Zur Halbzeit der MotoGP-Saison 2022 liegt Honda auf dem sechsten und damit letzten Rang der Konstrukteursweltmeisterschaft. In der Fahrerwertung liegt kein einziger HRC-Pilot in den Top-Ten. Honda steckt in einer handfesten MotoGP-Krise, so viel steht fest. Diese begann bereits 2020, als mit Marc Marquez plötzlich der langjährige Erfolgsgarant verletzungsbedingt ausfiel.

Wir hatten den besten Fahrer und er gewann Titel, denn er kam mit dem Bike zurecht. Dann crashte er und die Probleme begannen", analysierte Honda-Teamchef Alberto Puig am Freitag in Assen. "Von da an mussten wir uns anpassen, aber zuvor war es die richtige Strategie. Jetzt haben keinen Fahrer mehr, der konstant vorne ist. Daher müssen wir die Situation neu bewerten."

MotoGP Sachsenring: Honda so schlecht wie seit 40 Jahren nicht (07:02 Min.)

Dieses Umdenken, welches die Fahrer seit langer Zeit fordern, scheint nun auch der Honda-Führungsebene ein Anliegen zu sein. "Fakt ist, dass wir unsere Abläufe ändern müssen", so Puig. "Daran arbeiten wir jetzt. Wir brauchen eine Lösung, denn aktuell sind wir nicht konkurrenzfähig." Konkrete Ansätze wollte Puig nicht nennen, nachgedacht wird aber über verstärkten Input aus Europa und mehr Unterstützung für die Ingenieure in Japan.

Eine Entwicklung, die aus dem aktuellen Honda-Fahrerkader wohl nur Marc Marquez und sein derzeitiger Ersatzmann Stefan Bradl mittragen werden. Pol Espargaro steht vor einer Rückkehr zu KTM und soll 2023 im Tech3-Team fahren, Alex Marquez wird mit Gresini Ducati in Verbindung gebracht, Takaaki Nakagamis Zukunft ist völlig unklar. An ihre Stellen sollen Joan Mir, Alex Rins und Ai Ogura treten.

Pol Espargaro wird Honda wohl verlassen, Foto: LAT Images
Pol Espargaro wird Honda wohl verlassen, Foto: LAT Images

Motorsport-Magazin.com fragte am Freitag in Assen bei Bradl nach, wie er Hondas neueste Bestrebungen beurteilt: "Ich glaube, Alberto sagt da auf jeden Fall die richtigen Dinge. Wir müssen im Moment alles hinterfragen. Mehr Effizienz in der internen Kommunikation und Zusammenarbeit ist mit Sicherheit kein schlechter Ansatz. Das operative Geschäft an der Rennstrecke muss mit Zentrale in Japan zusammenpassen. Es gibt da einige Baustellen, an denen wir arbeiten müssen. Jetzt wird sich hoffentlich etwas bewegen."