Nur sechs Tage nach seinem Horrorunfall in Barcelona startete Francesco Bagnaia am Samstag wieder in ein MotoGP-Rennen. Der Sprint von Misano entwickelte sich für den amtierenden Weltmeister dabei zur echten körperlichen Herausforderung. Mit Platz drei gelang ihm allerdings ein echtes Ausrufezeichen, einzig mit seinen Markenkollegen Jorge Martin und Marco Bezzecchi konnte der Ducati-Star nicht mithalten.

"Ich fühle mich ziemlich schlecht. Ich bin sehr müde und brauche jetzt dringend etwas Ruhe", gestand Bagnaia am Samstagnachmittag in seiner Medienrunde offen und ehrlich. 13 Runden unter strahlenden Sommerschein und spätsommerlich warmen 28 Grad Außentemperatur hatten den 26-Jährigen Turiner an seine Grenzen gebracht. "Morgen brauche ich mehr Schmerzmittel, damit ich mich einzig auf das Rennfahren konzentrieren kann und nicht darüber nachdenken muss, wo ich meinen Fuß platziere", klagt er.

Speziell in den ersten zwei bis drei Runden des Sprints habe Bagnaia mit seinem lädierten Bein zu kämpfen gehabt: "Ich hatte Probleme damit, das Knie zu beugen. Vielleicht war ich nicht warm genug. Danach war die Pace aber ganz gut." Zwar konnte der WM-Führende auf der Bremse nicht so attackieren und das Motorrad nicht so stoppen wie gewünscht, aber "das habe ich erwartet. Morgen sollte es besser werden, weil wir den Medium verwenden können."

Im Sprint war die härtere Mischung am Heck jedoch keine Option, da der Reifenabbau in Misano auch bei hohen Asphalttemperaturen nicht sonderlich hoch ist. Dadurch ist der Zeitverlust gegenüber dem weicheren Soft-Hinterreifen zu groß. Für Bagnaia aber ein Problem: "Der Soft war für mich nicht die beste Option. Denn das Bike war dadurch sehr instabil und unruhig, sehr schwierig zu fahren." Am Sonntag dürfte ihm diese Problematik nicht mehr zu schaffen machen, Optimierungsbedarf sieht der Ducati-Pilot dennoch: "Ich muss verstehen, was Martin im letzten Sektor macht. Dort muss ich mich unbedingt verbessern."

Bagnaia realistisch: Das Ziel ist Top Fünf

In Anbetracht des Rennverlaufs zeigte sich Bagnaia mit dem dritten Platz im Sprint von Misano hochzufrieden - speziell deshalb, weil er die drückenden KTM-Piloten Dani Pedrosa und Brad Binder bis zum Schluss hinter sich halten konnte. "Es war zu wichtig, nach Barcelona wieder mit einem Podium zurückzukommen", erklärt der WM-Leader. Mit Blick auf den Sieg seines ersten Verfolgers Martin gelang somit Schadensbegrenzung. Der Pramac-Pilot konnte seinen Rückstand nur um fünf Punkte auf insgesamt 45 Zähler verringern.

Francesco Bagnaia durfte sich über Platz 3 freuen, Foto: LAT Images
Francesco Bagnaia durfte sich über Platz 3 freuen, Foto: LAT Images

Am Sonntag obliegt Martin jedoch die nächste Möglichkeit, Boden auf seinen WM-Rivalen gutzumachen. Auch der WM-Dritte Bezzecchi könnte sich mit einem Sieg im Grand Prix wieder im Titelkampf zurückmelden. Beide fuhren im Sprint in einer eigenen Liga. Muss für Bagnaia im San Marino GP also ein erneutes Podest das Ziel sein? "Nein", meint der Lokalmatador. "Wie gestern ist das Ziel, in den Top Fünf zu sein. Ich habe heute nur fünf Punkte verloren und nicht zwölf, das allein ist schon ein großer Erfolg. Ich hatte nicht erwartet, gleich beim ersten Rennen wieder auf dem Podest zu stehen."