Nur selten kommt es vor, dass im 25 Fahrer starken Feld der MotoGP-Klasse Einigkeit herrscht. Nach dem direkten Wechsel von Jack Miller aus der Moto3 in die Königsklasse und den Überlegungen von Danny Kent, nach dieser Saison den gleichen Weg wie der Australier zu gehen, gingen am vergangenen Wochenende in Silverstone auch die Meinungen zur Werthaftigkeit der Moto2-Klasse deutlich auseinander.

Die Fakten: Mit Valentino Rossi, Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Andrea Dovizioso, Alvaro Bautista und Hector Barbera kamen sechs der aktuell 25 MotoGP-Piloten vor Einführung der Moto2-Klasse 2010 über die 250er in die Königsklasse, fallen somit also für den direkten Vergleich zwischen dem Moto2-Weg und anderen Möglichkeiten praktisch flach. 13 der verbleibenden 19 Fahrer sind aus der Moto2 aufgestiegen. Nur sechs Piloten gingen andere Wege. Cal Crutchlow, Eugene Laverty und Loris Baz kamen aus der Superbike-Weltmeisterschaft, Jack Miller wie bereits erwähnt direkt aus der Moto3, Danilo Petrucci aus der italienischen Superstock-Meisterschaft und Nicky Hayden über die US-Superbike-Meisterschaft in die MotoGP.

Jack Miller sparte sich den Zwischenstopp Moto2, Foto: Milagro
Jack Miller sparte sich den Zwischenstopp Moto2, Foto: Milagro

Crutchlow: Keine GP-Maschinen

Die quantitativen Zahlen sprechen also ganz klar für die Moto2, qualitativ sieht die Sache aber etwas anders. Von den 13 Aufsteigern aus dieser Klasse konnte bisher nur einer MotoGP-Rennen gewinnen und zwar Marc Marquez. Ihm gegenüber stehen Rossi, Lorenzo oder Pedrosa. Eine Tatsache, die Cal Crutchlow, selbst Quereinsteiger, an der Eignung der Moto2 als MotoGP-Akademie zweifeln lässt. "Ich denke nicht, dass es die beste Schule ist", so der Brite. Hauptgrund sei die Umstellung auf Maschinen mit seriennahen 600ccm-Einheitsmotoren von Honda gewesen: "Die Bikes sind relativ seriennah. 250ccm-Maschinen hingegen waren echte Grand-Prix-Motorräder. Das ist wichtig. Jeder aktuelle Spitzenpilot ist eine Grand-Prix-Maschine gefahren. Auch Marquez damals bei den 125ern."

Doch selbst der amtierende Weltmeister selbst ist ein Verfechter der Moto2. "Ich rate dazu, in dieser Klasse zu fahren", meinte Marquez. Rossi hatte bereits zuvor seine Stimme für die Moto2 abgegeben und auch Iannone stimmte seinen Kollegen zu: "Das ist eine sehr gute Schule und meiner Meinung nach für jeden wichtig, der in die MotoGP-Klasse will." Noch deutlichere Worte findet ein ehemaliger Weltmeister der Moto2 - Stefan Bradl. "Das ist ganz klar der beste Weg", lässt sich der Champion von 2011 auf keine Diskussion ein.

Bradl war 2011 Weltmeister in der Moto2, Foto: Milagro
Bradl war 2011 Weltmeister in der Moto2, Foto: Milagro

Bradl erinnert sich an seine Zeit in der mittleren Klasse: "Für mich war die Moto2 extrem wichtig, weil man lernt so viel an Zweikampfstärke dazu. In der Moto3 geht es auch eng zu, aber in der Moto2 passiert das alles noch mit viel mehr Power. Der Unterschied ist deutlich spürbar. Jack Miller reißt ja auch keine Bäume aus, also kann die Moto2 nicht schaden. Man sieht es bei Vinales oder Marquez, der sogar zwei Jahre hatte."