (und die Ersatzteile von MB) hätte Lee dem hochkomplizierten Wagen wahrscheinlich nicht mal einen Ton entlockt.


Wieso, was war denn das für ein hochkomplizierter Wagen?

EDIT: @shoemaker: Danke für die Infos!

Beitrag Samstag, 12. August 2006
gbl gbl

Beiträge: 14
Alfalfa hat geschrieben:
MichaelZ hat geschrieben:
Ich bring wahrscheinlich noch was über Mercedes vor 1994 bei den ChmpCars...

Wie wär's mit dem...?

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Moin, Zeit das ich mich auch mal melde, da ich bisher nur lese, aber ich will das hier jemand mal den Hut zieht :D)

Das ist Tom Klausler in Las Vegas 1983, gesponsort von Lowest Mercedes Benz Leasing, hat also nix speziell mit dem Werk zu tun.

Zu Mercedes: Der Niedergang kam wohl mit dem zu ambitionierten IC108E Motor in 1998, der leichsteste Motor damals aber halt auch etwas anfällig. Ich glaub beim Abschiedsrennen gingen alle Mercedesmotoren in Rauch auf.

Hat jemand eine Ahnung was für ein Typ der Kladiswagen war W154 oder W165 oder so was habe ich im Netz gefunden.

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 8060
MichaelZ hat geschrieben:
Wieso, was war denn das für ein hochkomplizierter Wagen?

Dieser Don Lee Wagen war ein alter 3-l-Kompressor Wagen von 1939, man hatte ihn nach dem Krieg in der Tschechei (oder war's da schon die Tschechoslowakai - oder umgekehrt - na, wurscht...) gefunden - und auf obskuren Wegen war er in die USA gekommen, wo ihn Don Lee für den stolzen Preis von 25.000 Dollar erwarb. Ein Tuner namens Mal Ord sollte den Wagen für Indy herrichten - aber KEINE CHANCE. Ohne die Experten der Mercedes-Benz-Rennabteilung schien das ein aussichtsloses Unterfangen. Vor allem fehlten, wie sich herausstellte, die Verbindungen zu den Ölpumpen. Ord behalf sich so gut es ging und dass der Wagen im Rennen eine Zeit lang den 4. Platz halten konnte, ist erstaunlich. Ein durchgebrannter Kolben beendete die Fahrt. Es gab darüber vor einigen Jahren mal in eine Zeitung einen sehr schönen Bericht mit einem Bild des gestrippten Wagens - das sieht man sehr schön WIE KOMPLIZIERT die Autos wirklich waren. Verglichen mit den Offy-Saugmotoren der Zeit hatte man den Eindruck bei den Amis fehlte die Hälfte!

Don Lee verkaufte das Auto übrigens später an Joel Thorne, der den unerwünschten MB-Motor rauswarf und eine seiner eigenen 6-Zylinder einbaute. Verändert wurde auch der Lufteinlass und die Position des Fahrersitzes, weil Thorne ein ziemlicher Koloss war. Muss mal nachsehen ob es ein Bild von diesem Monstrum gibt.

Mercedes hat das ganze natürlich mit gemischten Gefühlen gesehen - aber als Verlierer des Krieges konnte man da natürlich überhaupt nix machen...

Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 8060
gbl hat geschrieben:
Moin, Zeit das ich mich auch mal melde, da ich bisher nur lese, aber ich will das hier jemand mal den Hut zieht...


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Beitrag Samstag, 12. August 2006

Beiträge: 45454
Hier hab ich jetzt kurz was zu Mercedes was ich in meinem Archiv fand:

Bis 1912 waren die Erfolge für Mercedes in der ChampCar bzw. damals ja noch AAA (für was steht das eigentlich?) recht zaghaft. Beim Indy 500 1911 wurde Spencer Wishart immerhin 4., wie auch beim ersten Rennen von Mercedes in der AAA Meisterschaft. Den Vanderbilt Cup 1909. Der Vanderbilt Cup erfreute sich auch bei den GP Fahrzeugen großer Beliebtheit. Beim Vanderbilt Cup 1911 wurde Ralph de Palma, einer der besten GP und AAA Fahrer jener Zeit für Mercedes hinter dem Lozier Pilot Ralph Mulford 2. Dahinter kam Wishart.

1912 wurde Mercedes dann erfolgreich. Ralph de Palma fuhr allerdings auch für Mercer (was war das für eine Marke?). Neben De Palma, der 3 Siege für Mercedes herausfahren konnte (2x in Elgin und einmal in Milwaukee), fuhren auch noch Wishart und Georges Clark für Mercedes. In der Saison 1913 kam nix nach.

1914 allerdings setzte Mercedes auf 2 Fahrer: Ralph de Palma sollte in den USA in der AAA Meisterschaft für Furore sorgen und der Deutsche Christian Lautenschlager im GP Sport in Europa. Das Fahrzeug war im Grunde das gleiche und nannte sich Mercedes GP. Der Erfolg gab Mercedes Recht: 3 Sieger in der AAA Meisterschaft für Ralph De Palma (wieder 2 in Elgin und einen in Santa Monica), dazu AAA National Champion und Lautenschlager gewann wie 1908 den Frankreich GP für Mercedes.

Wie erfolgreich der Wagen wirklich war, zeigte sich auch 1916 noch, als De Palma das Indy 500 mit dem 1914er Mercedes gewann. Ansonsten riss Mercedes aber keine Bäume aus und viele Rennen fuhr De Palma auch für Stutz, die in den USA mächtig die Szene aufwirbelten und Duesenberg, Peugeot und Maxwell die Grenzen aufzeigte. 1917 gewann De Palma nochmals 2 AAA Rennen für Mercedes. Danach kam der erste Weltkrieg, wo zwar weiter in der AAA gefahren wurde, allerdings nicht Mercedes. Nach dem Krieg beherrschten Miller und Duesenberg die Szene, während Mercedes allmählich sich für den GP Sport wappnete, wo es ja dann vor allem in den 30er Jahre zum Kampf gegen Auto Union kam. Während der GP Sport in eine prächtige und gesunde Phase kam in den 30er Jahren, brach der Rennsport in den USA in der AAA Meisterschaft förmlich zusammen, auch wenn Auto Union mit Bernd Rosemeyer sogar ein paar AAA Rennen fuhr. Erst Ende der 40er erholte sich die AAA Meisterschaft wieder, doch das ohne Mercedes.

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