Die Saison 2010 stellt die Ingenieure und Techniker in der MotoGP-Weltmeisterschaft vor neue Aufgaben, denn für die gesamte Saison stehen dann nur noch sechs Motoren zur Verfügung. Das heißt, dass man zugunsten der Haltbarkeit der Aggregate Leistung kappen muss. Aber das ist nicht das einzige Problem, welches man im Hause Ducati hat. Nach wie vor ist nur Casey Stoner konstant schnell mit dem roten Renner. Dabei ist es aber auch er, der die Entwicklung vorantreibt und dessen Vorschläge auch von den anderen Fahrern gut gefunden werden, wie der Chef von Ducati Corse und geniale Ingenieur Filippo Preziosi jetzt durchsickern ließ.

Den Anfang in der Entwicklungsfolge bei Ducati, machte aber immer Vittoriano Guarschi. Und der hatte im Vorfeld des Valencia-Tests ganze Arbeit geleistet. "All die neuen Teile, die wir den Fahrern zur Verfügung stellen konnten, waren schon von Vittoriano beim letzten Test in Mugello für gut befunden worden und sie waren es auch für die Fahrer", lobte Preziosi im Interview mit MotoMatters.com. "Das ist sehr gut für mich, denn beide Fahrer gaben mir die gleichen Aussagen und das ist sehr angenehm." Man könne nun damit beginnen, das Motorrad für 2010 aufzubauen. Dabei unterscheidet man in der Schmiede in Bologna nicht zwischen Werks- und Satellitenmannschaft. "Das gleiche Bike, welches von den offiziellen Fahrern sowie dem Testfahrer Vito genehmigt wurde, wird für den ersten Test in Sepang auch dem Satelliten-Team zur Verfügung gestellt werden", versprach Preziosi.

Filippo Preziosoi ist das Hirn der Entwicklung bei Ducati., Foto: Milagro
Filippo Preziosoi ist das Hirn der Entwicklung bei Ducati., Foto: Milagro

Bei den Testfahrten in Valencia konnte festgestellt werden, dass der neue Ducati-Motor einen anderen Klang an den Tag legte, als sein Vorgänger. Des Rätsels Lösung war die Zündfolge. "Das ist lustig", lachte Preziosi. "Es ist ausreichend, wenn man den linken und den rechten Zylinder derselben Gruppe etwas verändert. Schon klingt es ganz anders." Aber keiner baut heute einen Motor ob seines Klanges sondern versucht sich mit jeder Ausbaustufe zu verbessern. "Fahrbarkeit war das, was wir gesucht haben und wir konnten in dem Bereich eine Verbesserung finden. Natürlich werden wir etwas Leistung verlieren, aber ganz klar sind es die Rundenzeiten, die für uns interessant sind, nicht die Top-Speeds." Preziosi glaube außerdem, dass diese Ausbaustufe allen Fahrern von Ducati Freude bereiten werde und man daher in dieser Richtung weiterarbeiten wird.

Doch wie immer im Leben hat alles Vor- und Nachteile. So hat der neue Motor eine andere Charakteristik, die es von den Fahrern verlangt, ihren Fahrstil umzustellen. Außerdem seien laut Preziosi die alten Motor-Setups nicht mehr zu gebrauchen. Doch dennoch war das Entwicklungshirn von Ducati äußerst zufrieden mit der ersten Probe. "Da wir sogar gute Rundenzeiten erreichen konnten, ohne das Setup zu ändern", kommentierte er, merkte aber an, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sei und man noch viel Raum für weitere Verbesserungen habe. Doch gerade in der jetzigen Phase und mit der neuen Motorlimitierung sei es interessant gewesen, eine andere Zündfolge auszuprobieren. Man müsse aber weiter kontinuierlich verschiedene Dinge testen.

"Ich habe mit Casey sehr viel darüber diskutiert, was wir für das Bike brauchen und er wollte ein ausgeglicheneres Motorrad", erläuterte Preziosi weiter. "Ich bin mir sicher, dass wenn wir etwas für Casey tun, auch die anderen Fahrer schneller werden. Und das war genau das, was passiert ist. Wir haben nie etwas gefunden, was Casey wollte und was dann nicht auch für die anderen Fahrer gut gewesen wäre. Daher haben wir nie einen Konflikt. Der Motor ist jetzt ausgeglichener und so ist er auch einfacher zu fahren. Das ist ein kleiner Vorteil."

Die neue Regelung, dass nur noch sechs Motoren für die 18 Rennen zur Verfügung stehen, bedeutet auch, dass ein Aggregat fast 3000 Kilometer durchhalten muss. "Mit Sicherheit gibt es einen Kompromiss zwischen der Haltbarkeit und der Leistung zu finden", kommentierte Preziosi diesen Fakt. "Wir arbeiten und versuchen, so wenig Leistung wie möglich zu verlieren. Wir werden beim ersten Rennen entscheiden, welches Level an Rückrüstung wir brauchen werden." Dabei solle bei allen Wintertests die höchste Leistungsstufe genutzt werden, um eben die Laufleistung zu prüfen. "Wir werden die Haltbarkeit bei den Tests grundlegend prüfen und dann entscheiden, wo wir den Begrenzer platzieren werden. Der Drehzahlbegrenzer ist die Medizin, die alle Haltbarkeitsprobleme lösen wird. Aber leider frisst das auch Leistung."