"Es war sicherlich nicht so, wie ich es mir erhoffte hatte, hier her zu kommen", seufzte Nicky Hayden auf SuperBikePlanet.com, als er über seine zurückliegende erste Saison im Ducati-Werksteam befragt wurde. "Ich hatte gehofft, eine um einiges bessere Saison zu haben, als sie dann letztendlich war. Die Meisterschaft als 13. abzuschließen, ist fast peinlich. Ich weiß nicht, ob ich ein Championat schon einmal so weit unten beendet habe." Dabei fühle er aber, dass das Jahr dann doch etwas besser war, als sich letztendlich in der Gesamtplatzierung und den gesammelten Punkten widerspiegle. "Die Sache ist einfach die, dass wir zu Beginn des Jahres richtig Probleme hatten und das Jahr einfach in einem Loch mit schlechten Resultaten, einigen Stürzen begannen. Hier und da etwas weh getan und keinen Schwung. Es war eine ziemliche Katastrophe bei den ersten fünf oder so Rennen."

Doch zum Glück habe man das Ruder noch herumreißen und die Lage etwas retten können. "Wir konnten eine Hand voll guter Resultate holen und ich meinen Job retten", stellte Hayden klar. "Am Ende, es ist lustig, haben wir darüber gesprochen, bevor wir Valencia verließen. In gewisser Weise war das Team auch stolz auf die Saison, die wir hatten. Zu beginnen … so weit weg zu sein, zu denken, ob wir jemals auf das Podium kommen würden und irgendwie konkurrenzfähig sein würden. Ich bin wirklich stolz darauf, wie die Jungs alle reagiert haben und an ihre Arbeit gegangen sind. Aber letztendlich, war es gut genug? Nein! Aber ich denke, dass wir uns eine gute Plattform geschaffen haben, auf die wir nächstes Jahr aufbauen können. Und ich bin schon ganz gespannt."

Fehlende Tests machten sich bemerkbar

Einen wichtigen Einfluss auf den schlechten Saisonstart hätten auch die Einschränkungen der Testfahrten gehabt. Laut Hayden sogar einen sehr großen Teil. Und dann kam noch das Wetter hinzu. "Wir hatten in der Vorsaison sehr viel Regen, vom ersten Test in Valencia bis zum letzten in Jerez", resümierte der US-Amerikaner. "Die wurden vom Wetter sehr beeinflusst und das schmerzte." Noch wichtiger seien aber die Tests unter der Saison. "Ich glaube, dass die Tests vor der Saison etwas überbewertet werden. Es sind die Tests, wenn die Saison einmal losgegangen ist, wenn das Line-Up steht, wenn du wirklich sehen kannst, wo du stehst und von dort Fortschritte machen willst." Ganz deutlich zu sehen sei das bei ihm gewesen. "Die zwei größten Schritte, die ich gemacht habe, waren nach dem Test in Barcelona und nach dem Test in Brünn. Das war wirklich der Punkt wo wir begannen, ein paar anständige Resultate zu holen. Bei jedem dieser Tests, oder an jedem dieser Tage, machten wir einen Schritt, bei jedem Test."

Nicky Hayden hätte gern mehr Testfahrten, Foto: Ronny Lekl
Nicky Hayden hätte gern mehr Testfahrten, Foto: Ronny Lekl

Letzten Endes waren es für Hayden viele Punkte die dazu beitrugen, dass er wieder auf ein halbwegs anständiges Leistungsniveau kam. Zum Einen nennt der Weltmeister von 2006 dabei eine geringe Anpassung seines Fahrstils an die Desmosedici und zum Anderen die technische Komponente. "Den wahrscheinlich größten Unterschied machte das Team aus. Die Art, wie wir die Dinge strukturierten und wie die Kommunikation um Einiges besser wurde und wie wir alle mehr auf dieselbe Seite kamen. Sie begannen, mich besser zu verstehen." Dann sei der Test von Barcelona gekommen und man habe endlich wieder ein paar Experimente wagen können. "Mit einer anderen Elektronik und einer anderen Geometrie, da begann ich, mich wohl zu fühlen und eigentlich auch, es wieder zu genießen, das Motorrad zu fahren. Denn für eine Weile hat es einfach keinen Spaß gemacht. Es ist kein Spaß, wenn du nicht schnell bist. So war das."

Die 09er Leckerbissen: Sachsenring und Indy

Zwei Rennen in der Saison 2009 schmeckten Hayden ganz besonders gut. Doch noch bevor er das Podest von Indy nannte, erinnerte er sich an den Lauf auf dem Sachsenring. "Deutschland war richtig gut für uns, was das Bike angeht", schilderte er. "Wenn ich ein Rennen noch einmal fahren könnte, dann wäre das Deutschland. Ich bekam dort zwar nicht das beste Resultat, doch auf Anhieb, war es eines der besten Rennen. Am Freitag führte ich die Session eine Weile lang an und ich habe zwar vergessen, wo ich letzten Endes stand, aber es war eine der ersten Trainingssitzungen, in welcher ich Schnellster war." Und das will Hayden als Motivation für 2010 nutzen. Insgesamt will er Freitags schon näher an der Spitze dran sein. Sein großes Manko in diesem Jahr war, dass seine schnellsten Runden des Wochenendes, erst in den Endphasen der Rennen am Sonntag zustande kamen. "Wir haben manchmal gescherzt, dass wir das Rennen um den Dienstag herum fahren müssten. Brauchten ein paar Tage mehr."

"Ich weiß, dass es sich etwas seltsam anhört, aber dieses Motorrad, für mich, brauchte bei jedem Rennen wirklich ein ganz anders Setup", beschrieb er die technischen Schwierigkeiten und nannte auch einige ungewöhnliche Anpassungen. "Wir haben, manchmal, sogar den Sitz geändert. Wir haben mit fortlaufender Saison die Sitzposition wirklich häufig verändert, um das Gewicht des Hinterns in andere Bereiche zu verlagern." In Laguna habe man sogar die komplette Sitzhöhe und die damit verbundenen Bereiche wie Fußrasten und Lenker verändert. "Das alles willst du in der Mitte einer Saison eigentlich nicht ausprobieren. Gerade die Sitzposition. Und sogar beim letzten Rennen in Valencia war das noch so eine Sache - das Motorrad, welches ich am Freitag fuhr, und das, mit dem ich das Rennen am Sonntag fuhr, die waren so verschieden. Andere Dämpfer, Schwinge, Getriebe."

Das Highlight des Jahres kam bei Hayden wie aus der Pistole geschossen. "Indy, mit Sicherheit. Ich weiß, dass es dort ein paar Pausierende hatte und einige Typen runterfielen. Aber egal, wir waren trotzdem in der Lage, bei meinem Heim-GP auf das Podest zu fahren und im Grunde sicherte mir das meinen Job. Es gab einige Augenblicke in diesem Jahr, die ziemlich hart waren, wo du einfach nur gedacht hast: 'Mann, verdammt!' Aber Indy war richtig gut."

Schlafstörungen während der Saison

"Ich erinnere mich noch, als ich in Filippos [Preziosi] Büro musste, nach dem dritten oder vierten Rennen, und dachte: 'Mann, was können wir tun? Wir können nicht das ganze Jahr hinten herumrollen'. Ich erinnere mich, wie er mich anschaute und sagt: 'Wir werden arbeiten. Das ist das Einzige, was wir tun können, um zu beginnen, die Probleme zu eliminieren.' Ich will nicht zu negativ klingen, denn es gibt viele Jungs da draußen, die in MotoGP-Rennen nie… Ich schätze, ich kann nicht so schlecht sein. Es war ein schlechtes Jahr, aber es ist noch immer ein gutes Leben. Ich will nicht wie eine Heulsuse klingen. Aber einige von diesen Rennen und Aufeinandertreffen Anfang des Jahres, haben nicht viel Spaß gemacht."

Das Podium in Indy war das Highlight der Saison., Foto: Ducati
Das Podium in Indy war das Highlight der Saison., Foto: Ducati

In manchen Nächten in seinem Motorhome an den Pisten dieser Welt, hatte Hayden dieses Jahr so seine Probleme, schlaf zu finden. "An den Rennwochenenden habe ich scheinbar nie wie ein Baby geschlafen", beschrieb er es. "Aber ich würde sagen, dass es trotzdem viele perfekte Nächte gab, aber du darfst einfach den Glauben nicht verlieren. Ich würde sagen, dass es in einigen Nächten schwer war, schlaf zu finden, aber das war zu erwarten, so wie die Dinge liefen."

Nicht begreifen kann er, wie manch andere Fahrer ticken. "Barros erzählte mir einmal von Eddie Lawson. Sie waren in einem Jahr Teamkollegen und jedes Mal, wenn er rüber schaute, schlief Eddie." Auch bei seinem ehemaligen Konkurrenten in der AMA, Miguel Duhamel, sei es komisch gewesen. Der habe während der Trainings in der Boxengasse schlafen können.

Die Abschüsse

Hayden wurde in diesem Jahr drei Mal von einem anderen Piloten abschossen - von Takahashi in Japan, von de Angelis in Misano und von Lorenzo auf Phillip Island. "Du musst da in diesem Sport einfach drüber weg kommen. Du musst lernen, weiterzumachen. Weiter und Vorwärts. Wenn die Dinge schlecht oder gut sind. Wenn die Dinge gut laufen, darfst du nicht zu übermütig werden. Du muss unbeeindruckt weiter machen. Es gibt in der MotoGP viele Höhen und Tiefen. In jedem Sport. Im Leben. Du musst nur lernen, sie auszufahren."

"Aber sicher, dieses Jahr - in drei Rennen in der ersten Runde. Japan, ernsthaft, ich wäre glücklich gewesen, wenn ich Zehnter geworden wäre. Wenn ich dort in die Top Ten gekommen wäre, wäre das so ziemlich das beste gewesen, was ich hätte tun können. Aber Phillip Island und Misano waren beides Ort, die im Training und Qualifying schon zu den besseren der Saison gehörten. Es war mit Sicherheit sehr frustrierend." Allerdings gibt Hayden die Schuld nicht bedingungslos den Unfallgegnern. Er denkt auch darüber nach, was er falsch gemacht haben könnte. "Drei Mal in einer Saison - das muss ich analysieren und herausfinden, warum. Ich schaue es mir an und ehrlich gesagt war ich… brachte ich mich selbst in schlechte Positionen. Das ist das Problem, wenn du dich dort qualifizierst, wo ich mich normal qualifizierte - um den sechsten, siebten, achten Rang, wo die meiste Action stattfindet. Oder Drama-Starts. Ich muss mich besser qualifizieren und näher an der Spitze sein, um dort nicht mittendrin zu sein … wo das ganze Schauspiel immer stattfindet."