Die lange Winterpause ist vorbei. Ab Freitag dröhnen auf Phillip Island wieder die Motoren der Superbike-Weltmeisterschaft, am Sonntag gehen dann die ersten beiden Läufe der Saison 2011 über die Bühne. Während der Winter Deutschland noch fest im Griff hat, kann am anderen Ende der Welt schon wieder gefahren werden.

Carlos Checa war bei den Tests nicht zu stoppen., Foto: WorldSBK
Carlos Checa war bei den Tests nicht zu stoppen., Foto: WorldSBK

Zu erwarten steht eine extrem spannende Saison. Das Fahrerfeld wurde mit einigen großen Namen aufgewertet, einige Hersteller haben ihr Engagement ausgebaut. Und dennoch wird es ein etwas merkwürdiges Bild sein, wenn sich die Startaufstellung in Down Under formiert. Erstmals seit bestehen der Superbike Weltmeisterschaft ist kein Ducati-Werksteam am Start. Und dennoch zählen die Motorräder dieser Marke zu den Top-Favoriten.

Der Spanier Carlos Checa konnte schon im letzten Jahr in der privat geführten Althea-Truppe aufblühen und um Rennsiege und Podeste kämpfen. Nachdem er nun die Tests Anfang der Woche an gleicher Stelle dominiert hat, ist er unweigerlich ein Top-Favorit. Schon im letzten Jahr konnte er hier einen Lauf für sich entscheiden. Aber die Konkurrenz ist hart und schläft nicht.

Biaggi ist der Gejagte

Allen voran zählt natürlich Weltmeister Max Biaggi zu den gejagten. Er ist der Mann mit der Nummer eins, er ist der, den alle schlagen wollen. Bekannt ist der Römer vor allem für seine Konstanz über das Jahr gesehen, bekannt ist aber auch, dass Phillip Island nicht unbedingt eine Aprilia-Strecke ist. Doch wenn der Italiener in die Top Fünf fährt, würde er wieder einen soliden Auftakt hinlegen. Später im Jahr kommen die Biaggi- und Aprilia-Strecken.

Ihn gilt es zu schlagen: Max Biaggi., Foto: Aprilia
Ihn gilt es zu schlagen: Max Biaggi., Foto: Aprilia

Zu den Favoriten zählte bis vor wenigen Tagen auch noch der Brite Jonathan Rea. In den legendären Farben von Castrol Honda und mit viel Erfahrung im Gepäck, will er sich dieses Jahr die Startnummer eins holen. Doch nach seinem Highspeed-Crash vom Test ist noch fraglich, wie fit er am Freitag in das Wochenende wird starten können. Fakt ist aber, dass er eine Kämpfernatur ist und oft genug bewiesen hat, dass er die Zähne zusammenbeißen kann.

Als Vizeweltmeister ist natürlich Leon Haslam anzuführen. Er ist von Suzuki zu BMW gewechselt und will für die weiß-blauen aus Bayern genau so anfangen, wie vor einem Jahr: Ganz vorn. Mit Troy Corser hat er auch einen starken Teamkollegen an seiner Seite, der schon zwei Mal Weltmeister war. Die Beiden werden sich sicherlich gegenseitig zu Höchstleistungen anstacheln.

Neu ist die BMW Motorrad Italia-Truppe, die mit dem amtierenden Superstock 1000-Champion Ayrton Badovini und mit dem zweifachen Weltmeister James Toseland antreten wird. Sie erhalten Werksunterstützung aus Stephanskirchen und dürften sich daher über das Material nicht beschweren. Die Frage ist, ob Toseland den Kopf wieder frei zum Fahren hat, denn dass er es kann, hat er mehrfach bewiesen.

Wie machen sich die neuen Kawasakis?

Mit Spannung werden die neuen Kawasakis im Renntrimm erwartet. Nach der kompletten Neubearbeitung der Ninja ZX10-R und der Neuaufstellung mit einem Dreier-Werksteam wollen sie zurück an die Spitze. Dabei wird man aber auf den Rookie Joan Lascorz und auf Tom Sykes setzen müssen. Chris Vermeulen bleibt aufgrund seiner Knieverletzung einmal mehr zu Hause, von Ersatzmann Akira Yanagawa sind sicher keine Top-Platzierungen zu erwarten.

Die große Unbekannte 2011: Wie wird sich die neue Kawasaki in den Rennen schlagen? , Foto: Kawasaki
Die große Unbekannte 2011: Wie wird sich die neue Kawasaki in den Rennen schlagen? , Foto: Kawasaki

Mit Marco Melandri und Eugene Laverty hat auch Yamaha wieder ein starkes Aufgebot. Fraglich ist dabei noch, wie schnell und gut sich beide an ihre neuen Maschinen und an die Belastung von zwei Rennen am Wochenende gewöhnen können. Laverty kommt aus der Supersport WM, Melandri aus der MotoGP und beide wollen ihre Karriere anheizen. Melandri will endlich wieder gewinnen und traut sich zu, im ersten Jahr um den Titel zu fahren.

Suzuki als Einzelkämpfer

Suzuki setzt wie in der MotoGP auf das Pferd "Einzelkämpfer". Die Alstare-Truppe von Francis Batta schickt mich Michel Fabrizio einen jungen Italiener an den Start, der sicher schon einiges an Erfahrung mitbringt und der Phillip Island zu seinen starken Strecken zählt. Er wird dieses Jahr beweisen müssen, ob er seine große Schwäche ausmerzen konnte: Gute Ergebnisse aus der Superpole konnte er nur selten am Start des Rennens in seinen Vorteil münzen.

Mit Jakub Smrz und Sylvain Guintoli starten zwei erfahrene Piloten auf Ducati-Maschinen in einem neuen Team in die Saison. Die Effenbert Liberty-Truppe wurde erst im letzten Jahr gegründet. Zwar hat man einiges Fachpersonal integrieren können, doch werden sie sicher ein paar Rennen brauchen, um sich als Team richtig zusammen zu finden. Was Guintoli in seiner zweiten WSBK-Saison wird zeigen können, könnte eine Überraschung werden. Smrz ist verdammt schnell, aber auch sturzanfällig. Er muss konstanter werden.

Nach Jahren in der STK1000 ist Berger in die Superbike aufgestiegen., Foto: Supersonic Racing Team
Nach Jahren in der STK1000 ist Berger in die Superbike aufgestiegen., Foto: Supersonic Racing Team

Des Weiteren sind auch noch einige Neulinge in den Startlöchern. Maxime Berger geht im Supersonic Team auf einer Ducati an den Start und ist damit in einem Team gelandet, welches letztes Jahr bewiesen hat, gute Jobs zu machen. Bei Pedercini Kawasaki werden Roberto Rolfo und Mark Aitchison ins Rennen geschickt werden. Offen ist die Frage, ob sich das Team mit größerer Unterstützung von Kawasaki vom Image einer Chaoten-Truppe lösen und professioneller werden kann.

Leon Camier wird als zweiter Aprilia-Werkspilot in seine zweite Saison starten, Ruben Xaus hat im Castrol Honda-Team neue Motivation gefunden und Noriyuki Haga sitzt im Pata-Team auf einer dritten Aprilia. Allerdings ist bereits zu vernehmen gewesen, dass der Japaner mit der Materialsituation unzufrieden ist. Drauf hat er es auf jeden Fall, aber ohne die richtige Motivation wird es auch für ihn schwierig.