Dominique Aegerter fuhr 2023 eine gute Superbike-Debütsaison auf der Yamaha des GRT-Teams. Nur eines schien ihm nicht gelingen zu wollen: Ein Podestplatz. Ausgerechnet am letzten Renntag des Jahres in Jerez konnte der Schweizer diesen Makel doch noch beheben, und das gleich doppelt. Aegerter feierte trotz widrigster Umstände Rang Zwei im Superpole-Rennen und legte dann noch Platz Drei im zweiten Hauptrennen nach. Die ersten beiden Pokale in der Superbike-WM machten dabei auch Hoffnung für 2024.

Defektteufel stoppt Aegerter zwei Mal in Folge

Dabei hatte das Wochenende zunächst einen Nackenschlag nach dem anderen zu bieten. Nachdem sich 'Domi' im Qualifying noch sensationell Startplatz zwei hinter Weltmeister Alvaro Bautista gesichert hatte, war er im ersten Rennen des Wochenendes chancenlos. Ein Problem mit der Elektronik seiner Yamaha verhinderte alle Möglichkeiten auf Punkte.

Auch im Superpole-Rennen am Sonntag schien seine Pechsträhne anzuhalten. Seine Yamaha erlitt nach nur zwei Runden einen kapitalen Motorschaden. Doch dies führte für Aegerter zu Glück im Unglück. Da sein geplatzter Motor viel Öl auf der Strecke verteilte und Honda-Fahrer Iker Lecuona dadurch zu Sturz kam, brach die Rennleitung das Rennen mit Roter Flagge ab. Dies bedeutete, dass Aegerter mit der Ersatzmaschine wieder an den Start gehen durfte.

Rote Flagge leitet Traum-Sonntag ein

Nach dem Restart konnte der 33-Jährige dann endlich ohne Probleme seine Pace umsetzen: "Das Superpole-Rennen war eine Achterbahnfahrt mit einem technischen Problem zu Beginn, aber dann konnten die Jungs mich sofort wieder auf die Strecke bringen und wir erzielten ein fantastisches Ergebnis. Mein erstes WorldSBK-Podium zu erreichen, ist ein großartiges Gefühl." Bei seinem zweiten Rang musste er sich nur Dominator Bautista geschlagen geben, selbst die Superbike-Giganten Toprak Razgatlioglu und Joanthan Rea konnte er hinter sich halten.

Rennszene im Superbike-Rennen in Jerez
Dominique Aegerter kämpfte ganz vorne mit, Foto: Graeme Brown/GeeBee Images

Doch der Saisonabschluss wurde noch besser, denn Aegerter hatte noch nicht genug. Im zweiten Hauptrennen legte er sich zwar nicht mit den Größen des Sportes an, aber das war Absicht: "Wir erlebten ein unvergessliches zweites Rennen, in dem wir eine atemberaubende Rennpace zeigten. Während des Rennens habe ich darüber nachgedacht, ob ich um den Sieg mitfahren sollte, aber ich habe mich hauptsächlich darauf konzentriert, keine Fehler zu machen und mit einem Podium nach Hause zu kommen." Platz Drei hinter Bautista und Razgatlioglu war der Lohn. Rea war zuvor in Führung liegend zu Sturz gekommen.

Tag der Erlösung in emotionalem Jahr für GRT-Yamaha

"Ich bin sprachlos, das war wirklich ein Tag der Erlösung und eine tolle Art, die Saison zu beenden. Ich möchte mich bei allen für ihre Unterstützung während der Saison bedanken", zeigte sich Aegerter über den Durchbruch beim letzten Rennwochenende erleichtert. Trotz regelmäßiger Top-10-Resultate hatte er zuvor mit seinem Jahr 2023 gehadert: "Es war keine so einfache Saison. Wir hatten einen guten Start, dann hatte ich einige Probleme mit Armpump, stürzte und meine Schulter schmerzte lange Zeit. Als ich heute Morgen Zweiter war, fiel eine große Last von mir ab."

Nicht nur für ihn war es keine leichte Zeit, auch sein Team musste einen Schicksalsschlag erleiden. Da kam der Erfolg recht: "Wir haben uns auch die Meisterschaft der Privatteams gesichert. Ich möchte diesen Mannschaftssieg Mirko [Giansanti] widmen." Der Teamgründer von GRT war im August nach schwerer Krankheit im Alter von nur 46 Jahren verstorben. Mit 319 Punkten, davon 163 durch Aegerter, belegte GRT Rang vier in der Teamwertung und lag damit noch vor den Werksmannschaften von Honda und BMW.

Dominique Aegerter feiert den ersten Podestplatz in der Superbike-WM
Der Sonntag war ein Tag der Erlösung für Aegerter und sein Team, Foto: Graeme Brown/GeeBee Images

Erfahrungswerte der Saison machen Hoffnung für 2024

Im nächsten Jahr will Aegerter mit GRT angreifen. Das Jerez-Wochenende macht ihm nicht nur aufgrund der Podestplätze Hoffnung: "Bautista und Razgatlioglu sind sehr erfahren. Ich auch, aber nicht in der WorldSBK. Man konnte sehen, dass es auf vielen Strecken, auf denen wir dieses Jahr gefahren sind, schwieriger war, das Motorrad mit der ganzen Elektronik abzustimmen als auf Strecken, auf denen wir bereits getestet haben." Und genau das war in Jerez der Unterschied: "Wir waren zu Beginn der Saison [zum Testen, Anm. d. Red.] hier, also starteten wir auf einem höheren Niveau." Im nächsten Jahr kann der Schweizer auf wesentlich mehr Erfahrungswerte zurückgreifen. 10 von 12 Rennen der Superbike-Saison 2023 bleiben auch 2024 im Kalender.