Aller Anfang ist schwer. Das mussten am Donnerstag im 1. Training in Katar auch die KTM-Piloten Bradley Smith und Pol Espargaro am eigenen Leib erfahren. Über drei Sekunden verlor das Duo auf die Bestzeit von Maverick Vinales und landete damit nur auf dem 21. und 23. Rang. Die KTM scheint ein noch sehr zügelloser Hengst zu sein, den es erst zu bändigen gilt.

"Bei KTM musst du das Bike richtig pushen, um die Rundenzeit zu bekommen. Bei der Yamaha musstest du ruhig und flüssig fahren. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht", gestand Espargaro nach dem Training. "Das fängt schon beim Chassis an und geht bis hin zum Motor. Die KTM funktioniert bei hohen Drehzahlen besser, die Yamaha eher bei niedrigen. Yamaha kann dadurch mehr vom Grip bei der Einfahrt in die Kurven profitieren und belastet den Reifen weniger."

Nicht genug Gewicht auf dem Hinterreifen

Die KTM hingegen müsse die Reifen viel mehr rannehmen, so Espargaro: "Für uns fühlt sich der weiche Reifen wie ein Medium an und wir brächten eigentlich einen noch weicheren, um ihn so nutzen zu können wie die anderen. Ich bin mir sicher, dass wir nicht genug Gewicht auf den Hinterreifen bekommen."

KTM MotoGP Launch 2017: (04:35 Min.)

Teamkollege Bradley Smith hat aber noch eine zweite Schwachstelle ausgemacht: den Motor. Dieser erfordere, dass sich die Fahrer viel aggressiver auf dem Motorrad bewegen müssen. "Das kommt meiner Meinung nach alles aufgrund des Motors - so ist eben dessen Charakter. Es gibt aber einen Grund warum, alle außer uns auf Big Bang Zündfolge setzen." Im Gegensatz zur Konkurrenz setzt der österreichische Hersteller auf einen Screamer.

Für Smith der falsche Weg: "Das scheint aktuell die beste Lösung zu sein, deswegen macht es ja jeder so. Ich weiß aber nicht genau, ob KTM auch eine baldige Umstellung plant. Das müssen die Ingenieure entscheiden. Meiner Meinung nach sollte der Motor weniger aggressiv beim Beschleunigen reagieren", stellt der Brite klar.

Kein Topspeed-Nachteil mehr

An der reinen Power mangele es aber nicht mehr. Diese Lücke hat KTM seit Beginn der Testfahrten schließen können. "Ich konnte Valentino auf der Yamaha der Geraden folgen, das ist ein gutes Zeichen. Beim Test hatten wir Probleme mit den älteren Motoren. Mit den neuen Motoren scheint das nicht mehr so gravierend zu sein." Tatsächlich lag man am Donnerstag beim Topspeed bereits auf einem Niveau mit Yamaha, Suzuki und Honda.

In jedem Fall werden die Rennen für die beiden KTM-Fahrer anstrengend, denn die RC16 ist deutlich anstrengender zu fahren als die Yamaha, die beide Fahrer im Vorjahr unter dem Sattel hatten. Espargaro gibt sich aber kämpferisch: "Jede Runde auf der exakt gleichen Linie zu drehen, ist mit diesem Motorrad so gut wie unmöglich. Man muss mit diesem Bike spielen, und sich Runde für Runde heranarbeiten. Es ist ein Kampf und den muss man bis zum Ende austragen."