Nur eine Woche nach dem Rennen von Imola geht es für die Cracks der Superbike WM ins französische. In Magny Cours steht das vorletzte Wochenende der Saison an und nachdem Noriyuki Haga in Italien die WM-Führung von Ben Spies wieder übernehmen konnte, versprechen die zwei Rennen am Sonntag Hochspannung. Haga liegt derzeit drei Zähler vor dem US-Amerikaner Spies, dessen Aufstieg in die MotoGP-Klasse im nächsten Jahr heute verkündet wurde.

Wer von den beiden letzten Endes die WM gewinnen wird, steht noch in den Sternen. Im direkten vergleich hat jeder der Beiden Vorzüge. Spies zum Beispiel konnte dieses Jahr zwölf Siege einfahren, Haga hingegen "nur" deren sieben. Aber während Haga nur drei Mal nicht punkten konnte, war dies bei Spies gleich fünf Mal der Fall. In Punkto "Abschuss" steht es 1 zu 1. Michel Fabrizio hatte Spies in Brünn vom Motorrad geholt, auf dem Nürburgring kollidierte Haga mit Jonathan Rea. Schaut man auf die Podestplatzierungen, so sind Haga und Spies mit 16 beziehungsweise 15 Treppchenbesuchen relativ ausgeglichen.

Ben Spies will noch Weltmeister werden., Foto: WSBK
Ben Spies will noch Weltmeister werden., Foto: WSBK

Doch wer wird aus Magny Cours die größten Vorteile für sich verbuchen können. Haga-San ist gleich aus mehrerer Hinsicht Top-Favorit. 2008 und 2007 holte der Japaner in Magny Cours drei Siege und einen zweiten Rang. Des Weiteren läuft der Ducati-Pilot fast schon gewohnheitsmäßig am Ende der Saisons zu Höchstleistungen auf. Und einen ganz besonderen Antrieb hat er außerdem: Er war noch nie Weltmeister, hatte kurz vor Schluss des Jahres noch nie so gute Chancen wie im Moment, sich die Krone aufsetzen zu können.

"Ich mag diese Strecke", kommentierte Haga die Piste in Frankreich. "Ich muss diesen Doppelsieg von 2007 einfach wiederholen und genau so werde ich die Sache angehen. Imola hat uns gute Punkte gebracht, aber wir haben nur deren drei Vorsprung. Daher wird dieses Wochenende extrem wichtig." Doch auf Schützenhilfe seines Teamkollegen Michel Fabrizio wird Haga wohl nur sehr unwahrscheinlich zählen können. Auch wenn der Italiener angekündigt hatte, in Imola um den Sieg fahren und dann schauen zu wollen, wo Haga steht, muss Fabrizio gestehen: "Ich habe mich in Magny Cours noch nie sehr wohl gefühlt und das sieht man auch, wenn man sich meine Ergebnisse hier aus den letzten Jahren ansieht." Doch die Vergangenheit halte ihn nicht davon ab, nach weiteren Podestplätzen zu streben. Auch er hat mit nur 61 Punkten Rückstand auf Teamkollege Haga noch theoretische Chancen auf den WM-Titel. Jonathan Rea auf Rang vier ist mit 128 Zählern zurück und damit aus dem Rennen.

Ob Spies in Frankreich befreiter Auffahren kann als zuletzt in Imola? Wohl kaum. Denn dass er bei Yamaha bleiben würde, stand vorher schon fest. So oder so wäre es ein weiteres Jahr Superbike WM oder eben, wie heute verkündet, der direkte Umstieg in die MotoGP geworden. Daran hat es in Imola also nicht gelegen, dass er nur Vierter und Fünfter wurde. "Wir hatten Probleme mit der Elektronik, zu wenig Power und kaum Grip", fasste er das Wochenende in Italien zusammen. Doch was anders war als am Anfang des Jahres ist, dass er es nicht mit der Brechstange versuchte und sitzen blieb. Noch bei den ersten Rennen der Saison hätte er die Yamaha R1 wohl eher in den Kies geworfen, in Imola holte er lieber Punkte. Man darf also gespannt sein, welche Taktik "Mr. Elbowz" in Magny Cours an den Tag legen wird.