Für die vielen eingefleischten Sportwagenfans in Europa ging mit dem Saisonstart auf dem Circuit Paul Ricard eine lange Winterpause endlich zu Ende. Während viele Prototypen- und GT2-Mannschaften bereits beim American Le Mans Series-Klassiker in Sebring am Start waren, konzentriert man sich im GT1-Lager 2010 auf die erste Saison der neuen Weltmeisterschaft.

Außer den Saleen des Traditionsrennstalls Larbre findet man auf keiner Zeitenliste des 8 Stunden Rennens auf dem "High Tech Test Track" (HTTT) an der Côte d'Azur einen weiteren GT1-Boliden, ob die Franzosen auch mit WM-Startplatz angereist wären, ist fraglich.

Verschiedene Konzepte

Beim LMS-Saisonstart zeigte sich einmal mehr, dass die FIA mit ihrer GT-Hoheit und die Verantwortlichen des Sportwagenbereichs auf Konfrontationskurs sind. In der Le Mans Series müssen neben den vielen Herstellern neuerdings prominente Fahrer wie Jean Alesi, Giancarlo Fisichella und Nigel Mansell auf die Gunst der Zuschauer hoffen und die Sportwagencracks unterstützen, während man beim Automobilweltverband auf den neuen WM-Status setzt.

Die Reaktion des Le Mans-Veranstalters ACO heißt "Intercontinental-Cup" - eine Gesamtwertung für drei Prototypenrennen in Amerika, Europa und Asien. Weil auch wegen neuer GT1-Regeln zu wenig Autos dieser Klasse zur Verfügung stehen, können die schnellen Supersportler - außer dem Saleen (keine WM-Zulassung) - nur in einer Meisterschaft antreten. Warum man nicht auf eine Zusammenarbeit wie im amerikanischen Formelsport und eine Sportwagen-Weltmeisterschaft setzt, liegt auch an der Sturheit vieler Verantwortlicher und Hersteller.

Die Zukunft wird es zeigen

Ob der interessante Saisonauftakt in Le Castellet der gesamten GT- und Sportwagenszene zu mehr Aufmerksamkeit verhilft oder die Konkurrenz zwischen LMS und GT1-WM noch mehr verschärft, bleibt abzuwarten. Zwar setzt die FIA mit zwei einstündigen Rennen bei ihrer neuen Weltmeisterschaft auf ein anderes Format als der ACO mit traditionellen Langstreckenklassikern, dass die Aufwertung der GT1 aber zu weniger Startern in der höchsten GT-Klasse der LMS führte, ist Fakt.

Im Gegenzug verlor man bei der FIA viele GT2 Teams an die LMS, was zum Einen die geplante Europameisterschaft verhinderte, zum Anderen aber volle Starterfelder und neue Hersteller für die LMS mit sich brachte. Mittlerweile ist in Europa die GT2 Klasse ähnlich beliebt wie bei der ALMS, wo überhaupt keine GT1 mehr zugelassen sind.

Das 8 Stunden Rennen war nicht nur wegen der langen "Mistral"-Geraden eine wichtige Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt in Le Mans, sondern auch das erste von vielen Langstreckenrennen in Europa. Ob sich die Zuschauer weiterhin für dieses Rennformat begeistern können oder lieber Sprintrennen mit GT1-Autos sehen wollen, wird die Zukunft zeigen - ob beide Konzepte nebeneinander funktionieren ebenso!