Rund zwei Wochen sind seit dem Rennsonntag in Misano vergangen, an dem Shoya Tomizawa bei einem Unfall im Moto2-Rennen tödlich verletzt wurde. Die Motorrad-Weltmeisterschaft ist mittlerweile im Motorland Aragon, doch die Fahrer mussten am Freitagabend eingestehen, dass sie gedanklich nach wie vor bei ihrem verstorbenen Kollegen sind. So meinte etwa Valentino Rossi, dass er während des Fahrens zwar nicht an Tomizawa denkt, im Paddock aber nach wie vor eine traurige Stimmung herrscht. "Es ist schwierig. Wenn du auf der Strecke bist und fährst, nein [dann denkst du nicht daran]. Aber bevor du auf die Strecke gehst und im normalen Tagesverlauf ist das Gefühl recht traurig", sagte er.

Dani Pedrosa ging es ähnlich. Er versuchte, nicht an Tomizawa zu denken, wenn er auf der Maschine saß, doch das fiel ihm schwer. "Es klingt hart, aber sonst schafft man es nicht. Nach dem Rennen in Misano war ich schockiert und jeder war schockiert. Es ist nicht so, dass man sagen könnte, es ist nun OK, denn wenn man die Gesichter der Leute sah, so war jeder schockiert. Als ich nach Hause kam, fragten alle meine Nachbarn und Freunde, wie, warum und dies und das, es ist also nicht leicht."

Es gibt immer ein Risiko

Gewohnt pragmatisch betrachtete Casey Stoner die Sache. Er betonte, keiner wolle Todesfälle haben, doch das Element der Gefahr mache den Sport auch erst interessant. "Ehrlich gesagt, jeder Fahrer weiß - oder sollte wissen -, dass es hier ein Risiko gibt. Es ist leider nicht das erste Mal, dass so etwas passiert ist und es ist kein komplett sicherer Sport. Ich denke also, das ist etwas, mit dem wir leben müssen. Es ist schlimm, so etwas zu sagen, aber das ist ein Grund für den Adrenalin-Ausstoß, das ist ein Grund, warum die Leute das besonders gerne machen - es bringt dein Herz in Schwung und dein Blut in Wallung. Es ist diese kleine Angst, die dein Interesse erhält", erklärte der Australier.

Dennoch wolle niemand, dass etwas Schlimmes passiert. Andererseits wäre der Drang zum Racing wohl auch nicht vorhanden, wenn es keine Angst davor gebe, fuhr er fort. Die Leidenschaft würde fehlen, die junge Fahrer dazu drängt, ihren Träumen nachzujagen. "Ich denke, das ist, was uns alle hier hält." Zudem musste Stoner anmerken, dass die Sicherheit mittlerweile stark verbessert worden ist, früher sei es noch viel gefährlicher gewesen. "Ich erinnere mich daran, dass ich vor einigen Jahren in Goodwood mit Jim Redman gesprochen habe und er erzählte davon, dass man nie wusste, ob der Freund, der neben einem in der Startaufstellung stand, die WM beenden würde oder nicht."

Trauerarbeit

In früherer Zeit sei alles viel schwieriger gewesen, doch die Fahrer hätten das akzeptieren müssen. "Sie mussten die Frauen und Freundinnen der Fahrer trösten und solche Dinge. In jenen Tagen war es viel schlimmer. Aber gleichzeitig machten sie weiter, denn das war es, was sie liebten und was ihr Blut in Wallung brachte."