Das dritte Rennen des sogenannten "West Coast Swing" endete mit einem völlig überraschenden Sieg von Brad Keselowski, nachdem zuvor Kevin Harvick zwei Rennen in Las Vegas und Phoenix gewonnen hatte. Der Penske-Pilot übernahm erst in der letzten Runde der zweiten Verlängerung die Führung auf dem Superspeedway in Fontana. Die zuvor dominierenden Stewart-Haas-Fahrer Kurt Busch und Harvick mussten sich knapp geschlagen geben. Für Keselowski war es der erste Sieg auf dem Auto Club Speedway und der 17. Erfolg in seiner Karriere. Zuvor war Keselowski in sechs Fontana-Rennen nicht über einen 18. Platz hinausgekommen.

Kurt Busch war am Freitag und Samstag nicht zu schlagen, Foto: NASCAR
Kurt Busch war am Freitag und Samstag nicht zu schlagen, Foto: NASCAR

Start: Kevin Harvick und Kurt Busch setzen sich ab

Nachdem Kurt Busch nicht nur das Qualifying, sondern auch alle drei Trainingseinheiten mit Bestzeiten beendet hatte, war der Stewart-Haas-Pilot natürlich der große Favorit. Die Experten erwarteten einen Zweikampf mit seinem Teamkollegen und Champion Harvick, der ebenfalls in der ersten Startreihe stand und am Samstag das Xfinity-Rennen gewinnen konnte. Hoch im Kurs stand ebenfalls Jimmie Johnson, der mit fünf Siegen der Rekordhalter auf dem zwei Meilen langen D-Oval ist. Der Hendrick-Starpilot holte auf seiner Heimstrecke in der Saison 2002 seinen ersten von bisher 71 Sprint-Cup-Siegen. Brett Moffitt, der kurzfristig den erneut erkrankten Waltrip-Fahrer Brian Vickers ersetzte, musste im Ersatz-Toyota antreten und von hinten starten.

Kurt Busch gewann das Startduell und ging vor Harvick auf dem ältesten Asphalt aller NASCAR-Strecken in Führung. In der sechsten Runde übernahm Harvick die Spitze. Hinter den beiden Stewart-Haas-Chevrolet lagen drei Gibbs-Toyota mit David Ragan, Matt Kenseth und Denny Hamlin in Lauerstellung. Nach zehn Runden hatten sich die beiden Führenden, die mit identischem Setup unterwegs waren, bereits um vier Sekunden von den Verfolgern abgesetzt.

Denny Hamlin überraschte die Favoriten

Ragan, der bis auf Rang sieben zurückgefallen war, drehte sich in Runde 22 nach einem Zweikampf mit Jeff Gordon von der Strecke. Nach der ersten Gelbphase erfolgte die erste Runde der Boxenstopps. Das Rennen in der Boxengasse gewann Kenseth vor Hamlin, Harvick, Keselowski, Kurt Busch und Joey Logano. In der 32. Runde war Hamlin der neue Leader, als er Teamkollege Kenseth problemlos überholte. In der Top-10 lagen jetzt zwei Gibbs-Toyota, zwei Stewart-Haas-Chevrolet, zwei Penske-Ford, drei Hendrick-Chevrolet mit Johnson, Jeff Gordon sowie Dale Earnhardt Junior. Einsamer Alleinkämpfer war erneut Ryan Newman im Childress-Chevrolet.

Denny Hamlin führt vor Matt Kenseth, Foto: NASCAR
Denny Hamlin führt vor Matt Kenseth, Foto: NASCAR

Danica Patrick hatte sich nach 40 Runden um neun Plätze verbessert und lag jetzt an 13. Position, während gleichzeitig Harvick Rang zwei übernahm. Nach absolvierten 50 Runden tauchte der erneut starke Brian Scott im Circle-Chevrolet auf dem elften Platz auf. In den folgenden Runden konnte Hamlin seinen Vorsprung vor Harvick überraschend vergrößern.

Matt Kenseth mit sensationellen Boxenstopps

Die ersten Stopps unter grüner Flagge erfolgten ab der 61. Runde. Als Hamlin nach seinem Stopp wieder auf der Strecke war, hatte er seinen Vorsprung auf über drei Sekunden ausgebaut. Sechs Runden später war, durch das Höllentempo von über 200 mph an der Spitze, bereits das halbe Feld überrundet worden. In der 81. Runde lag Scott hinter Martin Truex Junior sogar auf Position zehn. Sechs Runden später wurde Hamlins Alleinfahrt nach 56 Führungsrunden durch die zweite Gelbphase gestoppt. Erneut fertigte das Team von Kenseth seinen Fahrer in einer fantastischen Zeit ab. Beim Restart führte damit Kenseth vor Kurt Busch, Harvick, Hamlin und Johnson.

In der 95. Runde konnte Kurt Busch erneut den ersten Platz übernehmen und Logano zog an Hamlin vorbei. Drei Runden später kam das Pace Car zum dritten Mal auf die Strecke, als Sam Hornish Junior in der Mauer landete. Es folgten beim Service die ersten Pokerspiele mit nur zwei frischen Reifen. Truex war dadurch beim Neustart der Leader vor Tony Stewart, Kurt Busch und Hamlin, während Kenseth nur noch an achter Position lag. Eine Runde nach dem Restart war Kurt Busch wieder Erster vor Harvick, der vier Plätze gutmachen konnte. Hamlin und Keselowski verloren einige Positionen und lagen außerhalb der Top-10.

Matt Kenseth zeigte sehr schnelle Boxenstopps, Foto: NASCAR
Matt Kenseth zeigte sehr schnelle Boxenstopps, Foto: NASCAR

Kenseth vs. Kurt Busch & Kevin Harvick

Nach 120 Runden hatte sich Kurt Busch leicht von Harvick absetzen können. Logano lag als Dritter bereits über sechs Sekunden zurück. Ab der 137. Runde kamen die Fahrer zum zweiten Mal unter Grün zum Service in die Boxengasse. Sieben Runden später musste Kurt Busch den ersten Platz an Harvick abtreten, der nun das schnellste Fahrzeug hatte und bereits über 500 Führungsrunden in dieser Saison erreicht hatte. Die vierte Gelbphase kam wegen Debris in Runde 153. Zum dritten Mal konnte Kenseth mit einem schnellen Boxenstopp die Führung übernehmen. Zweiter war Kurt Busch vor Harvick, Johnson, und Hamlin. Logano verlor nach einer Strafe den fünften Rang und lag nur noch an 27. Position.

Johnson konnte nach dem Restart den dritten Platz von Harvick übernehmen. Dann überholte Keselowski mit Hamlin und Harvick gleich zwei Konkurrenten. Die große Frage war: Reicht der Sprit bis zur 200. Runde? Zum ersten Mal tauchte Kasey Kahne in der Top-10 auf. Die Aufholjagd von Keselowski ging weiter. Nach 166 Runden war der Penske-Pilot schon Zweiter, fiel dann allerdings wieder zurück. Hamlin touchierte die Mauer und lag nur noch an siebter Stelle.

Spannende Endphase

Harvick hatte zuvor wohl Sprit gespart, denn plötzlich drehte er auf und war in der 177. Runde der erste Verfolger von Kenseth. 20 Runden vor Rennende lag zwischen den beiden Führenden eine halbe Sekunde. Der Funk glühte auf allen Kanälen, denn der Sprit reichte wohl bei allen Fahrzeigen nicht bis zur Ziellinie. In Runde 185 sorgte Debris für die fünfte Gelbphase und die nächste Strategiespiele. Harvick kam als erster Fahrer wieder auf die Strecke, weil bei Kenseth die Antriebswelle beim Boxenstopp brach. Sein Teamkollege Hamlin verlor Rang drei wegen einer Strafe durch einen unkontrollierten Reifen.

Noch liegt Kurt Busch vor Kevin Harvick in Führung, Foto: NASCAR
Noch liegt Kurt Busch vor Kevin Harvick in Führung, Foto: NASCAR

Kurt Busch konnte beim Restart an Harvick vorbeiziehen. Dann übernahm Keselowski Rang zwei vor Earnhardt. Dann schoss Harvick wieder von Platz vier auf zwei. Kurt Busch und Harvick kämpften jetzt rundenlang um den Sieg. Harvick kam in den Kurven bis an den Kofferraum heran. Kurt Busch blocke geschickt. Zwei Runden vor Rennende wurde dieses faszinierende Duell durch die sechste Rennunterbrechung wegen Debris beendet. Wie im Vorjahr musste ein Green-White-Checkered über zwei Runden das fünfte Saisonrennen entscheiden. Die führenden Fahrer kamen tatsächlich noch einmal zum Service und nahmen zwei neue Reifen mit.

Sensations-Sieg von Brad Keselowski in der zweiten Verlängerung

Mit Gordon, Stewart und Greg Biffle waren drei Fahrer auf der Strecke geblieben und führten jetzt vor Kurt Busch, Earnhardt, Harvick und Johnson. Kurt Busch und Harvick schossen durch die Mitte und lagen sofort wieder in Führung. Im Mittelfeld krachte es zwischen Kyle Larson und David Ragan nach einem Mauerkontakt. Das Rennen ging nach der siebten Gelbphase in die zweite Verlängerung über erneut zwei Runden.

Kurt Busch wurde von Paul Menard in Führung geschoben. Keselowski war Zweiter vor Harvick und zog in der letzten Runde sensationell auch an Kurt Busch vorbei. Keselowski holte völlig überraschend nach 209 Runden seinen ersten Saisonsieg mit einer halben Führungsrunde. Harvick wurde noch Zweiter, weil Kurt Busch leicht die Mauer des Superspeedways streifte. Platz vier ging an Menard, der damit sein bestes Saisonresultat erzielte. Newman machte nach dem letzten Restart sieben Plätze gut und landete mit dem fünften Rang zum vierten Mal in Folge in der Top-10. Sechster wurde Earnhardt vor Logano, Truex, Johnson und Gordon. Harvick, Logano und Truex schafften damit in allen bisherigen fünf Rennen ein Top-10-Resultat. Tabellenführer bleibt Harvick mit zwei Siegen und drei zweiten Plätzen.

Brad Keselowski haute in der letzten Runde heftig auf die Glocke, Foto: NASCAR
Brad Keselowski haute in der letzten Runde heftig auf die Glocke, Foto: NASCAR

Ragan und Jamie McMurray schafften durch Rang 18 und 21 den Sprung in die Top-16 der Gesamtwertung. Edwards, Larson und Austin Dillon liegen knapp dahinter, während Kurt Busch nach zwei Rennen den 28. Rang im Klassement belegt. Stewart erreichte mit dem 14. Platz sein bisher bestes Saisonresultat und Chris Buescher beendete sein erstes Sprint-Cup-Rennen auf einem beachtlichen 20. Rang.

5. Lauf: Auto Club 400
Auto Club Speedway, Fontana, CA
Ergebnis: Top-10 (200/+9 Runden)

1. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 47/4 Punkte
2. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 43/1 Punkte
3. Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 43/2 Punkte
4. Paul Menard (Chevrolet) Richard Childress Racing, 40/0 Punkte
5. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 39/0 Punkte
6. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 38/0 Punkte
7. Joey Logano (Ford) Team Penske, 37/0 Punkte
8. Martin Truex Jr. (Chevrolet) Furniture Row Racing, 37/1 Punkte
9. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 35/0 Punkte
10. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 35/1 Punkte

Gesamtstand: Rennen 05/36 (Chase Top-16)

1. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 2 Siege, 228 Punkte
2. Joey Logano (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 197 Punkte
3. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 163 Punkte
4. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 1 Sieg, 159 Punkte
5. Martin Truex Jr. (Chevrolet) Furniture Row Racing, 192 Punkte
6. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 164 Punkte
7. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 162 Punkte
8. Kasey Kahne (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 159 Punkte
9. Paul Menard (Chevrolet) Richard Childress Racing, 152 Punkte
10. Aric Almirola (Ford) Richard Petty Motorsports, 138 Punkte
11. A.J. Allmendinger (Chevrolet) JTG Daugherty Racing, 137 Punkte
12. Casey Mears (Chevrolet) Germain Racing, 132 Punkte
13. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 127 Punkte
14. Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 125 Punkte
15. David Ragan (Toyota) Joe Gibbs Racing, 124 Punkte
16. Jamie McMurray (Chevrolet) Chip Ganassi Racing with Felix Sabates, 120 Punkte