Seit dem Einstieg von Audi bei den 24 Stunden von Le Mans im Jahr 2000 überzeugt die Mannschaft aus Ingolstadt. Bei den zehn Rennstarts hat Audi acht Mal das legendäre Langstreckenrennen für sich entschieden. Nur im Jahr 2003 gewann Bentley. Der wohl größte Konkurrent ist derzeit Peugeot. Im letzten Jahr durchbrachen die Franzosen die Siegesserie der Ingolstädter und zählen auch bei der diesjährigen 78. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans zu den Favoriten.

Im letzten Jahr entschied der Peugeot 908 Hdi FAP zusammen mit dem ehemaligen Formel-1-Fahrer Alexander Wurz, David Brabham und Marc Gene das Rennen für sich. Dahinter reihte sich ein weiterer Peugeot ein, der von Sebastien Bourdais, Franck Montagny und Stephane Sarrazin gesteuert wurde. Audi kam im Vorjahr auf Platz drei und will in diesem Jahr wieder ganz oben auf dem Podest stehen. "Unser Ziel ist es, das Ergebnis des letzten Jahres mit einem Sieg wieder auszugleichen", so Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich optimistisch.

Optimismus bei Audi

2006 sorgte Audi mit dem ersten Sieg eines Dieselfahrzeugs in Le Mans weltweit für Schlagzeilen. Für das diesjährige Highlight des Jahres bringt Audi ein Plus an Effizienz an den Start, um wieder zur alten Siegesform zurückzukehren: Nach dem dritten Platz im Vorjahr wurde der erste Diesel-Rennsportwagen der zweiten Generation, der Audi R15 TDI, in den letzten zwölf Monaten in zahlreichen Details überarbeitet und noch stärker in Richtung Effizienz getrimmt. Nicht nur aerodynamisch wurden Fortschritte gemacht, sondern auch das Cockpit wurde ergonomischer gestaltet.

Die Vorbereitungen im vergangenen Jahr liefen nicht nach Plan. Durch eine Reihe von Unfällen geriet Audi erheblich in Zeitverzug. "In diesem Jahr sind wir wesentlich besser vorbereitet. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir es in Le Mans mit sehr starker Konkurrenz zu tun haben und während der 24 Stunden wie immer sehr viel passieren kann. Trotzdem ist unser Ziel klar: Wir wollen den Siegerpokal zurück nach Ingolstadt und Neckarsulm holen", so Ullrich. Mit Tom Kristensen, der die 24 Stunden von Le Mans insgesamt acht Mal gewinnen konnte und somit der erfolgreichste Le Mans Pilot aller Zeiten ist, hat Audi die Speerspitze schon seit Jahren mit im Boot. "Audi hat einen wichtigen Schritt vom R15 zum R15 plus getan. Das Plus besagt, dass der R15 TDI in allen Bereichen in Bezug auf Effizienz und Performance überarbeitet wurde", so Kristensen. Auch er hofft, dass das Plus hilft, dieses Jahr das große Ziel zu erreichen.

Erste Kampfansage von Peugeot

Beim ersten Qualifying in Le Mans zeigte sich die erste ernüchternde Erkenntnis. Audi musste sich den schnellen Franzosen geschlagen geben. Die Top 4 hatte ganz klar Peugeot in der Hand. Sebastien Bourdais war der schnellste Pilot im Feld, gefolgt vom Vorjahressieger Alexander Wurz. Auf den Plätzen drei und vier reihten sich zwei weitere Peugeots ein. Stephane Sarrazin fuhr die drittschnellste Zeit, in direkter Verfolgung von Nicolas Lapierre, der für das Privatteam Oreca Matmut unterwegs ist.

Bester Audi wurde Mike Rockenfeller, der mit 3,867 Sekunden einen deutlichen Rückstand zur Spitze hat. Direkt dahinter folgten die beiden von Joest eingesetzten Boliden auf den Plätzen sechs und sieben. Stephane Sarrazin, der in den letzten drei Jahren als Pole-Setter der 24 Stunden von Le Mans hervorging, war mit der ersten Session nicht zufrieden. Viel Verkehr und ein kleiner Fahrfehler verhinderten eine Topzeit. "Ich fuhr meine schnellste Zeit mit dem ersten neuen Reifensatz. Ohne den Fehler hätte ich sicher schneller sein können", sagte Sarrazin.

Tom Kristensen bemängelte die Performance seines Audis. "Im Moment verlieren wir auf der Geraden und besonders im zweiten Sektor zu viel Zeit", so Kristensen. Das Team sucht nun nach Lösungen, um bei den beiden kommenden Qualifying-Sessions besser abzuschneiden. Was fehlt, ist die Zeit, denn schon in wenigen Stunden geht es weiter.

Audi nur mit der halben Wahrheit?

Peugeot ist zuversichtlich was die anderen beiden Sessions angeht. Dennoch trifft Sebastien Bourdais keine voreiligen Aussagen. "Es ist nur die provisorische Pole. Dennoch erwarten wir schwierige Bedingungen, weshalb es gut ist, dieses Ergebnis in der Tasche zu haben", so Bourdais nach der ersten Session. Der technische Direktor von Peugeot, Bruno Famin, geht davon aus, dass Audi nachlegen wird. "Natürlich sind wir froh, unsere drei Autos auf den ersten drei Plätzen zu haben", so Famin. Bourdais hat zwar noch nicht alles aus dem Boliden herausgeholt, es sei aber auch nicht mehr allzu viel möglich. "Falls es regnen sollte, sind wir in einer guten Position. Wir können uns aber nicht ausruhen. Ich glaube nicht, dass sie ihr vollständiges Potenzial ausgeschöpft haben", urteilte Famin.

Heute Abend um 19 Uhr geht es in die zweite Quali-Session, bei der sich zeigen wird, ob Peugeot tatsächlich dominiert oder ob Audi nachlegen kann.