Valentino Rossi ist eben Valentino Rossi. Er behält auch unter Druck die Nerven, während andere Piloten und viele seiner Konkurrenten, mit denen er in der Vergangenheit und der Gegenwart fightete und fightet, selbige verlieren. Lorenzo stürzte unter Druck vom Teamkollegen, der dann vor rund 140.000 Fans in Brünn den sicheren Sieg einfahren konnte. Dani Pedrosa schaukelte seine Honda auf Rang zwei, Toni Elias holte ein weiteres Brünn-Podium und wurde nach einem starken Rennen und einem harten Kampf gegen Andrea Dovizioso sowie Loris Capirossi Dritter.

Auch wenn Rossi in der Beschleunigung von der Linie weg am Besten unterwegs war, ging Pedrosa auf der Bremse in die Waldkurve hinein noch am Italiener vorbei. Seine Führung durfte er genau eine Gerade lang genießen. Dann ging "The Doctor" in Front und wollte sich aus dem Staub machen. Dieser Plan sollte aber nicht aufgehen.

Toni Elias holte den Dritten Rang, musste dafür aber hart kämpfen., Foto: Milagro
Toni Elias holte den Dritten Rang, musste dafür aber hart kämpfen., Foto: Milagro

Waren es in den ersten Runden noch sechs Piloten, die die Gruppe um die Führung bildeten, kristallisierten sich schon bald Rossi, Pedrosa und Lorenzo als die alleinigen Podestanwärter heraus. Toni Elias, Andrea Dovizioso und Loris Capirossi konnten die Pace der Spitze nicht mitgehen, sollten sich im weiteren Rennverlauf aber einen sehr sehenswerten Kampf um den vierten, später dritten, Platz liefern.

Lorenzo hatte nun zunächst eines der beiden Probleme vor ihm anzugehen. Pedrosa fuhr absolute Kampflinie und war gerade auf der Bremse extrem stark. Der Yamaha-Mann fand zunächst einfach keinen Weg am Honda-Konkurrenten vorbei. Schließlich ritt er ein sehr gewagtes Manöver in der bergauf-Doppelkurve bei Sektor "G" und ließ seinen Landsmann hinter sich. Pedrosa hatte nun nicht mehr viel zu melden und fiel immer weiter zurück.

Wie extrem gleichwertig Lorenzo, Rossi und deren Bikes sind, bewies die siebente Rennrunde. Valentino Rossi und Jorge Lorenzo fuhren eine Rundenzeit von 1:56,849 Minuten - und zwar beide exakt mit der gleichen Zeit. Die beiden setzten sich gemeinsam immer weiter ab. Der Abstand blieb konstant bei nicht mehr als vier Zehntel.

Zweiter Sturz in Folge für Jorge Lorenzo, Foto: Milagro
Zweiter Sturz in Folge für Jorge Lorenzo, Foto: Milagro

Sechs Runden vor Schluss reichte es Lorenzo dann. An derselben Stellen, wo Rossi kurz nach dem Start an Pedrosa vorbei in Führung gegangen war, überholte der Spanier seinen italienischen Teamkollegen. Ein Konter-Versuch Rossis beim Anbremsen der C-Einfahrt, blieb erfolglos. Eine Runde später konterte Rossi an dieser Stelle, Lorenzo geriet unter Druck und - stürzte wieder einmal. Stinksauer auf sich selbst warf er seine Handschuhe von sich und stiefelte zurück in die Box.

Damit gefährdete Rossis Sieg niemand mehr. Die Frage war nun noch, ob Rossi einen weiteren neuen Rekord aufstellen würde können. Im letzten Jahr hatte er, nach dem Sturz von Casey Stoner, das Rennen mit 15,004 Sekunden Vorsprung gewonnen und damit den größten Siegvorsprung der neuen MotoGP-4Takt-Ära im Trockenen heraus gefahren. Aber Rossi nahm aufgrund seines Vorsprungs von über 14 Sekunden auf Pedrosa bereits etwas Tempo heraus und hatte sogar Zeit, den Fans zuzuwinken, Wheelies zu fahren und die letzte Runde zu cruisen.

Die Ziellinie kam zu früh. Rang Fünf für Loris Capirossi, Foto: Milagro
Die Ziellinie kam zu früh. Rang Fünf für Loris Capirossi, Foto: Milagro

Elias, Dovizioso und Capirossi kämpften nun um Rang drei und - fighteten auf der letzten Rille. Elias und Dovizioso überholten sich in fast jeder Kurve, berührten sich, rutschten herum und behinderten sich gegenseitig. Der erfahrene Capirossi schaute sich das aus dem Logenplatz an. In der letzten Runde konnte sich Elias lösen und ein weiteres Brünn-Podest einfahren. Capirossi verlor den Sprint zur Ziellinie gegen Dovizioso und wurde Fünfter.

Einen merkwürdigen Crash legten in der vorletzten Runde noch Mika Kallio und Marco Melandri hin. Völlig unbedrängt und ohne Kampflinie zog Kallio nach innen in der letzten Kurve und krachte in Melandri, der seine Linie ganz normal fuhr. Beide flogen in hohem Bogen ab und Kallio nahm in der Flugphase kurzzeitig auf dem Heck der Hayate platz. Im Kiesbett gerieten die beiden noch aneinander. Schuldfrage ungeklärt.

Ducati-Werkspilot Nicky Hayden hatte ein starkes Rennen gezeigt. Zunächst suchte er seinen Rhythmus, preschte sich dann an seinen US-amerikanischen Landsmann Colin Edwards heran und verdrängte ihn auf den siebenten Rang. Alex de Angelis, James Toseland und Randy de Puniet komplettierten die Top Ten.

Chris Vermeulen, Niccolo Canepa und Gabor Talmacsi waren die letzten Drei, die die Zielflagge sahen. Damit kamen nur 13 Piloten ins Ziel und alle Ankommenden durften sich über Punkte freuen - auch Talmacsi, der mit über neun Sekunden Rückstand auf den Vorletzten die Zielflagge sah.