Trotz der Niederlage im Qualifying zeigt man sich bei Audi kurz vor dem Start des wichtigsten Rennens der Saison gelassen: man habe alles unter Kontrolle, heißt es aus dem Lager der Ingolstädter. Schließlich habe man sich in den letzten Sessions auf das Rennen konzentriert, den Wagen abgestimmt und sich auf die große Herausforderung vorbereitet. Doch ist der achte Sieg wirklich so greifbar nahe wie 2005, als man ebenfalls nur aus der zweiten Reihe ins Rennen ging?

Fakt ist: Peugeot dominiert die LMS-Meisterschaft seit einiger Zeit nach Belieben, nur selten hat ein anderes Team die Chance, Paroli zu bieten. Für die 24 Stunden von Le Mans haben sich die Franzosen akribisch vorbereitet und lagen nicht nur beim nassen Vortest an der Spitze, sondern auch im Qualifying. Auf der schnellsten Runde nahm der 908 seinem Gegner mit den vier Ringen auf der Haube mehr als fünf Sekunden ab.

An diesen Anblicken scheint sich Audi gewöhnen zu müssen, Foto: Peugeot
An diesen Anblicken scheint sich Audi gewöhnen zu müssen, Foto: Peugeot

Selbst der langsamste Peugeot war noch drei Sekunden besser unterwegs als der R10 von Allan McNish, Dindo Capello und Rekord-Sieger Tom Kristensen. "Wir haben uns vor allem auf die Fahrzeugabstimmung für das Rennen konzentriert. Wir haben uns nicht allzu viele Gedanken über eine schnelle Qualifying-Runde gemacht", sagte Nicolas Minassian am Donnerstag. "Das Wichtigste war, sicherzustellen, dass wir ein Auto haben, das gut ausbalanciert ist und das zum Fahrstil von Marc Gené, Jacques Villeneuve und mir passt."

Aus Fahrersicht sind beide Teams auf dem selben Niveau: sowohl im 908, als auch im R10, sitzen Top-Fahrer mit gleichen Chancen auf den Sieg, auch wenn einige von ihnen mit einer Vorbelastung in das Rennen starten. Marc Gené verlor beim Test die Kontrolle über sein Auto und klagt über Rückenschmerzen, Mike Rockenfeller drehte sich im letzten Jahr und beendete das Rennen für seine Truppe vorzeitig. Zwar beteuern beide Piloten, dass die Vorfälle keine Rolle mehr spielen - doch irgendwo im Hinterkopf wird mit Sicherheit noch der ein oder andere Gedanke sitzen, der sich beim Start wieder zu Wort melden wird.

"Am Donnerstag lagen die Rundenzeiten dicht zusammen, und das auf einem sehr hohen Niveau. Wir haben unser Programm konsequent durchgezogen und für alle drei Autos ein gutes Trocken-Setup gefunden, mit dem alle Fahrer bestens zurechtkommen", berichtete Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich nach dem Qualifying. "Ich denke, wir sind für das Rennen gut vorbereitet."

Bei Audi steckt man die Köpfe nicht in den Sand, Foto: Audi
Bei Audi steckt man die Köpfe nicht in den Sand, Foto: Audi

Zufrieden wird man bei Audi nach dem Zeittraining aber mit Sicherheit nicht gewesen sein. Man hat nicht nur gegen Peugeot den Kürzeren gezogen, sondern musste auch einen der Benziner den Vortritt lassen. In der letzten Stunde vor dem Quali-Ende setzte sich das Team um Stefan Mücke auf den sechsten Gesamtrang und verdrängte damit ausgerechnet die Vorjahressieger.

Das wollte man eigentlich nicht auf sich sitzen lassen. Zehn Minuten vor Mitternacht schickte man Marco Werner auf die Bahn, er sollte sich den sechsten Startplatz zurückholen. Der Deutsche war mit ziemlicher Sicherheit auf schnelle Zeiten getrimmt, denn eigentlich war die Bahn klar langsamer als am Vortag. Regen hatte den Gummi von der Strecke gespült, die Nacht bot nicht die besten Sichtverhältnisse und Werner wurde von einigen anderen Fahrzeugen aufgehalten. Trotzdem konnte er seine Zeit vom Vortag verbessern - auch wenn es nicht reichte.

"Training und Rennen sind zwei unterschiedliche Dinge. Die Konstanz über die Distanz war bei uns immer der Schlüssel zum Erfolg", hofft Werner auf eine mögliche Wiederholung des Erfolgs. Eines ist allerdings schon jetzt klar: Audi muss alle Kräfte mobilisieren, um Peugeot noch abfangen zu können.