Der Tschechien-GP in Brünn verkam für die Ducati-Piloten Andrea Dovizioso, Andrea Iannone und Scott Redding zu einer einzigen Katastrophe. Den drei Ducati-Fahrern flogen im Laufe des Rennens ihre Vorderreifen nur so um die Ohren. Die Vorderräder an den drei Ducati-Maschinen lösten sich förmlich in ihre Einzelteile auf, und so wurden es statt einem Dreifachsieg die Plätze acht und 15 für Iannone und Redding. Andrea Dovizioso musste sogar vorzeitig aufgeben. Diese Vorfälle werfen natürlich einige Fragen auf. Motorsport-Magazin.com fasst diese zusammen und beantwortet sie für euch.

1. War Ducati in Brünn zu sehr am Limit unterwegs?

Davon konnte man zumindest ausgehen, wenn man sich die Pace der Ducatis zu Rennbeginn vergegenwärtigt. Dovizioso, Iannone und Redding sorgten ab Runde drei für eine Dreifachführung der Roten und setzten sich dabei um bis zu 2,5 Sekunden vom restlichen Feld ab. Zwischen Runde sieben und Runde neun lag dank Hector Barbera gar ein Ducati-Quartett an der Spitze. Da liegt der Verdacht nahe, Dovizioso, Iannone und Redding hätten ihre Pneus zu früh verheizt. Doch dem widersprechen alle drei Fahrer.

"Ich habe am Anfang nicht zu stark gepusht. Ich bin nicht mit 100% gefahren, sondern vielleicht mit 70 oder 80% über die gesamte Renndistanz", meinte Andrea Iannone. Und auch Scott Redding hatte noch viel Luft nach oben: "Ich bin eine anständige Pace gefahren, ich habe nicht gepusht. Wenn ich 2:08 oder 2:07 gefahren wäre, dann hätte man von pushen reden können. Aber ich bin 2:10 oder 2:11 gefahren, also nichts besonderes." Andrea Dovizioso seinerseits betonte nach dem Rennen, zu keinem Zeitpunkt mit der maximal verfügbaren Motorleistung unterwegs gewesen zu sein.

2. Wieso hat Ducati nicht auf den harten Reifen gesetzt?

Ducati hat, wie der Großteil des Feldes, auf die weicheren Regenreifen aus dem Hause Michelin gesetzt. Damit gingen die Roten am Ende gehörig baden. Dagegen landeten mit Cal Crutchlow und Valentino Rossi letztlich zwei Fahrer ganz vorne, die sich hinten für den harten Michelin-Regenreifen entschieden hatten. Dovizioso und Iannone weigerten sich dagegen, den harten Reifen hinten und auch vorne aufzuziehen. "Die Vorderreifen ist sehr, sehr weich. Unter diesen Bedingungen mit wenig Wasser auf der Strecke kann dann sowas passieren", war sich Dovizioso des Risikos bewusst.

Trotzdem hatte die Ducati-Fraktion offenbar keine andere Wahl, denn der Sprung zwischen weich und hart war für sie viel zu groß. "Ich bin nicht glücklich über die Auswahl. Wir hatten hier den extraweichen vom Sachsenring und den härtesten Reifen dabei. Der Abstand zwischen den Mischungen ist zu groß, man kann nicht mit diesen beiden Reifen zu jedem Rennen fahren", kritisierte Dovizioso. Auch Redding sah sich gezwungen, auf die harte Option zu setzen: "Der harte Reifen in Assen war schon zu hart für uns und die harte Option hier war nochmal eine Stufe härter", schüttelte der Pramac-Pilot mit dem Kopf.

3. Haben sich Iannone und Dovizioso also bei der Taktik verspekuliert?

Vor dem Rennen stand die Möglichkeit eines Flag-to-flag-Rennens samt Bike-Wechsel im Raum. Dazu ist es bekanntlich mit Ausnahme von Einzelfällen wie Jorge Lorenzo oder Bradley Smith nicht gekommen. Andrea Iannone jedenfalls setzte voll auf die Flag-to-flag-Regelung: "In der Startaufstellung habe ich mich noch mit meinen Mechanikern unterhalten und ich war mir sicher, dass ich nach der Hälfte des Rennens zum Wechsel an die Box kommen könnte. Daher habe ich diesen Reifen ausgewählt", so Iannone.

Doch es sollte anders kommen. Anzeichen einer trockenen Spur wurden erst in den allerletzten Runden des Rennens erkennbar. Damit waren auch jene Piloten auf verlorenem Posten, die bereits auf Slicks gewechselt hatten. Sie kamen wenig später bereits wieder an die Box, um die Entscheidung zu berichtigen. Logisch, dass sowohl Dovizioso als auch Iannone unisono beklagen: "Leider ist die Strecke nur sehr langsam abgetrocknet." Klassischer Fall von verzockt also im Ducati-Lager.

4. Lag der Fokus bei Ducati auf dem falschen Reifen?

Das geben die Werkspiloten ohne Umschweife zu. Wohl aufgrund der im Übermaß vorhandenen Motorleistung der Ducati sorgten sich Dovizioso und Iannone vor allem um die Lebensdauer des Hinterreifens und vernachlässigten daher ihren Vorderreifen. Dovizioso verrät auch, wieso er den Fokus auf den falschen Reifen gelegt hat: "Im Warm Up war hinten die Abnutzung ziemlich hoch. Ich dachte also, ich muss mir vor allem den Hinterreifen über die 22 Runden im Rennen einteilen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, den Vorderreifen stärker zu benutzen und den Hinterreifen zu schonen."

Mit verheerenden Folgen. Denn Dovizioso war der erste Pilot des Ducati-Trios, dessen Vorderreifen sich auflöste. In Runde zehn war dies der Fall, also noch eine Runde vor Halbzeit! Bei Iannone fielen erst im letzten Renndrittel größere Gummistücke vom Vorderreifen ab. "Ich habe versucht, meinen Hinterreifen so gut es geht zu managen. In den letzten sieben Runden war die Situation dann leider schwierig zu kontrollieren, denn mein Vorderreifen war hinüber", ärgerte sich Iannone. In diesem Fall lässt sich also wirklich festhalten: Hätte sich Ducati mal auf den anderen Reifen konzentriert...