Vor der Saison waren die Fans, Fachleute und das ganze Fahrerlager hin und her gerissen. Wie würde sich Valentino Rossi auf der Ducati schlagen? War es wirklich der richtige Schritt? Wird er alle bügeln, wie es Casey Stoner machte, oder aber wird er untergehen, wie Marco Melandri, Sete Gibernau und einige andere mehr?

Sagen wir es kurz heraus: Weder noch. Sicher, bügeln konnte Rossi mit der 2011er-Ducati niemanden. Im Gegenteil. Er musste am eigenen Leib erkennen, was für ein Ausnahmekönner Stoner doch war, mit diesem Trog Rennen und Titel zu gewinnen. Und der Mannschaft von Rossi um seinen Crewchief Jeremy Burgess gelang es das ganze Jahr über nicht, die Maschine entscheidend zu verbessern.

Sicher war die Ausgangslage mit der immens erstarkten Honda schwieriger, auch stand nicht zu erwarten, dass einer der "jungen Wilden" irgendwelche Geschenke bereitet, nur weil der neunfache Champion in rot daher kommt. Aber dass es eine so schlechte Saison werden würde, das hätte sich auch Rossi nicht erträumen lassen. Er betonte zwar immer, dass es schwer wird, aber so schwer?

Gesamtrang sieben, so schlecht war der Italiener nur in seiner Debüt-Saison in der 125ccm-Klasse im Jahre 1996. Damals wurde er Neunter, konnte aber wenigstens ein Rennen gewinnen, insgesamt zwei Podeste holen und sogar einmal von der Pole Position los fahren. Mehr als ein einziger dritter Platz war auf der Ducati nicht drin.

Selbst dann nicht, als die Italiener immer wieder neue Evolutionsstufen an die Strecken schleppten. In Assen gab es statt der Desmosedici GP11 die GP11.1. Eigentlich das nächstjährige Modell für die 1000er, nur mit dem 800er-Motor drin. Doch besser wurde es dadurch nicht.

Rossi gibt nicht auf

Rossi stürzte dieses Jahr so viel, wie wohl in seiner vorangegangenen Grand-Prix-Karriere nicht zusammen. Immer wieder mündete die Zeitenjagd im typischen Ducati-Crash, dem Vorderradrutscher.

Trotz einer nicht gerade erfreulichen Saison behielt Valentino Rossi immer seinen Kampfgeist, Foto: Ducati
Trotz einer nicht gerade erfreulichen Saison behielt Valentino Rossi immer seinen Kampfgeist, Foto: Ducati

Und trotzdem überzeugte Rossi in vielen Punkten. Zum Beispiel in seiner Konstanz und mit seinem unbändigen Willen, Rennen zu fahren und zu gewinnen. Klar, manche Gegner führten ihn regelrecht vor, aber trotzdem behielt er seinen Kampfgeist.

In Jerez stürzte Rossi und nahm Stoner dabei mit. Während der Italiener weiterfuhr und noch Rang fünf nach Hause brachte, musste der Australier aufgeben. Sofort nach dem Rennen stapfte Rossi in die Box von Stoner, um sich zu entschuldigen. Diese Aktion sorgte für große Aufregung, denn von Stoner bekam er vor laufender Kamera eine ironische Antwort: "Deine Ambition hat wohl dein Talent überschattet." Natürlich wurde diese Aktion in den folgenden Wochen medial breit getreten.

Doch Rossi konzentrierte sich weiter auf sich selbst und sammelte fleißig Punkte. Neun Mal schaffte er es in die Top Sechs, obwohl meist die Startpositionen schon mehr als zu wünschen übrig ließen. Aber auf jeden Fall punktete er bis Aragon konstant.

Im Sommer musste er sich der Gerüchte erwehren, er würde Ducati zum Jahresende bereits vorzeitig entlassen. Ja, sogar dass er und Crewchief Jeremy Burgess eine Honda RC213V für die Saison 2012 kaufen und ein eigenes Team bilden wollen, kursierte im Fahrerlager. Rossi tat das alles als Quatsch ab und verwies wieder auf seine Aussagen vom Jahresanfang, dass es eben schwer werden würde und dass das alle gewusst haben. Man müsse hart weiter arbeiten.

In Japan und Australien folgten gleich zwei Rennstürze hintereinander. Beide Male konnte er nicht weiterfahren.

Trauer um Marco Simoncelli

Für Valentino Rossi war der Abschied von Marco Simoncelli sehr schmerzhaft, Foto: Milagro
Für Valentino Rossi war der Abschied von Marco Simoncelli sehr schmerzhaft, Foto: Milagro

Malaysia war auch für Valentino Rossi ein extrem schwieriges Wochenende. Bei einem Unfall, in welchen er selbst verwickelt war, starb sein Freund Marco Simoncelli. "Er war wie ein kleiner Bruder für mich", sagte er fassungslos. Anschließend wich er der Familie Simoncelli und dem Sarg des verstorbenen Rennfahrerkollegen bis zur Beerdigung nicht von der Seite.

Kurz nach dem Unfall war Rossi wieder zentraler Punkt der Gerüchte. Er würde zurücktreten, hieß es. Doch er tat auch diese Gerüchte wieder als Quatsch ab. "Das haben wohl manche Leute erfunden, um mehr Zeitungen zu verkaufen", brachte er es auf den Punkt.

In Valencia hatte Rossi dann eine Mission: Er wollte zu Ehren von Marco Simoncelli auf das Podest fahren. Doch dieser Traum wurde schon am Start nach einem Fehler von Andrea Dovizioso beendet, bei welchem Rossi, Randy de Puniet, Alvaro Bautista und Nicky Hayden stürzten.

Damit holte Rossi 2011 139 Punkte - genau so viele wie Simoncelli. Aber sein Freund und Landsmann hatte ein Podest mehr, den zweiten Platz von Australien, und blieb in der Gesamtwertung daher vor dem neunfachen Weltmeister. "Jetzt beenden wir die Saison punktegleich mit Sic, er liegt in der Wertung aber vor mir. Ich nehme an, das ist mein Tribut an ihn", sagte Rossi zum Saisonabschluss.