Am vergangenen Freitag hatte die FIA WEC für eine faustdicke Überraschung unter deutschen Motorsport-Fans gesorgt. Bei der Vorstellung des provisorischen Rennkalenders für die Saison 2015 war ein Lauf in Deutschland enthalten. Am 30. August 2015 - eineinhalb Monate nach Le Mans - soll ein 6-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring stattfinden. Die Vorfreude war zunächst groß unter den deutschen WEC-Enthusiasten, wird nun aber getrübt. Es gibt keine offizielle Anmeldung dieser geplanten Veranstaltung, womit das Event zu diesem Datum ausfallen könnte.

Das Problem: Am gleichen Wochenende möchte der ADAC seine Sportwagenveranstaltung ADAC GT Masters in der Eifel abhalten. Der ADAC hat diesen Termin auf dem Nürburgring seit längerer Zeit belegt. "Über die Information für den Termin der WEC am 30. August 2015 auf dem Nürburgring sind wir überrascht, da für das ADAC GT Masters bereits seit einigen Wochen dieser Termin geblockt ist", sagte ein ADAC-Sprecher gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Deutschland wäre das Heimspiel für Audi und Porsche, Foto: Audi
Deutschland wäre das Heimspiel für Audi und Porsche, Foto: Audi

ADAC GT Masters statt WEC

Die 6 Stunden am Nürburgring wären das vierte Rennwochenende der WEC-Saison 2015 gewesen. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Sportwagen-Serie gewesen, dass ein Rennen auf deutschem Boden steigt. "Der Nürburgring hat eine lange Geschichte in Bezug auf Langstreckenrennen und dieses Event wird eine gute Gelegenheit bieten, um das moderne Fahrerlager der FIA WEC mit dem historischen Fahrerlager der 1000 Kilometer am Nürburgring zu verbinden", hatte WEC-Geschäftsführer Gerard Neveu am vergangenen Freitag verkündet.

Offenbar gab es direkte Verhandlungen zwischen WEC-Promoter Neveu und den Streckenbetreibern des Nürburgrings über die Austragung des WEC-Rennens. Ein üblicher Vorgang der FIA, doch in dieser Angelegenheit gab es ein entscheidendes Problem: Um ein Rennwochenende zu veranstalten, muss es einen sportlichen Ausrichter geben. Dieser muss sich an den nationalen Verband, in Deutschland den DMSB, wenden, um die Veranstaltung anzumelden. Das ist bislang jedoch nicht geschehen. Eine offizielle Anmeldung steht somit aus.

Wie geht es weiter mit der geplanten Deutschland-Premiere?, Foto: Porsche
Wie geht es weiter mit der geplanten Deutschland-Premiere?, Foto: Porsche

DMSB verwundert über WEC

"Wir sind ebenfalls verwundert über die Bekanntgabe der WEC, nächstes Jahr ein Rennen zu diesem Zeitpunkt in Deutschland austragen zu wollen", teilte der DMSB auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com mit. "An uns ist bislang kein sportlicher Ausrichter herangetreten, um diese Veranstaltung über den DMSB bei der FIA anzumelden." Zwischen der FIA und dem DMSB habe es bis zu diesem Dienstag bezüglich eines WEC-Laufs in Deutschland keine Gespräche gegeben.

Fraglich nun, wie es mit dem von der WEC kommunizierten Deutschland-Rennen weitergeht. Mit dem üblichen Zusatz, dass es sich beim Rennkalender um eine provisorische Version handelt, bleibt Spielraum vorhanden. Der endgültige Rennkalender muss sowieso vom World Motor Sport Council bestätigt und abgesegnet werden, das gilt für sämtliche FIA-Serien.

Deutschland als Sommerloch-Füller

Das Nürburgring-Rennen soll den Lauf in Brasilien im kommenden Jahr ersetzen. Gleichzeitig würde die Deutschland-Premiere eine unangenehme Lücke im WEC-Rennkalender füllen. Dieses Jahr mussten Fans und Fahrer während des Sommers ganze drei Monate auf das nächste Rennen warten. Nach dem 24-Stunden-Rennen in Le Mans (14. Bis 15. Juni) war das folgende Rennen in Austin, Texas erst für den 19./20. September angesetzt gewesen. In den Vorjahren 2013 und 2012 vergingen nach Le Mans ebenfalls mindestens zwei Monate bis zur nächsten Veranstaltung.