Mit dem Wort Frust lässt sich Casey Stoners aktuelle Situation am besten zusammenfassen. Der Australier weiß nach wie vor nicht, was ihm fehlt, nachdem er bereits vor dem Rennen auf dem Sachsenring wissen ließ, dass die Geschichte mit der Anämie nicht stimmt. In Donington konnte er nur sagen, dass seine Ermüdungserscheinungen ausgerechnet zu einer Zeit kamen, als an der Maschine einige Lösungen gefunden wurden und vieles besser wurde. "Wir müssen abwarten, ob wir am Ende des Rennens dann besser drauf sind, wenn wir diese Sache wieder los sind. Am Sachsenring war das Ende schon angenehmer. Ich hatte viel mehr Spaß, ich sah eher beim Kampf zu, als ihm mit zehn Sekunden Rückstand zu folgen. Ich hielt voriges Mal länger mit, was aber auch am Wetter lag", sagte der Ducati-Pilot.

Dementsprechend gut fühlte er sich in Donington auch aufgehoben, denn wenn es für dortige Verhältnisse heiß ist, ist es immer noch einigermaßen kühl. Deswegen hoffte Stoner auch auf eine ähnliche Leistung wie auf dem Sachsenring - nur diesmal ohne Reifenprobleme. Die Strecke in Großbritannien gehört allerdings nicht zu seinen Lieblingen. Seit dem ersten Tag habe er sie nicht gemocht und sie nie genossen. "Der einzige Teil, den ich mag, sind die S-Kurven bis zur Haarnadel, das ist es auch schon. Da kann man sich reinhängen, wenn man rein fährt und das hat Spaß gemacht." Seit seinem Wechsel auf MotoGP-Motorräder sei es generell etwas besser geworden, das Fahren sei aber einfach immer noch viel Arbeit und wenig Spaß.

Kühl gut, nass schlecht

Ein weiteres Problem ist, dass das Wetter trotz der angenehmen Kühle auch gerne britisch nass ist. "Da wir nahe am Flughafen sind, ist es im Nassen sehr rutschig. Man muss da immer aufpassen und sicherstellen, dass man keine Fehler macht", sagte er. Und das kostet wieder Kraft, die Stoner im Moment nicht in unermesslichen Mengen zur Verfügung hat. Immerhin wisse man nun ungefähr, wann die Kraft nachlasse. So habe er sich vor seiner Krankheit vor den Wochenenden immer toll gefühlt und hart trainiert. "Jetzt fühle ich mich vor den Wochenenden nur so halbwegs und nicht sehr stark: Wenn die Dinge passen, dann fühlt man sich gut, wenn es ins Wochenende geht. Man ist aufgeregt, will auf die Maschine und fühlt sich stark. So habe ich mich lange nicht gefühlt."

Mit einer normalen Grippe sei die aktuelle Situation nicht zu vergleichen. Da habe man Kopfschmerzen oder Ähnliches, was auf der Strecke nicht störe. Die momentanen Probleme stören hingegen auf der Strecke und abseits davon nicht. "Das ist viel frustrierender, vor allem weil ich nicht weiß, was es ist. In den vergangenen Rennen war die Maschine so gut. Wir hätten zumindest mitkämpfen sollen. Auch wenn ich auf den gleichen Plätzen angekommen wäre, wir hätten näher sein sollen", meinte er. Zu den Problemen auf der Strecke kommt für Stoner in Donington noch eine ordentliche Antipathie der britischen Fans gegen den Australier hinzu. Das sei schon seit seinem Antreten in der britischen Meisterschaft so, als er beschuldigt wurde, zu schummeln. "Das war schon so, seit ich herkam. Wir haben hier viele Freunde, aber aus irgendeinem Grund viel mehr Feinde", meinte Stoner, der dennoch meinte, dass er ohne die britischen Meisterschaften nie so weit gekommen wäre.