Die Sturzbilanz aus Jorge Lorenzos vergangenen Saisons ist beeindruckend. 2013 crashte er drei Mal, 2014 nur zwei Mal und auch im Vorjahr fand er sich nur drei Mal im Kies wieder. Kein Pilot stürzte seltener. Doch 2016 ist alles anders und am Sachsenring zeigt sich das für Lorenzo deutlicher als je zuvor. Drei Mal stürzte er alleine am Freitag und Samstag zum Deutschland-Grand-Prix dieses Jahres, zwei Mal davon in den Qualifying-Abschnitten 1 und 2. Es war übrigens das erste Mal überhaupt seit Einführung des neuen Quali-Modus 2013, dass Lorenzo in Q1 musste. Am Ende blieb für den amtierenden Weltmeister nur der enttäuschende elfte Startplatz.

In derartigen Situationen ist es oft Lorenzos Art, sich in Ausreden zu flüchten. Irgendjemand oder irgendetwas bekommt dann die Schuld in die Schuhe geschoben. Strecke, Motorrad, Reifen - egal. Doch am Samstag in Sachsen war von Lorenzos nichts Derartiges zu hören. Er nahm die volle Schuld auf sich. "Das war heute kein Pech, denn ich habe die gleichen Voraussetzungen wie alle anderen Fahrer auch. Ich bin aber öfter gestürzt, also muss ich irgendetwas falsch gemacht haben", stellte Lorenzo fest.

Lorenzo findet Erklärung für Stürze

Tatsächlich wusste er auch ziemlich genau, was schief ging. Bei seinem ersten Abflug in Turn 8 war Lorenzo laut eigener Aussage schlicht auf der falschen Linie unterwegs: "Da bin ich in der Kurve innen zu sehr auf den Kerb gekommen. Das bin ich so gewohnt, weil man es mit den Bridgestones machen konnte. Auf den Michelin-Reifen geht das aber nicht." Den zweiten Abflug leistete sich Lorenzo beim Anbremsen zu Kurve eins. "Ich habe in dieser Runde eigentlich nicht besonders hart oder spät gebremst. Das Problem war eher, dass ich den Reifen auf der rechten Flanke nicht gut genug aufgewärmt hatte. Beim Sturz war ich ja fast aufrecht und mir ist dennoch das Vorderrad weggerutscht."

Warum es zu so vielen Fehlern seinerseits kam, konnte er sich aber selbst nicht erklären. "Das ist wirklich normal. Normalerweise habe ich kaum solche Aussetzer. An diesem Wochenende passiert das aber einfach irgendwie", zeigte sich Lorenzo ratlos. Und sauer auf sich selbst: "Ich bin enttäuscht, weil ich gestürzt bin. Und ich bin enttäuscht, weil meine Platzierung schlecht ist." Die Zielvorgabe für den Rennsonntag ist zumindest klar. "Ich muss besser aufpassen und darf einfach nicht mehr stürzen", weiß Lorenzo selbst. Leichter gesagt als getan. "Ich will ja auch schnell sein."

Lorenzo ist auch zu langsam

Neben seinen außergewöhnlich vielen Stürzen fabrizierte Lorenzo nämlich an diesem Wochenende auch außergewöhnlich schlechte Rundenzeiten. Seine Platzierungen in den vier Trainings und im Qualifying: 12, 16, 15, 11 und 11. Lorenzos Rückstand auf die Spitze lag immer bei rund neun Zehntelsekunden, teilweise sogar deutlich darüber. Auch dafür hatte der am Sachsenring nie besonders starke Yamaha-Pilot - Lorenzo hat in Deutschland noch nie gewonnen - keine zufriedenstellende Erklärung parat.

"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woran es liegt", musste er gestehen. "Vielleicht liegt es an den vielen Linkskurven. Ich bin normalerweise rechtsherum immer etwas schneller. Das könnte ein Grund sein." Ein konkreter Fehler fiel Lorenzo dann aber doch noch ein: "Wir sind an diesem Wochenende einen falschen Weg mit dem Setup gegangen. Wir haben viel herumprobiert und uns ein wenig verloren. Jetzt sind wir wieder zurück bei einer Art Standardabstimmung dieser Saison."

Was damit am Sonntag noch möglich ist? "Im Trockenen schon einiges. Ich denke, dass ich da eine ordentliche Platzierung schaffen kann. Im Regen muss ich sehen, wie ich mich fühle", gestand Lorenzo. Vor drei Wochen lieferte er auf nasser Strecke ja eine desaströse Vorstellung und war teilweise der langsamste Pilot im Rennen.