Der Fokus lag bei den Testfahrten in Brünn bei den meisten Fahrern weiterhin auf den 800cc-Maschinen und der diesjährigen Saison. Doch die Werksfahrer bekamen auch die Chance die jeweiligen 1000cc-Versionen zu testen, einige von ihnen zum ersten Mal.

So brachte Yamaha die lang ersehnte 1000cc für 2012 mit nach Brünn. Weltmeister Jorge Lorenzo hatte sich schon vorher begeistert gezeigt, nach seiner ersten Ausfahrt war der Spanier hin und weg. "Die 1000cc ist unglaublich, ich habe die Topspeed auf der Geraden gesehen. Ich mag die Maschine, ich hätte gern noch ein paar Runden mehr abgespult", berichtete Lorenzo am Ende des Tages. Die Yamaha scheint von Beginn an gut zu funktionieren, denn Lorenzo schaffte eine 1:56.253 Rundenzeit und damit Platz zwei in der Tageswertung. Zudem bestätigte Teamkollege Ben Spies die gute Leistung, er wurde Dritter mit 1'56.306 Minuten und sagte: "Wir mussten gar nicht viel umstellen, wir sind rausgefahren und es lief."

Honda mit Fortschritten

Im Honda-Lager war es Dani Pedrosa, der zum ersten Mal mit der 1000cc auf die Strecke gehen konnte. Ursprünglich war die Ausfahrt für den Spanier in Jerez geplant gewesen, doch der Schlüsselbeinbruch von Le Mans kam dazwischen. Der Spanier zeigte sich beeindruckt von der kraftvollen Maschine, räumte aber ebenso ein, dass er seinen Fahrstil noch besser darauf einstellen müsse. "Vielleicht bin ich zu sehr im 800cc-Stil mit ihr gefahren, ich muss noch lernen es richtig zu tun und sie anders fahren, aber insgesamt scheint sie gut zu funktionieren. Wir nahmen einige Anpassungen vor, die letzte Version war also komplett anders, als die vom Morgen." Dennoch reihte er sich mit 1'57.264 auf Platz vier ein.

Im Vergleich zur 990cc sei die 1000er etwas leichter und beweglicher. Was für Pedrosa allerdings wichtiger ist, sei die Arbeit mit den Reifen, denn die könnten Einfluss auf das Chassis haben. "Wir müssen sehr vorsichtig sein, denn die Reifen sind vielleicht anders in der kommenden Saison und brauchen daher eine andere Einstellung. Das könnte sich auf das Chassis auswirken."

Dani Pedrosa bedankte sich für seine erste 1000cc-Ausfahrt, Foto: Milagro
Dani Pedrosa bedankte sich für seine erste 1000cc-Ausfahrt, Foto: Milagro

Teamkollege Casey Stoner hatte am Morgen hauptsächlich mit der 800cc gearbeitet, absolvierte am Nachmittag aber auch Testrunden mit der 2012-Version. Der Australier stellte eine deutliche Verbesserung zu Jerez fest und fuhr zudem mit 1:56.168 Minuten die Tagesbestzeit. "Der Motor ist fantastisch, die 1000cc zu fahren mit der ganzen Power, das macht irre Spaß", sagte Stoner. Doch auch ein paar Probleme müssen noch behoben werden, den Honda Fahrer stört das Chattering. "Es sollte aber nicht schwer sein diese zu beheben, in dem wir am Motor und der Elektronik arbeiten. Wir haben auch ein paar neue Reifen getestet, mit einigen gab es ein paar Probleme, die Traktion ist nicht besonders gut und sie scheinen das Chattering zu verstärken. Also wechselten wir wieder zur Standardversion."

Ducati mit straffen Testprogramm

Valentino Rossi arbeitete intensiv mit seiner GP11.1, probierte verschiedene Settings und konzentrierte sich dabei auf seine Sitzposition. Nach 74 Runden lag seine Bestzeit bei 1:58.266 Minuten, Platz acht in der Tageswertung. "Der Tag war vollgestopft, wir haben viele Einstellungen versucht und die Maschine immer wieder verändert", sagte der Italiener. "Das erfordert eine Menge Konzentration. Ansonsten haben wir an der Elektronik gearbeitet und versucht uns so gut wie möglich auf die Zukunft vorzubereiten. Darauf liegt unser Fokus."

Auf der anderen Seite der Box testete Nicky Hayden am Morgen erst einige Runden mit der aktuellen GP11, wechselte dann aber ebenfalls auf die GP11.1 um sich an sie zu gewöhnen. Mit 1:57.533 Minuten reihte sich der Amerikaner auf Platz fünf ein. "Wir konnten keine Rekorde aufstellen, aber es lief heute wirklich gut. Ich konnte mich über den gesamten Tag hinweg verbessern, das Team hat unglaublich geackert und wir konnten einen Schritt nach vorn machen."

Bridgestone Reifentest

Yamaha Tech 3 konnte zwar keine 1000cc testen, unterstützte dafür aber Bridgestone bei den Reifentests für die kommende Saison. Daneben arbeitete man am Elektronikpaket der M1 dieser Saison. "Wir haben hauptsächlich Daten für Bridgestone und Yamaha aufgezeichnet, jetzt haben sie genug davon, um an der Spezifikation für die kommende Saison weiter zu arbeiten", erklärte Colin Edwards. "Ich fühlte mich besser mit den neuen Reifen, sie geben mehr Sicherheit. Man muss Bridgestone ein Lob aussprechen, denn sie haben auf das Feedback der Fahrer gut reagiert und Dinge entsprechend geändert."

Cal Crutchlow absolvierte 74 Runden und konnte eine etwas schnellere Rundenzeit wie sein Teamkollege erzielen. "Die Front könnte etwas besser sein, aber wir haben uns gesteigert und werden versuchen weitere Fortschritte zu erzielen." Neben Tech3 testeten ebenso LCR Honda Fahrer Toni Elias, der einen heftigen Absteiger ohne Verletzung überstand, und Pramac Fahrer Loris Capirossi.

Unterdessen schickte auch das Marc VDS Team Mika Kallio mit der Suter BMW 1000cc auf die Strecke und der Finne konnte den Rückstand auf die Werksfahrer um ein paar Sekunden verkürzen. Nach insgesamt 154 Runden, viel Arbeit an Fahrwerk und Setting, lag seine Bestzeit bei 2:00.144 Minuten und damit rund vier Sekunden hinter Casey Stoner an der Spitze.