Es ist ein Kampf der Helden. Sebastian Vettel, der Super-Seb der Formel 1 Saison 2008, und Nico Hülkenberg, besser bekannt als Hulk. Beide gelten als Ausnahmetalent, der eine hat bereits ein Stammcockpit in der Königsklasse, während der andere den Titel in der Formel 3 EuroSerie unter Dach und Fach gebracht hat. Doch wer von ihnen hat wirklich das Zeug zum Superheld, wer kann in die Fußstapfen von Michael Schumacher treten? Hulk, Super-Seb... oder beide?

Vettel überzeugte in der Formel BMW, Foto: Sutton
Vettel überzeugte in der Formel BMW, Foto: Sutton

Zugegeben, Sebastian Vettel hat die Messlatte mit seinem Sieg im Regen von Monza ziemlich hoch gelegt. Schon vor einem Jahr bewies er in Japan und China, dass schwierige Bedingungen sein Gebiet sind. Aber auch Hülkenberg kommt im Regen blendend zurecht - drehen wir die Uhr also um gute vier Jahre zurück: 2004 gewann Vettel die Formel BMW ADAC, siegte in 18 von 20 Rennen - sein schlechtestes Ergebnis war ein dritter Rang auf dem Nürburgring. Dagegen erscheint Hülkenbergs Erfolgsbilanz beinahe erschreckend schlecht: nur acht Siege, 14 Podestplätze und neun Pole-Positions in der Formel BMW 2005.

Zumindest in dieser Nachwuchsserie scheint alles für Vettel zu sprechen. Doch der Heppenheimer dominierte die Formel BMW erst in seiner zweiten Saison, Hülkenberg gewann den Titel bereits als Neueinsteiger - nicht auszudenken, ob er in seinem zweiten Jahr ebenfalls 90 Prozenz aller Rennen gewonnen hätte. Vettel entschied in seiner ersten Saison in der Formel BMW übrigens nur fünf Rennen für sich... ein klarer Punkt für Hülkenberg.

Von der Formel BMW in die Formel 3

Doch während Vettel direkt nach dem Titel in der Formel BMW in die damals neue Formel 3 EuroSerie wechselte und dort den fünften Platz belegte und ein Jahr später gegen Paul di Resta im Titel-Duell unterlag, versauerte Hülkenberg ein Jahr in der deutschen Meisterschaft. Sein Ligier war deutlich unterlegen, oft wurde Hülkenberg von der Technik gestoppt, kämpfte mit Problemen und errang nur einen Sieg. In die EuroSerie wechselte der Emmericher erst ein Jahr später - und verpasste so den direkten Vergleich gegen Vettel, der 2007 schon die ersten Rennen in der Formel 1 absolvierte.

Hülkenberg ist Formel 3-Meister, Foto: F3 EuroSeries
Hülkenberg ist Formel 3-Meister, Foto: F3 EuroSeries

Im Gegensatz zu Vettel hat Hülkenberg auch die EuroSerie gewonnen, allerdings fehlte in diesem Jahr ein echter Gegner. Kein Di Resta, kein Grosjean und auch kein Buemi, mit dem sich Hülkenberg schon in der Formel BMW duellierte. Schon vor Saisonbeginn sprach jeder von einer klaren Sache. Und so kam es auch - wenn auch mit einigen Startschwierigkeiten. Wie ergeizig der 21-jährige Hülkenberg seine Ziele verfolgt, wurde zuletzt in Le Mans deutlich. Das Rennen versaut, die Meisterschaft gewonnen. Wirkliche Freude kam erst Stunden später auf, als Hülkenberg seine Fehler des Tages verdaut hatte.

Die beiden deutschen Talente beschäftigen sich aber auch in anderen Serien - für sie waren es quasi spaßige Nebenjobs. Vettel stieg in einen Formel Renault der World Series, fuhr zwei Rennen, gewann zwei Rennen und verletzte sich im dritten. Hülkenberg wurde in einen A1GP-Renner gesetzt, gewann das zweite Rennen der Saison und später die Meisterschaft. Besonders beeindruckend war der Lauf im verregneten Malaysia, als er der Konkurrenz in 28 Runden 43 Sekunden abnahm, obwohl der Pflichtboxenstopp zehn Sekunden länger dauerte als geplant.

Das erste Mal im Formel 1

Schon 2007 in der Formel 1 angekommen: Sebastian Vettel beim USA Grand Prix, Foto: Sutton
Schon 2007 in der Formel 1 angekommen: Sebastian Vettel beim USA Grand Prix, Foto: Sutton

In seiner späteren Karriere hatte Vettel drei entscheidende Vorteile: zunächst konnte er sich am Freitag als Testfahrer beweisen, ersetzte den angeschlagenen Robert Kubica beim Indianapolis Grand Prix und übernahm das Cockpit von Scott Speed ab dem Ungarn-GP als Stammfahrer bei Torro Rosso. Hülkenbergs Formel 1-Debüt verlief weniger furios: Abflug beim Rollout des neuen Williams. Man hielt trotzdem an ihm fest. 2009 ist Hülkenberg als offizieller Test- und Reserve-Fahrer bei dem englischen Rennstall bestätigt.

Allerdings wird sich Hülkenberg in der GP2 beweisen müssen. Sein Vorteil könnte sein, dass große Gegner wie Giorgio Pantano, Romain Grosjean oder Lucas di Grassi in der kommenden Saison nicht mehr mit von der Partie sein könnten. Falls ein weiterer Durchmarsch folgt, genau wie in diesem Jahr, könnte schon 2010 ein Cockpit in der Formel 1 auf ihn warten. Dann könnte es auch das erste Aufeinandertreffen mit Sebastian Vettel geben - bisher sind sie bei noch keinem Autorennen gegeneinander angetreten...