Casey Stoner will an die Spitze, aber nicht auf Kosten der Gesundheit, Foto: Ducati
Casey Stoner will an die Spitze, aber nicht auf Kosten der Gesundheit, Foto: Ducati

Casey Stoner ist nicht Valentino Rossi. Er lächelt nur in Kameras, wenn ihm danach ist. Er jongliert nicht mit Journalisten, denkt sich keine Show für seine Fans nach einem Rennsieg aus und er hat eine, vielleicht nicht immer hilfreiche, Abneigung gegen Sponsoren-Auftritte.

Casey Stoner fährt Rennen, nicht mehr, aber auch nicht weniger und er hat etwas geschafft, was Valentino Rossi [noch] nicht erreicht hat - er ist mit und für Ducati Weltmeister geworden, nicht irgendeiner, sondern der Erste überhaupt. Er weiß wie kein anderer mit der Desmosedici umzugehen. Kein Wunder also, dass Management, Team und Ducatisti brennend auf die Rückkehr des 22-Jährigen nach seiner Pause warten. Kein Wunder, dass Ducati Corse Manager Filippo Preziosi auf die Frage, was man für ein Fahrer sein müsse, um mit der Ducati erfolgreich zu sein, antwortet: "Ein Australier".

Die Antwort soll keinesfalls die anderen Fahrer des Ducati-Teams zu Statisten degradieren, denn der Mensch so Preziosi ist das Wichtigste. Man arbeitet stetig daran die Desmosedici auch für Fahrer wie Nicky Hayden, Mika Kallio oder Aufsteiger Hector Barbera umgänglich zu machen, aber sie unterstreicht, dass Casey Stoner wichtig für das Team ist und eine besondere Stellung einnimmt. Während seine Kollegen in den Trainings fahren und tüfteln, um ein Setup hinzubasteln, das sie konkurrenzfähig für ein Wochenende macht, fährt Stoner zwei, drei Runden und weiß was er tun muss - und dass war schon immer so, bereits 2007, als er bei Ducati anfing.

"Ich mag, nein, ich liebe Casey Stoner, denn er findet die richtige Art die Maschine zu fahren in nur wenigen Runden. 2007 ging er mit dem Motor um, wie er es brauchte, niedrige Gänge, hohe Drehzahlen. Wir hatten also jemanden gefunden, der unsere Maschine so wie sie war, einfach fahren konnte. Wir hatten so viel Glück."

Was würde Casey Stoner wohl mit einer Yamaha anstellen können?, Foto: Ronny Lekl
Was würde Casey Stoner wohl mit einer Yamaha anstellen können?, Foto: Ronny Lekl

Einige Beobachter, Fahrer, Experten und Fans haben sich da auf eine einfache Erklärung festgelegt. Elektronische Fahrhilfen. Casey Stoner gehöre zu der neuen Generation, die nur schnell ist, weil es die ganzen elektronischen Hilfen gibt, Stichwort, Traktionskontrolle.

"Die Medien schreiben immer, dass Casey so gut ist, weil er sich voll und ganz auf die Traktionskontrolle verlässt. In Wahrheit aber, ist es genau anders herum. Er hat die Traktionskontrolle viel weniger benutzt, als andere Fahrer. Er kann ans Limit gehen und bringt die Reifen auf Temperatur, so dass sie optimal arbeiten können."

Der Schlüssel zum Erfolg, wie Preziosi erklärte. Gelingt dies den anderen Fahrern, bekommen sie Vertrauen, können einschätzen wie die Desmosedici wann reagiert, das Setup besser einstellen, mit der Motorenelektronik arbeiten und schon fahren sie, einfach gesagt, vorn und nicht mehr am Ende des Feldes. Casey Stoner kann das einfach, er hat schlichtweg die richtige Gabe dafür.

Doch damit endet die Geschichte nicht, denn auch nach der Umstellung von Chassis und Motor 2008 erwies sich Casey Stoner als Retter. Denn anstelle über das völlig andere Verhalten der Desmosedici zu stöhnen, stellte der Australier kurzerhand seinen Fahrstil komplett um. Laut Preziosi geschah das innerhalb von zwei Runden. Dennoch gelang ihm im letzten Jahr die Titelverteidigung nicht, Konkurrent Rossi erwies sich als zu stark und Casey Stoner ließ sich in Fehler treiben, doch auch in diesem Punkt bittet Preziosi darum, einmal anders zu denken.

"Jeder macht Fehler, sogar Valentino Rossi. Natürlich ist Valentino Rossi, Valentino Rossi, aber in Indianapolis zum Beispiel, war er in einer bestimmten Situation und hat einen Fehler gemacht. So geht es allen Top-Fahrern, im letzten Jahr eben auch Casey."

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt

In diesem Jahr hätte es besser laufen können. Stoner zeigte sich überaus zufrieden mit seiner Ducati. Auf Strecken, wo es sonst Probleme gab, lief es ausgezeichnet und bis Barcelona und auch noch zwei Rennen danach ging es eng an der Spitze zu: zwischen ihm, Valentino Rossi und Jorge Lorenzo.

Doch die Gesundheit funkte dazwischen, Ermüdungserscheinung, kein Hunger, wenig Elan. So kann man es zusammenfassen, wenn man es nicht als 'mystery illness' betiteln möchte. Wieder erweist sich Casey Stoner in seinem Verhalten anders, als es vielleicht erhofft oder erwünscht ist, denn eine halbwegs zitierbare Erklärung gibt es nicht, weder von ihm, noch von den zuständigen Ärzten. Nein, abgesehen von den Fernsehbildern, die deutlich zeigten, dass es dem 22-Jährigen nicht gut ging, Aussagen vom Team und der Tatsache, dass er sich eine zusätzliche Auszeit von drei Rennen genommen hat, weiß man nicht viel.

Die MotoGP freut sich auf neue Duelle., Foto: Fiat Yamaha
Die MotoGP freut sich auf neue Duelle., Foto: Fiat Yamaha

Ein Umstand, der dazu führt, das Ganze vielleicht gar nicht so ernst zu nehmen, wie man sollte, denn sei die Informationspolitik nun schlecht, oder nicht, Casey Stoner wäre der erste MotoGP-Fahrer, der der Gesundheit nicht so lange trotzen würde, bis die Grenze erreicht ist. So oft werden die Motorradfahrer als unvernünftig bezeichnet, weil die mit gebrochenen Fingern, Füßen oder Wirbelverletzungen an den Start gehen. Casey Stoner entschied sich dafür, doch noch einmal auf Ärzte zu hören und trotz Verlust seiner WM-Chancen eine Pause einzulegen. Und ehrlich, wenn ein Aufenthalt in der Wildnis von Top End mit Fischen und Krokodilen dazu führt, dass der Australier 'fit & ready for action' für kommende Aufgaben ist und ab Estoril wieder die Rennen bereichert, dann hätte er auch zum Planeten X fliegen können, um zu Angeln. Hauptsache ist letztendlich, dass es ihm wieder gut geht.