Wenn es darum geht, einen Ersatzfahrer für Valentino Rossi zu finden, ist Herve Poncharal eine der ersten Anlaufstellen, immerhin leitet er das Yamaha-Satellitenteam Tech 3, wo Colin Edwards und mit Zustimmung der Regelhüter auch Rookie Ben Spies als Ersatzfahrer eine Möglichkeit wären. "Wir haben viel probiert, aber es gibt Probleme mit jeder Wahl", sagte Poncharal gegenüber MotoMatters.com.

Auch ein Fahrer aus der Superbike-WM wäre schwierig, denn die Rennkalender der SBK und der MotoGP sind so ausgelegt, dass ein Superbike-Pilot sechs Rennen in sechs Wochen zu meistern hätte, wenn er in beiden Serien fährt. "Wollt ihr ihn umbringen? Sechs Rennen an sechs Wochenenden sind zu viel, auch ein Topfahrer kann nicht so viele Wochenenden in Folge auf diesem Level sein", meinte der Franzose.

Schwere Umstellung

Doch nicht nur die Kalender, auch der Wechsel zwischen SBK- und MotoGP-Maschine wäre ein Hindernis. MotoGP-Motorräder seien sehr spezielle Maschinen und nicht einfach zu fahren. Sich daran zu gewöhnen, sei eine schwere Aufgabe, sagte er. Sollte also jemand auf Rossis Maschine steigen oder zu Tech 3 kommen, weil einer der Einsatzfahrer von dort ins Werksteam gekommen ist, hätte er eine schwere Aufgabe vor sich. "Wir sind die einzige Weltmeisterschaft [auf zwei Rädern], die Bridgestone-Reifen verwendet, wir sind die einzige Weltmeisterschaft mit Karbonbremsen. Man kann nicht in diese Weltmeisterschaft kommen und schnell sein."

Schon die 250cc-Aufsteiger haben es schwer, Foto: Milagro
Schon die 250cc-Aufsteiger haben es schwer, Foto: Milagro

Um das zu verdeutlichen, verwies Poncharal auf die Rookies in diesem Jahr, wie Marco Simoncelli, Alvaro Bautista oder Hiroshi Aoyama. Sie seien die Allerbesten in der 250cc-Klasse gewesen und trotz mehrerer Tests im Winter würden sie sich gerade erst an die MotoGP gewöhnen. "Sie hatten viel Zeit auf der Maschine und erst jetzt können Simoncelli und Aoyama schön langsam etwas ausrichten", erklärte er. Daher fragte er sich, wie jemand ohne Erfahrung auch nur irgendwie konkurrenzfähig sein soll.

Elektronik ist nicht alles

Er konnte auch die allgemeine Meinung nicht nachvollziehen, wonach MotoGP-Maschinen aufgrund der Elektronik einfach zu fahren seien. "Die Elektronik hat Valentino in Mugello nicht gerettet, sie hat auch Jorge in Laguna voriges Jahr nicht gerettet", meinte Poncharal und betonte, dass es nicht nur darum gehe, das Gas aufzureißen und die Elektronik ihre Arbeit machen zu lassen. Das größte Risiko sei aber jenes, dass ein Versagen viel wahrscheinlicher sei als ein Erfolg. "Diese Klasse ist das Beste vom Besten. Für jeden Fahrer wird es schwierig, auf der Maschine nicht schlecht auszusehen, egal wie talentiert er ist." Rossi zu ersetzen sei beinahe unmöglich, merkte er an.

Yamaha wird dennoch einen Ersatzfahrer bringen müssen. Laut dem Vertrag mit der Dorna muss der Hersteller das Feld wieder auffüllen, nachdem Rossi zwei Rennen gefehlt hat. Für Poncharal war das ein Zeichen der Schwäche der MotoGP. "17 Maschinen sind nicht genug. Wenn wir 22, 23 Maschinen hätten, dann wäre es nicht so ein Problem, wenn ein Fahrer fehlt." Und sollte das Pech wieder zuschlagen, könnten plötzlich nur 13 oder 14 Fahrer unterwegs sein, mahnte der Franzose. Daher findet er es auch richtig, dass durch die 1000cc-Regeln ab 2012 mit dem erlaubten Einsatz von seriennahen Motoren der Einstieg für Teams erleichtert wird.