Wer wird Weltmeister 2010?, Foto: Sutton
Wer wird Weltmeister 2010?, Foto: Sutton

Mit Superlativen wird schon seit einiger Zeit nicht mehr gegeizt. Jeder will höher, schneller, besser und spektakulärer sein. Die Superbike WM 2010 verspricht aber genau das zu werden. Sieben Marken, sechs Weltmeister der verschiedensten Klassen, vierzehn Laufsieger der Superbike WM. Das Fahrerfeld ist hochkarätig, wie nie zuvor.

Siege kann man von einem runden Dutzend Fahrern erwarten. Noriyuki Haga und Michel Fabrizio auf den Werks-Ducatis muss man immer auf der Rechnung haben, ebenso wie Max Biaggi aus dem Aprilia-Werksteam. Sein neuer Kollege Leon Camier wird noch ein paar Rennen Eingewöhnungszeit benötigen, doch dann wird auch er ein Anwärter auf das Treppchen sein. Es geht weiter mit den privaten Ducati-Fahrern Shane Byrne, Carlos Checa und Jakub Smrz. Sie alle haben schon bewiesen, dass sie die Plätze 1 bis 3 erreichen können. Ebenso Leon Haslam, Jonathan Rea, Max Neukirchner, James Toseland. Bei letzterem besteht aber in 2010 die große Gefahr, dass er von seinem Teamkollegen und amtierenden Supersport-Weltmeister Cal Crutchlow ordentlich gebügelt wird. Der war bei den Testfahrten einfach viel lockerer drauf als der Rückkehrer aus der MotoGP-Klasse. Auf jeden Fall wird auch er um Podiumsplatzierungen kämpfen.

2010 sollten die ersten Podeste für BMW drin sein., Foto: BMW
2010 sollten die ersten Podeste für BMW drin sein., Foto: BMW

Der nächste Schritt im zweiten Jahr?

An der Zeit für Podestplätze ist es 2010 auch für BMW. Mit Troy Corser und Ruben Xaus hat man zwei Piloten, die zusammen schon 163 Podien mit 44 Siegen einfahren konnten. Der bei Ducati als Teamchef abgewanderte Davide Tardozzi wird im Hintergrund dafür sorgen, dass es die weiß-blauen Maschinen aus Bayern dieses Jahr wieder dorthin schaffen. Zumindest sollte das das Ziel sein.

Es kommen noch weitere "Podest-Wackelkandidaten" hinzu. Chris Vermeulen weiß ganz klar, wie man sich an der Spitze eines Rennens festbeißt und wie man ein solches auch gewinnt. Er war Supersport-Weltmeister, Superbike-Vizeweltmeister und hat ein MotoGP-Rennen gewonnen. Nur sitzt er eben auf einer Kawasaki. 1993 wurde Scott Russel zuletzt auf dieser Marke Weltmeister. Und Weltmeister zu werden ist das klare Ziel von Vermeulen. Doch die grünen aus Japan scheinen noch nicht so weit zu sein. Es dauert sicher noch bis Mitte des Jahres, ehe er und auch sein Teamkollege Tom Sykes weiter vorn zu finden sein werden. Potenzielle Rennsieger sind aber auch sie - wenn Kawasaki mitmacht und entwickelt.

Podest-Kandidaten in Hinterbänkler-Teams

Lorenzo Lanzi sitzt auf der privaten Ducati von DFX Corse und hat auch schon drei WM-Läufe dieser Klasse gewonnen. Andrew Pitt pilotiert die private BMW des Reitwagen-Teams, hat aber auch schon einen Superbike WM-Lauf gewonnen. Beide können es also. Doch ob sie diese Erfolge auch in 2010 wiederholen können, hängt wohl auch vom Glücksfaktor ab.

Chris Vermeulen hat schon zehn Laufsiege - alle auf Honda - auf seinem Konto., Foto: WSBK
Chris Vermeulen hat schon zehn Laufsiege - alle auf Honda - auf seinem Konto., Foto: WSBK

Wenn seine Verletzungen abgeklungen sein werden, wird auch der Australier Broc Parkes wieder am Start sein. Beim Auftakt wird er noch durch seinen Landsmann Joshua Brookes ersetzt, doch ab Portimao Ende März dürfte er wieder fit sein. Er war 2007 Supersport-Vizeweltmeister, hat insgesamt 23 Podeste in dieser Kategorie erreicht. Im letzten Jahr war er klar bester Kawasaki-Pilot und über das Material, welches er da hatte, braucht nicht diskutiert zu werden. Heuer wird er auf einer Honda sitzen. Somit könnte auch er in der WSBK zum Podiumsanwärter avancieren.

Makoto Tamada wird auch erst in Europa ins Geschehen eingreifen können. In seinen letzten beiden Kawasaki-Jahren wurde ihm Lustlosigkeit vorgeworfen, der Japaner selbst aber klagte über schlechtes Material. Dennoch hat auch er schon vier Laufsiege in dieser Klasse auf seinem Konto, auch wenn die mit 2002 und 2001 schon länger zurückliegen. Dass er fahren kann, hat er aber auch schon in der MotoGP bewiesen. Wenn er, nun auf Honda, endlich wieder Biss findet, könnte auch er für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Im elften Anlauf zum Titel? Noriyuki Haga, Foto: Yamaha
Im elften Anlauf zum Titel? Noriyuki Haga, Foto: Yamaha

Schwere Prognosen

Von der Liste der permanent eingeschriebenen Piloten bleiben nun noch ganze sechs Piloten, bei denen die Vorhersage eines Podiums ziemlich an den Haaren herbeigezogen wäre. Der prominenteste von ihnen ist Suzuki-Werksfahrer Sylvain Guintoli. Doch wenn, dann wäre es bei ihm wohl am wahrscheinlichsten, dass er in die Nähe des Treppchens kommt. Roland Resch, Vittorio Iannuzzo, Matteo Baiocco, Luca Scassa und MotoGP-Ex-Weltmeister-Bruder Roger Lee Hayden dürften über gute Top Ten-Platzierungen nicht hinauskommen.

Erstens kommt es anders, als man zweitens denkt. Wer es am Ende sein wird, wer überraschen wird und wer die meisten Siege holen kann, wird in rund acht Monaten definitiv bekannt sein. Was aus der Analyse aber hervorgeht ist, dass es eine wirklich spannende Saison zu werden verspricht. Weltmeister-Prognosen abzugeben, wäre verwegen. Dazu müsste man mit diesem Text wohl wieder ganz oben beginnen.

Mein persönlicher Tipp? Haga hätte es sich verdient und könnte es mit der diesjährigen Leistungsdichte über die Konstanz machen - wenn nicht jetzt, wann dann? Rea muss sein in den letzten Rennen 2009 gezeigtes "wildes" Verhalten in den Griff bekommen, sonst wird es nichts. Unser Max braucht noch Zeit. Es ist schwer zu sagen. Ich denke aber, dass es eine Ducati wird. Anderenfalls eine Honda.