Bis jetzt kannte Bruno Senna den Kurs von Le Mans nur von der Playstation. "Wo die Simulation allerdings schon sehr realistisch war und der Wirklichkeit ziemlich nahe kam." Am Dienstag schaute er sich den Traditionskurs dann zusammen mit den Oreca-Ingenieuren schon mal in ein paar Runden im Privatauto an. "Ich freue mich schon sehr auf das Rennen, die ganze Atmosphäre hier ist einfach toll, das hat man schon am Montag bei der technischen Abnahme der Autos in der Stadt gemerkt, wo sehr viel los war - trotz des strömenden Regens."

Gegen Regen im Rennen hätte Regenkünstler Senna auch nichts einzuwenden, der Wetterbericht spricht aber eher für trockene 24 Stunden. So oder so rechnet er sich mit dem nach seinem Spa-Crash komplett neu aufgebauten Oreca einiges aus: "Wir sind dann letzte Woche in Magny Cours in zwei Tagen mit dem neuen Auto noch über 1000 Kilometer gefahren, es lief sehr gut, wir konnten noch einiges ausprobieren, Tiago Monteiro" - dritter Mann neben Senna und Stephane Ortelli im Oreca mit der Nummer 10 - "konnte das Auto erstmals richtig kennenlernen. Ich glaube, wir haben eine tolle Mannschaft, der Team-Spirit ist richtig gut, das ist einer der Gründe, warum es so viel Spaß macht, hier zu fahren."

Das bei seinem Spa-Unfall doch etwas lädierte linke Knie macht dem Brasilianer zumindest im Auto nicht mehr zu schaffen. "Da ist alles in Ordnung - und auch Fitnesstraining geht schon wieder ganz gut, nur muss ich halt zum Beispiel noch aufpassen, beim Radfahren keine allzu großen Steigungen einzubauen."

Bruno Senna erhält ein komplett neu aufgebautes Auto., Foto: Sutton
Bruno Senna erhält ein komplett neu aufgebautes Auto., Foto: Sutton

Dass man gegen die geballte Diesel-Übermacht von Audi und Peugeot keine Chance habe, sei freilich klar: "Das sind völlig andere Voraussetzungen. Unser Ziel als Team muss es sein, erst einmal mit beiden Autos anzukommen und dann innerhalb der Benzinerfraktion eine sehr gute Rolle zu spielen, da möglichst weit vorne mitzumischen. Dass wir vom Speed her dazu schon das Potenzial hätten, hat man schon in Spa gesehen, aber bei einem 24-Stunden-Rennen zählen nun auch mal ganz andere Dinge, da kommt es vor allem auch darauf an, so wenig Probleme wie möglich zu haben."

Auch für ihn selbst gilt es, die in Barcelona und Spa erworbenen speziellen Langstreckenkenntnisse optimal umzusetzen: "Es ist schon ein anderes Fahren, wenn man fast mehr darauf achten muss, die Reifen zu schonen, Sprit zu sparen, als immer am absoluten Limit zum sein, die perfekte Runde hinzulegen - was angesichts des vielen Verkehrs sowieso nicht geht." Sein Traum: "Wenn wir es schaffen könnten, die interne Benzinerwertung zu gewinnen, dann wäre das ein Riesenerfolg!"