Drei Rennen war Valentino Rossi nicht mehr auf dem Podium, vier Mal in Folge hat es das noch nie gegeben. Deswegen wird sich der siebenfache Weltmeister am kommenden Wochenende in Misano wohl besonders bemühen. Doch es gibt noch einen Grund, der Rossi zusätzlich motivieren sollte. Denn sein Heimatort Tavullia ist nur 15 Kilometer von der Strecke entfernt und am Samstagmorgen werden tausende Fans zu Fuß von dort zur Rennstrecke pilgern, um ihren Helden anzufeuern. "Es ist immer etwas Spezielles, vor meinen Heimfans zu fahren und Misano ist so nahe an meiner Heimatstadt, dass es unglaublich werden sollte", sagt Rossi deswegen auch.

Wie für alle anderen wird die Strecke aber auch für ihn völliges Neuland sein. So ist Colin Edwards zwar in der Superbike-WM dort gefahren, aber in die andere Richtung, weswegen dem Texaner die gesammelte Erfahrung nur wenig helfen wird. Rossi geht trotz des Zugzwangs, unter dem er sich in der WM befindet und auch trotz der Begeisterung um seine Person, mit ein wenig Vorsicht in das Wochenende. "Wir kommen hier nicht in der besten Verfassung an, nachdem wir einige enttäuschende Rennen hatten. Wir hatten zwei Testtage in Brünn und auch wenn wir nicht die Wunderreifen gefunden haben, auf die wir gehofft haben, so haben wir viele Informationen an Michelin gegeben. Hoffentlich konnten sie davon etwas gebrauchen, um in dieser Woche gute Arbeit abzuliefern. Wir werden es am Freitagmorgen sehen", erklärt der Italiener.

Was die Streckenkenntnis betrifft, so sieht Rossi alle im selben Boot, da es aufgrund der umgekehrten Fahrtrichtung eben für keinen Erfahrungswerte umzusetzen gibt. "Wir werden wie immer unser Bestes geben und ich hoffe ehrlich, dass wir den italienischen Fans etwas zum Jubeln geben können." Edwards selbst bestätigt Rossi in seiner Annahme, dass die Strecke für alle neu sein wird, indem er sagt: "Ich erinnere mich gut an das alte Layout, also werden mich die Mechaniker erinnern müssen, welchen Weg man um die Strecke nehmen muss. Ich kenne die alte Strecke natürlich gut aus meinen Superbike-Tagen und ich hatte hier einige großartige Rennen - ich mag sie sehr. Die ganzen Kenntnisse kann man aber so ziemlich alle aus dem Fenster werfen, da wir jetzt anders herum fahren. Ich sehe es also eigentlich als neue Strecke."

Wird Colin Edwards die richtige Richtung finden?, Foto: Fiat Yamaha
Wird Colin Edwards die richtige Richtung finden?, Foto: Fiat Yamaha

Dafür kann er bestätigen, dass er sich in der Stadt gut auskennt und zumindest weiß, wo man das beste Eis bekommt. "Alles andere kann ich aber weitestgehend vergessen." Nicht vergessen will er den Test in Brünn, wo er einige neue Reifen ausprobiert hat. "Wir haben einen Vorderreifen gefunden, mit dem ich ziemlich glücklich bin und haben auch einige Verbesserungen beim Hinterreifen gemacht. Hoffentlich hilft das. Wir erwarten keine Wunder, aber wir müssen es Schritt für Schritt angehen und einfach den Glauben bewahren", sagt Edwards. Ausgeruht ist er jedenfalls, da er in der Zwischenzeit ein paar Tage zuhause verbringen konnte.

Team Manager Davide Brivio freut sich schon auf das "neue" Rennen in Misano, da die Strecke viel Geschichte hat. Aber auch wegen der Lage ist er angetan. "Es ist eine zweite Heimat für Valentino und ich bin mir sicher, es wird eine unglaubliche Fanmenge für ihn geben, da es so nahe an Tavullia ist. Es ist eine Region, wo die Begeisterung für Motorräder groß ist und hoffentlich kommen viele Anhänger", erklärt er. Trotzdem ist auch Brivio sich der schwierigen Situation von Yamaha bewusst, meint aber, dass man nie weiß, was passiert. "Wir arbeiten hart an unserem Paket, damit wir für beide Fahrer die Situation verbessern. Das Rennen in Misano ist für uns auch eine zusätzliche Motivation. Der neue Motor, den wir in Brünn getestet haben, wird jetzt zurück nach Japan geschickt, wo er weiter entwickelt wird und wir hoffen, dass wir ihn sobald als möglich nach dem Wochenende zur Verfügung haben."