Das zweite Jahr in einer neuen Klasse gilt oft als das schwerste für die Piloten. Auf Jonas Folger wartet eben dieses 2015 in der Moto2. Er ist nun kein Rookie mehr und muss sich beweisen - Vorteil und Belastung zu gleich. Derart befreit wie noch im Vorjahr wird Folger jedenfalls nicht mehr an die Sache herangehen können. "Das erste Jahr habe ich sehr locker in Angriff genommen", verrät er. "Das gilt vor allem für die erste Saisonhälfte, weil ich ja Rookie war und die Erwartungen dementsprechend gering. Ich habe es einfach genossen, ein neues Motorrad zu fahren. Die Erfolge sind dann fast von alleine gekommen."

Tatsächlich konnte Folger schon nach sechs Saisonrennen auf zwei Podiumsplatzierungen zurück blicken - ein möglicherweise zu guter Start ins erste Moto2-Jahr. "Natürlich ist der Druck dadurch deutlich größer geworden. Ich hatte dann auch gewisse Erwartungen an mich selbst und habe mir ausgemalt, wo ich am Ende der Saison stehen könnte. Das war ein Fehler von mir", weiß der 21-Jährige heute. In den folgenden acht Grands Prix reichte es nur mehr zu einem einzigen Zähler. Folger musste seiner Jugend Tribut zollen: "Die mangelnde Erfahrung spielt eine große Rolle. Moto2 ist einfach eine viel härtere Klasse als die Moto3. Die anderen Fahrer sind viel konstanter und generell stärker. Die haben sich dann in schwierigen Situationen einfach durchgesetzt, in denen ich Probleme hatte."

Dieses Tief hat Folger mittlerweile aber längst hinter sich gelassen. "Ich habe viele Fehler gemacht letztes Jahr, aber daraus lernt man. Ich denke, dass wir in dieser Saison definitiv besser aufgestellt sind und bin überzeugt, dass ich konstanter sein werde. Ich gehe auf jeden Fall selbstbewusst in die Saison."

Beim Europaauftakt in Jerez stand Folger 2014 erstmals auf einem Moto2-Podium, Foto: Milagro
Beim Europaauftakt in Jerez stand Folger 2014 erstmals auf einem Moto2-Podium, Foto: Milagro

Dabei weiß der Bayer aber, dass die Konkurrenz in der mittleren Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft 2015 mit Rookies wie Alex Rins oder Alex Marquez noch einmal deutlich stärker wurde und auch die arrivierten Piloten nicht schlafen: "Es wird eigentlich jedes Jahr schwieriger. Ein Großteil des Feldes hat sehr ähnliches Material. Die Fahrer bereiten sich immer besser vor und trainieren noch mehr. Das Level wird einfach insgesamt höher."

Testfahrten geben Selbstvertrauen

Mit einer gesunden Dosis Respekt aber dennoch optimistisch geht Folger also in die neue Saison. Warum auch nicht, war er doch bei den Testfahrten in Jerez zuletzt guter Siebenter und verlor nur gut vier Zehntel auf die Spitze. "Das ist schon ein gutes Zeichen", glaubt er auch selbst. "Wir müssen uns nicht den Kopf zerbrechen. Top-7 ist völlig in Ordnung bei einem Test." Für die Rennsaison hat Folger dann aber doch höhere Ziele: "Auf das Podium zu fahren oder mal eine Pole Position zu holen wäre schön. Wir müssen aber abwarten wie das erste Rennwochenende in Katar läuft, denn bis dahin kann man wirklich nicht genau sagen, wo man steht."

Bis zum Saisonstart in Katar in gut drei Wochen geht für Folger das körperliche Training zusammen mit WG-Partner Marcel Schrötter in Spanien weiter. Neben den offiziellen IRTA-Tests in Jerez bestreitet er mit seinem AGR-Team auch noch private Testfahrten in Aragon, wo man sich auf Setup-Feinheiten und Longruns konzentrieren will.