Jeroen Bleekmolens Stärke zeigt sich vor allem in den schwierigen Momenten einer Rennfahrer-Karriere. Beispielsweise beim Rennen in Istanbul, als er im siebten Umlauf unverschuldet ausschied: Die Stimmung war dennoch nur kurzfristig getrübt, der Blick richtete sich nach vorne - auf den Lauf in Monaco. "Dort habe ich meine beste Leistung gezeigt", so Bleekemolen. Er holte die Pole-Position und am nächsten Tag den Start-Ziel-Sieg. Seine Qualifayingrunde war nahezu perfekt. Überhaupt gehörte er bis auf Istanbul immer zu den ersten Drei im Qualifikationstraining. "Immer vorne dabei zu sein, ist eine tolle Bestätigung." Und wenn es nicht geklappt hat, war die Stimmung eben trotzdem hervorragend. "Nur so macht Motorsport Spaß", sagt er, "ich bin immer zu 100 Prozent motiviert."

Vielleicht fühlt sich Jeroen Bleekemolen auch deswegen so wohl im Umfeld des Porsche-Supercup, weil sein Vater und sein Bruder hier ebenfalls regelmäßig an den Start gehen. Seit 2003 fahren beide für das eigene Team Bleekemolens Race Planet. "Es bedeutet mir viel, mit meinem Vater und meinem Bruder gemeinsam Motorsport zu betreiben", so der Jüngste des niederländischen Dreiergespanns. Unterstützung für seine Rennleidenschaft fand er schnell. Nicht zuletzt weil sein Vater Michael eine eigene Kartbahn betreibt und Ende der 1970er Jahre in der Formel 1 startete. "Meinen eigenen Weg habe ich trozdem früh eingeschlagen. Den Platz in der DTM habe ich mir selbst erkämpft." Nicht nur der Vater ist darauf stolz, auch Jeroen Bleekemolens Augen funkeln beim Rückblick.

Familienmensch & Multitalent

Der Familienmensch zeigt sich auch im Umgang mit seinem Team Jetstream Motorsport PZ Essen. Denn während andere Piloten im Hotel ihre Ruhe suchen, sitzt er meist noch lange mit seinen Mechanikern zusammen. Und selbst zum Schlafen bleibt er lieber unter der Mannschaft im Fahrerlager: Seine Schlafkoje wurde im Team-Lkw eingerichtet.

Bleekemolen war auch in Le Mans unterwegs, Foto: Sutton
Bleekemolen war auch in Le Mans unterwegs, Foto: Sutton

Mit dieser besonderen Gelassenheit hat er Erfolg. Der Meistertitel im Porsche-Supercup ist für Bleekemolen in diesem Jahr bereits der zweite große Erfolg mit Porsche: Beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans holte er auf einem Porsche RS Spyder den Sieg in der LMP2-Klasse. Zudem war er 2008 mit sämtlichen Porsche-Rennsportwagen im Einsatz: zu Beginn des Jahres fuhr er einen 911 GT3 RSR beim 24-Stunden-Rennen in Dubai, am Norisring war er in einem 911 GT3 Cup S in der ADAC GT Masters-Serie unterwegs und im Porsche Carrera Cup Deutschland sowie im internationalen Porsche-Supercup steuert er jeweils einen 911 GT3 Cup.

Seine Karriere in den Stuttgarter Sportwagen begann erst 2005 – und zwar im Supercup. Damals ging er als Gastfahrer des HSF-Teams beim Rennen in Indianapolis an den Start und wurde auf Anhieb Dritter. Bleekemolen: "Ich habe mich von Beginn an in dem Wagen wohl gefühlt. Man muss sich an die Cup-Porsche gewöhnen, aber das sind tolle Rennwagen. Sie haben enorme Power, lassen sich fantastisch fahren und bringen viel Freude." Für ihn Grund genug, um sich ein Jahr später erneut ans Steuer eines Porsche zu setzen: Beim Saisonfinale des Supercup in Monza wurde er als Viertplatzierter abgewinkt und verhalf damit dem Team Morellato zum Gewinn der Mannschaftswertung. In der vergangenen Saison ging er schließlich bei ausgewählten Supercup-Rennen an den Start, wobei er insgesamt fünf Mal auf der Pole-Position stand und drei Siege holte. Die Saison beendete er als Achter des Gesamtklassements. 2008, in seinem ersten kompletten Supercup-Jahr, folgte gleich der Gewinn des Meistertitels.

Motorsport seit 1995

Den Grundstein für seine Motorsport-Laufbahn legte Jeroen Bleekemolen 1995 im Kartsport. 1998 wechselte er in die Formel Ford, wo er auf Anhieb den Meistertitel gewann. Im Jahr 1999 war er in der Formel Audi Palmer und im Jahr 2000 in der Formel 3 unterwegs. Danach ging er in der internationalen FIA GT Meisterschaft und der niederländischen Tourenwagen Meisterschaft an den Start. Von 2003 bis 2004 fuhr Bleekemolen in der DTM. In den Jahren 2006 und 2007 nahm er unter anderem für die Niederlande am A1 GP teil, der Weltmeisterschaft des Motorsports bei der Nationalmannschaften in Formel-Fahrzeugen gegeneinander antreten.

Der Einstieg ins Cockpit eines Cup-Porsche hätte allerdings schon viel früher erfolgen können. Denn vor zwölf Jahren stand Bleekemolen ganz oben auf der Wunschliste für das UPS-Porsche-Junior-Team. "Damals habe ich abgesagt", sagt er, "ich hatte bereits einen Vertrag für die Formel Audi Palmer unterschrieben." An das Telefonat, so erzählt Bleekemolen heute, musste er später jedoch noch oft denken. Zumal ein paar Jahre danach seine Formel-Karriere ins Stocken geraten ist. "Ich habe dann häufig überlegt, was wohl passiert wäre, wenn ich ja zu Porsche gesagt hätte."

In der aktuellen Saison gehörte Jeroen Bleekemolen übrigens zu den ganz besonders fleißigen Fahrern: An insgesamt 40 Wochenenden standen bei dem Niederländer 60 Rennen in den verschiedensten Fahrzeuggattungen im Kalender. Und was macht der neue Meister, wenn er mal nicht im Cockpit eines Rennwagens sitzt? "Im Prinzip gibt es für mich momentan nur Motorsport. Wenn ich im Winter Zeit habe, bin ich ein begeisterter Skifahrer", so der frischgebackene Champion. 2003 wollte er sogar bei der holländischen Meisterschaft teilnehmen. Es kam dann jedoch nicht dazu, da dies sein DTM-Vertrag ausschloss.