Der Italiener Valentino Rossi hat sich gleich nach den abschließenden Testfahrten - seinen ersten für Ducati - im letzten Jahr noch an der Schulter operieren lassen. Doch das Thema ist damit noch nicht ganz ausgeräumt. Rossi beteuerte beim Wrooom-Festival weiter, dass er noch immer Probleme in diesem Bereich habe.

Wie schon vor der Operation bei den Testfahrten Anfang November in Valencia. Dort war Rossi nur im hinteren Teil der Zeitenlisten zu finden, was auch Jeremy Burgess, seinen Crewchief, etwas stutzig werden ließ. "Ein wenig doch", antwortete Burgess auf die Frage der Motosprint, ob er von dem Verlauf des Valencia-Tests überrascht gewesen sei. "Aber der Punkt ist, dass wir zuerst Valentinos körperliche Verfassung in Betracht ziehen müssen. Das hat alles beeinflusst. Valentino hätte nicht so viele Schwierigkeiten gehabt, wenn er in einer besseren körperlichen Verfassung gewesen wäre."

Und diese Schulter-Leier könnte sich noch eine Weile hinziehen, denn Rossi sei tatsächlich noch nicht so genesen, wie er sich das selbst vielleicht wünschen würde. "Ich bin besorgt", meinte der Italiener im Rahmen der Teampräsentation Wrooom in Madonna die Campiglio. "Trotz all meiner harten Arbeit, kann ich meine Schulter noch nicht genug bewegen und ich kann mich nicht so hinter die Verkleidung klemmen, wie ich will. Jetzt muss da in den Tagen vor dem Test an einer Verbesserung arbeiten."

Kein Grund zur Besorgnis

In der Box sei man am ersten Ducati-Arbeitstag zwar überrascht, aber nicht besorgt gewesen. "Natürlich orientierten wir uns an jenem Dienstagmorgen, als wir die Arbeit mit Ducati aufnahmen, an den Zeiten, die Valentino am vorangegangenen Wochenende gefahren war", so Burgess weiter. "Aber dort drehte sich die Geschichte um: Wir fielen von der Spitze auf den Boden."

"Wir haben sehr ruhig begonnen, mit den Strukturen, denn wir wussten, dass Valentino eigentlich viele Runden hätte drehen müssen, aber dann war es eher daran, dass er körperlich etwas Energie spart. Wir dachten, dass der zweite Tag schneller sein würde, aber das war nicht der Fall, denn seine Verfassung verschlechtere sich schnell."

Und dennoch konnte Rossi ein paar klare technische Aussagen abliefern. Der Italiener habe gemeint, dass die Ducati an der Frontpartie ein Problem habe - wie man im Laufe der Saison bei vielen Stürzen seines Vorgängers Casey Stoner auch schon hatte beobachten können. Doch Burgess wollte in dieses Klagelied nicht einstimmen. "Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass die Ducati ein wirkliches Problem an der Front hat. Ich glaube auch nicht, dass das Motorrad ernsthafte Probleme hat, die wir nicht lösen könnten, ohne das Projekt gänzlich zu ändern. Ich wiederhole: Ich glaube, dass die Probleme hauptsächlich aus den körperlichen Grenzen von Valentino her rührten."

Die Ducati sei natürlich technisch ganz anders als die japanischen Motorräder, mit denen Rossi und Burgess in den letzten Jahren gearbeitet haben. Die Ducati sei bei den Richtungswechseln etwas widerspenstiger und habe eine ganz andere Charakteristik, was das Handling angeht. "Natürlich hat das Valentino nicht gerade geholfen, da er schon bei den letzten Rennen zuvor in diesem Punkt Probleme hatte."

"Es ist normal, dass es etwas Zeit braucht um zu verstehen, wie es reagiert und wie es zu entwickeln ist", meinte Burgess weiter. "Ich denke, dass es ein Erfolg ist, denn das Motorrad ist gut. Das zeigte auch die Show von Stoner."

Technisch viel offen

Rossi auf den ersten Ducati-Kilometern., Foto: Milagro
Rossi auf den ersten Ducati-Kilometern., Foto: Milagro

"Leider können wir derzeit nicht viel klären", meinte Burgess weiter in Richtung technischer Entwicklung. "Valentinos Situation zwingt uns dazu, langsam anzufangen und dann stetig zu wachsen. Anfang Februar wird es in Malaysia darum gehen, so viele Daten wie möglich zu sammeln. Aber mehr als das Technische ist nun, denke ich, das Problem das Menschliche: Wir müssen warten, bis die Natur ihre Register gezogen hat."

"Sie krempeln das Motorrad jetzt nicht komplett um und das ist richtig so. Denn die Situation der Ducati Ende 2010 kann nicht mit der von Yamaha Ende 2003 verglichen werden. Die Desmosedici ist ein Motorrad, welches Rennen gewinnt und immer um das Podest kämpft. Die Yamaha stand zu der Zeit im ganzen Jahr nur ein Mal auf dem Podest, der Rest war weit zurück."

"Ich denke, dass wir die Problemchen, die sich an der Ducati finden, lösen können, genauso, wie wir die Probleme an der Yamaha gelöst haben. Meine einzige Sorge ist, dass wir die Pace nicht wirklich aufnehmen können, bis uns Valentino wirkliche Informationen liefert. Aber zur gleichen Zeit bleiben sie auch ruhig, denn wir können es uns leisten zu warten. Die Ducati ist bereits konkurrenzfähig. Und ich weiß, dass wir von dem Zeitpunkt an, an welchem Valentino körperlich wieder stark ist, wir schnell immense Fortschritte machen können."