Valentino Rossis erster medialer Auftritt für Ducati bei Wrooom war viel beachtet, die Themen waren die erwarteten. Sein Gesundheitszustand und seine Eindrücke von Team und Maschine wurden abgefragt, nachdem er bislang nicht über seine Rolle bei Ducati sprechen konnte. "Auch wenn alles noch weit vom Idealzustand weg ist, so mache ich Therapie. Aktuell erwarte ich, am 1. Mai 100 Prozent fit zu sein", erklärte er. Deswegen ist beim Test in Malaysia auch kein absolut fitter Rossi zu erwarten.

"Momentan muss ich härter an mir als an der Maschine arbeiten, aber ich weiß, es gibt noch viel Arbeit, um die Ducati besser zu machen oder sie zumindest näher an meinen Fahrstil zu bringen. Man kann sagen, in Malaysia werde ich bei 70 Prozent sein und ich kann mir im Vergleich zu Valencia ein anderes Bild der Situation machen, wo ich ab einem Punkt nicht mehr fahren konnte." Hauptproblem ist natürlich weiter die Schulter, die sich bei ihrer Operation im November als schwerer verletzt erwies als angenommen. Das hatte Rossi deswegen überrascht, weil er während der Saison nicht den Eindruck hatte, vor Saison-Ende eine Operation zu brauchen.

Vorzeitige OP ungünstig

"Ich hätte während der Genesung vom Beinbruch in Mugello den Eingriff machen lassen können, aber das hätte bedeutet, ich wäre weitere drei Monate nicht auf die Maschine gekommen, ich wäre im Bett gelegen und hätte nicht einmal mit Krücken gehen können. Die andere Option wäre gewesen, nach dem Australien GP zu operieren und die letzten zwei Rennen auszulassen. Aber ich wusste, dass ich in Estoril und Valencia auf das Podest fahren kann, also wollte ich das nicht. Außerdem konnte ich danach die Desmosedici ausprobieren, wenn auch nicht in Top-Zustand", meinte Rossi.

Die Ducati ist ganz anders als japanische Maschinen, Foto: Milagro
Die Ducati ist ganz anders als japanische Maschinen, Foto: Milagro

Und bei dem Test merkte er, dass die Ducati ein echter Prototyp ist, der sich völlig von den japanischen Maschinen unterscheidet, die etwas näher an der Serie dran sind. "Man muss sie völlig anders fahren", erklärte er. Die Kraftentfaltung sei sehr explosiv und das Fahrverhalten anders. "Ich bin mir sicher, mit meiner Erfahrung und jener meiner Crew mit Jeremy Burgess werden wir die Ducati zu einer Maschine machen, die meinem Stil mehr liegt." Wie Casey Stoner die Maschine bezwingen konnte, glaubte Rossi zu wissen. Er sei sehr abrupt gefahren, doch das größte Geheimnis war nach Meinung des Italieners der einfache Umstand, dass der Australier die Ducati vier Jahre an sich anpassen konnte. "Ich muss erst damit anfangen."

Gekommen, um zu siegen

Allerdings schien Rossi dabei zu vergessen, dass Stoner in seiner Debüt-Saison auf der Ducati den Titel holte und erst danach Probleme damit bekam. Ungeachtet dessen musste der Italiener auch die Frage beantworten, ob er sich in Katar ein ähnliches Debüt vorstellen kann wie 2004 bei Yamaha, als er auf Anhieb gewann. Dabei brachte er wieder die Schulter ins Spiel: "Ich weiß nicht [ob ich gewinnen kann]. Wenn ich mit Ducati zum ersten Rennen komme, wird das sicher ein tolles Gefühl. Das Rennen ist aber etwas anderes als der Test. Fest steht, dass ich zu Ducati kam, um zu gewinnen, aber um das zu schaffen, muss ich erst meinen physischen Zustand verbessern."

In jedem Fall schon besser scheint Rossis Beziehung zu seinem Teamkollegen zu sein. War der Umgang mit Jorge Lorenzo eher frostig und wurden keine Daten geteilt, so wird das mit Nicky Hayden anders sein - was Rossi nur zugutekommen wird. "Momentan muss ich mir den Aufbau von Nicky ansehen. Wenn es keine Daten-Teilung geben würde, wäre ich ruiniert. Scherz beiseite, die Situation hier ist anders als früher, als ich die Arbeit schützen musste, die ich gemacht hatte." Zunächst sieht die Arbeit von Rossi aber einmal vor, weiter Therapie zu machen, auf eine Maschine wird er sich vor dem Test wohl nicht setzen.

Kein Motocross

"Ich hätte früher wohl bald wieder mit aktivem Fahr-Training begonnen, mein Training war im Fitnessraum und beim Motocross, so war das immer. Aber ich habe nichts gemacht. In Malaysia werde ich wieder auf der Strecke sein. Dann werden wir weitersehen, denn mir fehlt nach wie vor Beweglichkeit, um auf der Geraden hinter die Verkleidung zu kommen. Wir müssen noch arbeiten." Seine Favoriten für die Saison wollte Rossi derweil bereits kennen. "Lorenzo und Stoner sind die Favoriten. Der Erste kennt die Maschine sehr gut und der zweite hat die Honda, was sehr wichtig sein wird."

Hayden, der als Nebendarsteller auch anwesend war, nahm es Rossi nicht übel, bei den Favoriten ausgespart worden zu sein. "Es wird eine Freude, die Information und die Erfahrung von Valentino Rossi zur Verfügung zu haben", sagte der Amerikaner. "Ich weiß, es wird nicht leicht, nahe an Valentino dran zu sein, aber ich weiß, es wird mit ihm funktionieren. Ich muss die Herausforderung annehmen. Es ist wichtig einen starken Teamkollegen zu haben und wir wissen, wir haben eine tolle Maschine."