Eine Taxi-Fahrt ist meist nichts Besonderes: an Punkt A steigt man ein und sagt dem Fahrer wo es hingehen soll. Der Fahrer fährt los, man lehnt sich entspannt zurück und kann gemütlich aus dem Fenster schauen. Irgendwann hält das Taxi, man drückt sein Kleingeld ab und ist (in den meistern Fällen) am Ziel Punkt B angelangt.

Wenn der Begriff Ring-Taxi fällt kann man diesen Plan getrotzt vergessen. Auf der Nürburgring Nordschleife - gerne auch die Grüne Hölle genannt - gelten eigene Regeln. Der Fahrer weiß schon wo es hingehen soll, man hat keine entspannte Fahrt und steigt nach gut zehn Minuten wieder dort aus, wo man eingestiegen ist. Noch dazu hat man zittrige Knie und schwitzt ein bisschen... Was soll die ganze Sache dann überhaupt bringen? Logisch: jede Menge Spaß und ein geiles Gefühl!

Zakspeed V8 gegen Honda Civic

Am vergangenen Freitag hatte ich die Ehre gleich zwei Taxis zu vergleichen: einen Zakspeed V8 und den Civic des Honda Junior Teams. Angefangen hat alles im historischen Fahrerlager, Treffpunkt Rennfahrerschule. Eine große Halle, Hebebühnen, Rennwagen. Meine Welt. Bevor es überhaupt losgehen kann, darf ich mich in einen Overall zwängen. Ganz schön eng und ungewohnt - aber was tut man nicht alles, um sich 24 Kilometer durch die Gegend chauffieren zu lassen?

Kurze Zeit später am Anfang der Boxengasse: mein Taxi wartet auf mich. Ein brummender V8-Motor, fast sechs Liter Hubraum und circa 500 Pferdestärken unter der Haube. Schnell den Helm aufgesetzt, reingeschwungen und angeschnallt. Schon auf dem Weg durch die Boxengasse merkte ich: Mensch, das wird mollig warm. Eine Klimaanlage ist im Rennauto schließlich fehl am Platz, von irgendwelchen Belüftungssystemen bekam ich nicht viel mit.

Das Beeindruckendste am ehemaligen Boliden der V8-Star-Serie ist definitiv der Sound. Ich will zwar kein Auto mit einem Bär vergleichen, aber der Zakspeed hat schon ordentlich gebrummt. Egal ob beim Beschleunigen oder Runterschalten: es vibriert einfach alles, was sich in der Nähe des leistungsstarken Motors befindet. Nur wenn zwischenzeitlich einer der ganz schnellen Porsche oder Lamborghini vorbeirast, hört man etwas anderes.

Zakspeed bietet mehrere Fahrzeuge für Taxifahrten an, Foto: Zakspeed
Zakspeed bietet mehrere Fahrzeuge für Taxifahrten an, Foto: Zakspeed

Besonders gefreut habe ich mich auf meine erste Fahrt durch das Karussell. Ich wurde nicht enttäuscht und kann nun behaupten, dass diese Kurve ihren Namen nicht umsonst trängt: im Vergleich zu "normalen" Ecken wirken total andere Kräfte auf den Körper, man wird in den Sitz gedrückt. Musikalisch untermalt wird das ganze von der Frontlippe, die im engen Karussell besonders lautstak über die Betonplatten schleift...

Leider war die Runde im Zakspeed V8 viel zu schnell vorbei. Irgendwie ist es komisch wenn man über die Döttinger Höhe rast und weiß, dass gleich alles vorbei sein wird. Aber ich hatte Glück - das nächste Taxi wartete auf mich: ein Honda Ciciv Type-R mit 1.998 ccm Hubraum und 210 PS. Auf der Strecke braucht sich der kleine Japaner trotzdem nicht zu verstecken!

Vertrauen in den Fahrer soll eine wichtige Sache sein... vor allem natürlich wenn links und rechts zwei Leitplanken auf einen möglichen Einschlag warten. Wieder war ich im Glück: meinen Chauffer kenne ich schon seit zwei Jahren. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass man keine Rücksicht auf mich nehmen wollte. Danke für die geile Runde, Marleen!

Am Limit - Marleen Seilheimer im Civic, Foto: Honda Junior Team
Am Limit - Marleen Seilheimer im Civic, Foto: Honda Junior Team

Schon bei der Boxenausfahrt und dem Anbremsen zur ersten Kurve musste ich feststellen, dass Marleen ordentlich ans Limit geht. Ich hing förmlich in meinen Gurten. Auch der Rest der Runde gestaltete sich nicht weniger spektakulär, denn zwischendurch wurden freundliche Autofahrer-Grüße an einen Kollegen im BMW gesendet, danach standen wir auf dem Weg zur Hohen Acht regelrecht im Stau.

Vom brummenden Sechs-Liter-Motor war im Honda der Fachhochschule Köln nicht mehr viel zu spüren. Dafür gab es aber den Ohrenschmaus von knappen 9.000 Umdrehungen - meine Gedanken: klingt nicht schlecht für so eine kleine Maschine. Wenn ich nicht gerade auf die Strecke starrte, hatte ich auch ein wenig Zeit um auf die Beinarbeit zu achten. Ganz schön schnell tappste Marleen von einem aufs andere Pedal - ich hätte schon längst einen Knoten in den Beinen...

Auch die zweite Runde viel zu kurz....Mensch, warum ist die Nordschleife nicht doppelt so lang? Trotzdem mein Rat an alle: Wenn ihr die Gelegenheit habt eine Runde in einem Ring-Taxi zu fahren, macht es. Es spielt absolut keine Rolle, ob ihr in einem dicken V8, einem kleinen Civic, einer Viper, einem Porsche oder einem alten Golf sitzt!