Fünfter Rang in der Teamwertung und ein Werksteam noch dahinter. Klingt nicht übel, aber wenn man bedenkt, dass das Werksteam Suzuki heißt und Tech 3 noch vor Gresini Honda liegt wird´s schon wieder kritisch. Doch auch wenn Marco Melandri die ganze Saison über mit Problemen kämpfte, zeigte sich Marco Simoncelli von seiner besten Rookie-Seite.

Mit den beiden Neuzugängen bildete Fausto Gresini das italienische Nationalteam, denn nicht nur Hauptsponsor San Carlo und das Team selbst, sondern auch die beiden Marcos sind bekanntlich Italiener. Zwei vielversprechende Piloten. Melandri holte für das Team schon 2005 den Vizetitel und Simoncelli galt nach starken 250er Auftritten klar als Kandidat für den Rookie of the Year.

Doch schon bei den Tests machte sich Unmut breit, denn die Honda funktionierte nicht so, wie es sich die Italiener vorgestellt hatten. Beim Auftakt in Katar wurde jenseits der Top-10 deutlich, dass das Team noch einiges zu tun hatte, wollten sie die Saison halbwegs erfolgreich bestreiten. "Ich bin wirklich enttäuscht. Ich kann kein Gefühl für das Chassis oder den Motor finden und alles, was wir versuchen, scheint umsonst. Wir haben den weichen Reifen draufgemacht und wurden langsamer und momentan gehen mir die Ideen dazu aus, was wir tun können. Vielleicht brauchen wir einen Zauberstab, den wir vor der Maschine schwingen und alles passt", wünschte sich Melandri.

Nach und nach kam das Vertrauen

Bis Mugello ging es auf der Ergebnisliste jedoch nach oben. Der 27-Jährige fuhr in Italien sogar als fünfter über die Ziellinie und auch Simoncelli fand immer mehr Gefühl. In Silverstone war Simoncelli sogar im Kampf um den zweiten Platz dabei, Melandri hielt sich jedoch nicht lange auf der Maschine. Große Zuversicht oder Selbstvertrauen war bei Gresini Honda lange Mangelware, doch gegen Saisonmitte hatte sich das Team gefangen und bevor es nach Assen ging, schienen beide Marcos richtig zuversichtlich zu sein.

Marco Melandri hatte die ganze Saison über Probleme zu beklagen, Foto: Milagro
Marco Melandri hatte die ganze Saison über Probleme zu beklagen, Foto: Milagro

Nach Sturz im Training und ausgerenkter Schulter trat Melandri dann in Assen gar nicht erst an, Simoncelli kam trotz Problemen noch in die Top-10. Die weitere Strategie des Gresini Teams: Enttäuschungen vergessen und wieder angreifen. Simoncelli griff in Barcelona zwar eine gute Position an, vergaß aber das Bremsen und landete im Kies. Melandri kam immerhin unter die ersten Zehn. Aber war es das, was Gresini unter angreifen verstand? Wohl kaum.

Melandri brachte trotz weiterem Sturz in Indy eine gewisse Konstanz in seine Saison und schloss regelmäßig unter den Top-10 ab. Simoncelli war das ganze Gegenteil: ein Sturz und der Wechsel zwischen überraschenden Top-Positionen mit weniger guten Rennen. Mit seiner Honda steigerte sich der Rookie doch zusehends und konnte vier sechste Plätze holen und kam in Estoril sogar auf den vierten Rang.

Zwei verschiedene Italiener

Sehr verschieden sind die Italiener wohl nicht nur in ihrer Körpergröße, auch ihr Gefühl für die Honda war während der gesamten Saison sehr unterschiedlich.

Bei Melandri ging es stets auf und ab, fühlte er sich im einen Rennen endlich etwas wohler auf dem Motorrad, so schmiss es ihn beim nächsten Lauf schon wieder ab. Das Setup stimmte nicht, Gripprobleme und ein mangelhaftes Elektronik-Paket trübten seine wenigen Lichtblicke. Am Ende sehnte er sich das Ende der Saison herbei und ihm blieb nach dem elften Gesamtrang nur der Wechsel in die Superbike.

Marco Simoncelli zeigte 2010 wie ein MotoGP-Einstieg funktioniert, Foto: Milagro
Marco Simoncelli zeigte 2010 wie ein MotoGP-Einstieg funktioniert, Foto: Milagro

Simoncelli konnte sich dagegen nach einer schwierigen Anfangsphase immer mehr verbessern. Auch wenn er in zwei Rennen ausfiel, stieg die Leistungskurve des 23-Jährigen sichtlich an und er landete in seiner ersten MotoGP-Saison als zweitbester Rookie auf dem achten Gesamtrang. Das kann man wohl dann doch Angriff nennen. Nicht nur der vierte Platz in Estoril bewies Teamchef Gresini, dass er auch in Zukunft auf den Aufsteiger setzten kann.

So wird der Struwwelpeter auch 2011 für Fausto Gresini an den Start gehen. Von HRC bekommt er für seine gute Debüt-Saison sogar Werksmaterial im nächsten Jahr. Außerdem angelte sich das Team den Japaner Hiroshi Aoyama, der nach der Auflösung des Interwetten MotoGP Teams mit Honda-Erfahrung noch auf dem Fahrer-Markt zu haben war.