Die Moderatoren-Karriere von Ex-MotoGP-Pilot Alex Hofmann läuft nach wie vor wie geschmiert. In Sachen Motorradsport ist er im deutschsprachigen TV als Experte und 'Anchorman' ja bereits eine fixe Größe, nun wagt er aber auch erstmals den Schritt zur Königsklasse auf vier Rädern - der Formel 1. Hofmann wird schon am kommenden Wochenende aus Monza für RTL moderieren und dabei Florian König ersetzen, der das WM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Norwegen kommentieren wird. Hofmanns zweiter Einsatz wird Suzuka sein, wo König erneut beim Fußball gebraucht wird.

Die MotoGP-Fans, vor allem im österreichischen Raum, wo Hofmann ja seit diesem Jahr für ServusTV tätig ist, können aber beruhigt sein. Der Ausflug zu RTL - wo Hofmann auf dem Spartensender RTL Nitro bereits das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring kommentiert hatte - war mit seinem Arbeitgeber abgesprochen, der bereitwillig das Okay gab. Klar ist somit aber, dass Hofmann das MotoGP-Rennwochenende in Silverstone verpassen wird, das mit der Formel 1 in Monza zusammen fällt. Am Wochenende des Formel-1-Japan-GP ist die MotoGP jedoch rennfrei.

Florian König muss zwei Formel-1-Rennen auslassen, Foto: Sutton
Florian König muss zwei Formel-1-Rennen auslassen, Foto: Sutton

Motorsport-Magazin.com traf Alex Hofmann am vergangenen Wochenende in Spa, wo er von seinen zukünftigen RTL-Kollegen bereits in die Materie eingeführt wurde, zum Interview über seine neue Herausforderung Formel 1:

Alex, was führt dich denn hier als TV-Moderator her?
Alex Hofmann: Es ist echt lustig, als MotoGP-Fahrer plötzlich in der Formel 1 zu landen. Das war auch alles nicht so geplant. Mittlerweile hat der eine oder andere mich aber auch als Moderator wahrgenommen und dann kam irgendwann die Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, einzuspringen, wenn Florian mit der Nationalelf unterwegs ist. Von den in Frage kommenden Events funktionieren bei mir die Rennen in Monza und Suzuka terminlich. Dann habe ich für diese zwei Grands Prix plus Spa zur Vorbereitung zugesagt und freue mich schon tierisch drauf!

Bist du dann zu 100 Prozent Moderator oder kommt da der Rennfahrer auch durch?
Alex Hofmann: Was ich in der MotoGP zu viel an Nähe habe, ist natürlich hier nicht der Fall. Deswegen ist hier die Rolle als Moderator für mich perfekt. Wenn es darum geht, Fragen zu stellen, kommt natürlich immer irgendwo dieses Renn-Gen durch. Aber in der Formel 1 gibt es so viele Leute, die das hier seit 20 Jahren machen. Ich werde durch das Programm führen und versuchen, den Florian einigermaßen zu vertreten. Es wird mir aber als Moderator nicht schwer fallen in dem Sinne, dass ich mich irgendwie zügeln muss.

Lässt sich das Umfeld in der MotoGP und der Formel 1 irgendwie vergleichen?
Alex Hofmann: Es sind schon zwei komplett verschiedene Ambiente. Generell waren für den Motorsport die letzten zehn Jahre aber nicht leicht. Die Budgets sind kleiner geworden. Es ist nicht leicht, da die Fans bei Laune zu halten. Es gibt viele Formel-1-Fahrer und -Teamchefs, die bei der MotoGP zu Gast sind und sagen: 'Hier läuft momentan einiges richtig. Es wäre schön, wenn vielleicht das eine oder andere zu uns herüberschwappen würde.' In der MotoGP sind die technischen Regeln über viele Jahre konstant. Die kleineren Kategorien wurden runterdezimiert, um die Kosten zu senken. Dadurch wurde der Wettkampfsport auf der Strecke natürlich sehr fair und hart. Die Formel 1 versucht das auch, hat aber noch nicht den goldenen Weg gefunden, soweit ich das beurteilen kann.

Es kommen aber auch viele Leute aus der MotoGP zur Formel 1.
Alex Hofmann: Ja, natürlich. Die sind gerne zu Besuch und genauso beeindruckt wie umgekehrt. Der Respekt untereinander ist da auf jeden Fall da. Lewis Hamilton hat ja beispielsweise auch letzte Woche Cal Crutchlow einen medialen Boost gegeben, indem er ihm auf Twitter zu seinem Sieg gratuliert hat. Motorsport ist im Endeffekt eine große Familie, egal ob man auf zwei oder vier Rädern fährt. Natürlich ist der Sport oft sehr unterschiedlich, aber die Passion, Rennen zu fahren, ist in der Lederkombi und im Monocoque doch dieselbe. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass wir Hamilton mal auf einem MotoGP-Bike sehen.

Aber nur zum Spaß, oder?
Alex Hofmann: Klar. Die Zeiten, wo man in der Formel 1 und der MotoGP Weltmeister werden konnte, sind vorbei. Das musste man in den 60er-Jahren machen. Heutzutage ist das nicht mehr realistisch.

Hat dich in der Formel 1 irgendetwas positiv überrascht?
Alex Hofmann: Es heißt ja immer, dass hier keine Zuschauer kommen. Umso geiler finde ich es, dass plötzlich 60.000 Holländer in Spa einmarschieren. Das ist wirklich toll und zeigt, dass die Leute schon kommen, wenn die Story passt und ein Held da ist. Für mich persönlich war es auch genial, an meinem ersten Tag jemanden wie Niki Lauda an meiner Seite zu haben, der mich direkt in die Mercedes-Box mitgenommen hat. Da konnte ich zwischen den WM-Anwärtern stehen und einen Stunde das Training verfolgen. So dicht war ich in der Formel 1 noch nie dran. Das ist natürlich super interessant.

Wo unterscheidet sich so eine Formel-1-Box von der in der MotoGP?
Alex Hofmann: Es ist alles noch ein bisschen komplexer und man braucht noch mehr Menschen, die sich darum kümmern, dass das Team funktioniert. Die Boxengasse selbst ist für die TV-Leute hier viel reglementierter. Die Freiheit, einfach mit der Kamera loszumarschieren, wie ich sie in der MotoGP habe, ist hier natürlich nicht gegeben. Das würde ich mir aber auch gar nicht zutrauen, weil ich die Menschen hier nicht so gut kenne. Flo [König] oder Kai [Ebel] könnten die Zuseher auch hier zehn Minuten am Stück entertainen, weil sie einfach jeden kennen. Das kann ich nicht, aber ich freue mich auf diese Herausforderung. Hoffentlich kriege ich das am kommenden Wochenende einigermaßen hin und dann können wir weitersehen.

Wie geht es in deinem Hauptjob als MotoGP-Experte weiter?
Alex Hofmann: Die nächsten zwei Jahre hat ServusTV die Rechte in Österreich und Eurosport die in Deutschland. Es wird sich also nicht viel ändern. In Österreich ist die Sache verdammt gut angelaufen und wir fahren Quoten- und Marktanteilrekorde für die MotoGP ein. Die Fans scheinen sich also zu freuen, dass sie neben der Formel 1 jetzt auch die MotoGP mit einer guten Coverage sehen können. In Deutschland tröpfelt es leider weiter so vor sich hin. In der Form, wie es da aktuell läuft, wirst du keine neuen Leute dazugewinnen, sondern nur die vorhandenen Hardcore-Fans bedienen. Das wird in den kommenden zwei Jahren wohl so bleiben, egal wie gut der Sport ist. Die MotoGP hängt da in Deutschland auf einem Niveau fest.

In der MotoGP ist Alex Hofmann bereits eine fixe Größe, Foto: Tobias Linke
In der MotoGP ist Alex Hofmann bereits eine fixe Größe, Foto: Tobias Linke

Liegt das nur an der Berichterstattung oder fehlt nicht auch ein deutscher Held?
Alex Hofmann: Es ist sicher eine Kombination aus diesen zwei Faktoren. Medial müsstest du die MotoGP so platzieren, dass die Leute auch einmal beim durchzappen hängen bleiben können. Das geht aber kaum, wenn die Hälfte der Rennen im Pay-TV und die andere im Free-TV läuft. Da kannst du keine Konstanz reinbringen. Aber es fehlt auch ein deutscher Held, klar. Hätten wir in der MotoGP jemanden, der gegen Rossi oder Marquez kämpft und dann noch einen flotten Spruch auf den Lippen hat, könnten wir das Potenzial viel besser ausschöpfen. In der Formel 1 ist da mit der deutschsprachigen Doppelspitze bei Mercedes und den vielen deutschen Formel-1-Fahrern schon viel mehr Material da.