Es war vielleicht einer der unauffälligsten Siege seiner Karriere: Während die ganze Welt auf den Zweikampf Marquez vs. Rossi gewartet hat, der aber nie kam, fuhr Jorge Lorenzo ein einsames Rennen an der Spitze und holte sich den Sieg auf überlegende Art und Weise. Für den zweifachen Weltmeister geht damit ein perfektes Wochenende zu Ende; bis auf das 4. freie Training und das Warm Up hatte der Mallorquiner alle Sitzungen dominiert. "Das war einfach perfekt, ich irgendwie in jedem Sektor an diesem Wochenende schnell fahren", jubelte Lorenzo, der am morgigen Montag seinen 28. Geburtstag feiern wird.

Es mag zwar einfach ausgesehen haben, trotzdem bezeichnete der Yamaha-Pilot das Rennen als schwierig. "Gerade am Anfang war es nicht einfach, weil wir gleich richtig reingelangt haben, eine Wahnsinnspace! 38.7 direkt zu Beginn ist wirklich richtig schnell." Aber er konnte schnell seinen Rhythmus wiederfinden, mit dem er schon am ganzen Wochenende beeindruckt. "Ich habe vor allem gut bremsen können, das war bislang immer mein Problem am Sonntag", freute er sich über den deutlich spürbaren Fortschritt.

Ist der Hammerman zurück? Lorenzo wich der Frage fürs Erste aus, Foto: Bridgestone
Ist der Hammerman zurück? Lorenzo wich der Frage fürs Erste aus, Foto: Bridgestone

Doch dem war nicht so: Fahrer und Motorrad gaben eine perfekte Kombination ab. "Es war einfach perfekt, immer und überall", lobte Lorenzo die M1. "Ich konnte das ganze Rennen meinen Speed umsetzen und nach so langer Zeit endlich wieder dieses besondere Rennen gewinnen." Es war für Lorenzo nach 2010 und 2011 der dritte Sieg auf dem engen, technischen Kurs von Jerez de la Frontera, doch der erste, den er bei diesem Heimrennen von der Pole Position herausfuhr. Nur gegen Ende kamen leichte Probleme auf: "In Runde 27 hatte ich einige Vibrationen im Hinterreifen. Ich musste vorsichtiger fahren, aber wurde schnell wieder normal."

Nur die Siegesfeier ging schief

Nur eine Sache ging heute schief: Bei der Siegesfeier konnte er seine charakteristische Flagge "Lorenzo´s land" nicht im Kiesbett versenken und brach sie stattdessen durch. Er nahm es wie seine Fans mit Humor. Den Teichsprung, bei dem er 2010 beinahe ertrunken wäre, ließ er diesmal aus: "Ich habe drüber nachgedacht, aber ich bin 28 und wollte heute nicht sterben. Es waren nicht so viele Leute wie damals da. Ich bin in einer glücklichen Situation, eine tolle MotoGP-Karriere zu haben. Ja, manchmal habe ich auch weniger schöne Momente, aber ich komme immer wieder zurück. Heute habe ich das Beste aus einer großartigen Gelegenheit geholt."

Der Poolsprung blieb dieses Jahr aus, Foto: Milagro
Der Poolsprung blieb dieses Jahr aus, Foto: Milagro

Die Performance wirft nun die Frage auf, auf Lorenzo wieder zu alter Form zurückgefunden hat. Ob es nun so weitergeht, wollte er aber nicht preisgeben: "Wir müssen das jetzt zuerst mal genießen, denn das ist schwierig zu erreichen, vor allem auf dieser Strecke", wich er der Frage aus. Er wolle lieber von Runde zu Runde, von Training zu Training denken, fügte er in der Pressekonferenz hinzu. Auch die neuen Reifen sieht er nicht als Allheilmittel an. "Es hängt ganz von der Strecke und den Bedingungen ab." Er selbst würde lieber weiter die Reifen von 2013 ohne Anti Heat verwenden, aber er müsse sich halt an das neue Material gewöhnen.

Nach der Enttäuschung von Termas de Rio Hondo nahm er eine ganze Reihe von Änderungen vor: "Es ist nicht bloß eine Änderung der Mentalität, sondern eine Kombination verschiedener Dinge, vor allem dem Motorrad und der Reifen. Und Argentinien war auch nicht so schlecht wie es aussah." In der WM-Wertung rückte er auf den dritten Platz vor, 20 Punkte hinter Tabellenführer Valentino Rossi. Sollte er diese Form mit nach Le Mans nehmen, wird er vermutlich bald mehr beachtet werden als in diesem Rennen.