Le Mans war dann eine der Schlüsselstellen der Saison. Simoncelli kämpfte mit Honda-Markenkollege Dani Pedrosa um den zweiten Platz, als sie im "S du chemin aux Boeufs" aneinander gerieten. Pedrosa stürzte und brach sich das Schlüsselbein, Simoncelli erhielt eine Durchfahrtsstrafe. Der Gresini-Pilot reihte sich als Siebter wieder ins Feld ein und kämpfte sich in den letzten vier Runden wieder auf fünf nach vorn.

Marco Simoncelli war für seinen aggressiven Fahrstil bekannt, Foto: Milagro
Marco Simoncelli war für seinen aggressiven Fahrstil bekannt, Foto: Milagro

Es folgten etliche Debatten zu seinem Fahrstil. Pedrosa schimpfte sowieso auf den Italiener, auch Weltmeister Jorge Lorenzo kritisierte Simoncelli für seine harten Attacken, obwohl sie in der MotoGP-Klasse auf der Strecke noch nicht viel miteinander zu tun hatten. Lorenzo schickte eine Warnung an den Italiener, sagte ihm, dass er eine so harte Fahrweise von ihm nicht dulden werde. Simoncelli antwortete damals in seiner bekannt lockeren und lustigen Art: "Willst du mich auf der Strecke verhaften lassen?"

Eine bedachtere Herangehensweise

Doch die Kritik der Konkurrenz blieb nicht ganz ohne Folgen. Simoncelli nahm sich in der Folge etwas zusammen, ging bedachter zu Werke. In Spanien holte er Rang sechs, in Silverstone stürzte er im Regen - wie andere Top-Favoriten auch. In Assen folgte dann ein Sturz in der ersten Runde. In de Strubben rutschte der Lockenkopf weg, Lorenzo konnte nicht ausweichen und musste mit zu Boden. Beide fuhren weiter, der Spanier wurde noch Sechster, Simoncelli Neunter.

Es folgten wieder die soliden Ränge fünf und sechs in Italien und Deutschland, in Laguna Seca stürzte er wieder in der Anfangsphase. Aus der Sommerpause kehrte Simoncelli erholt und gestärkt zurück und in Brünn sollte es dann endlich soweit sein: das erste MotoGP-Podest. Als Dritter klassierte er sich hinter den beiden Honda-Werks-Kollegen Casey Stoner und Andrea Dovizioso. Eine Last war ihm von den Schultern gefallen.

Simoncelli stürmte damals vor Stolz strotzend in den Pressekonferenzsaal und klatschte mit den anwesenden Journalisten und Fotografen ab. Er strahlte über das ganze Gesicht, war einfach glücklich, hatte sein großes Ziel erreicht: das erste MotoGP-Podest.

Fortan gehörten Rennstürze der Vergangenheit an. In Indianapolis war zwar mehr als Rang zwölf nicht drin, aber dann schloss Simoncelli wieder zur Spitze auf. San Marino, Aragon und Japan brachten drei vierte Plätze in Folge.

Die Tragödie

Dann kam Australien und der größte Erfolg des Italieners in der MotoGP-Klasse. Souverän meisterte er die schwierigen Bedingungen mit immer wieder einsetzendem Nieselregen. Er ließ Honda-Kollege Dovizioso vorbei, um sich auf dessen Einschätzung der Bedingungen zu verlassen, holte sich aber kurz vor Fallen der Zielflagge den zweiten Platz zurück und kletterte noch eine Stufe höher auf das Treppchen.

Am Samstagabend des 22. Oktobers, dem Vorabend des Malaysia-Grand Prix, war Marco Simoncelli davon überzeugt, das Rennen am Sonntag gewinnen zu können. Mit Eisbädern härtete er sich ab, bereitete sich auf die Hitzeschlacht vor, die am Ende nur anderthalb Runden dauern sollte. Kurz nach dem Start hatte Simoncelli schon einen heißen Fight mit Alvaro Bautista auszutragen, als ihm in Runde zwei das Vorderrad wegrutschte.

Die nachfolgenden Piloten Colin Edwards und Valentino Rossi konnten dem gestürzten Simoncelli nicht mehr ausweichen und trafen ihn am Körper, am Nacken und Kopf. Der Italiener verstarb am 23. Oktober 2011 um 16:56 im Streckenspital an den Folgen seiner Verletzungen. Am Donnerstag, dem 27. Oktober wurde er in seiner Heimatstadt Coriano in Italien beigesetzt.