Das letzte halbe Jahr der Weltmeisterschaft waren nicht nur für Stefan Bradl ein einziges Up und Down, sondern ganz besonders auch für dessen Teamchef Stefan Kiefer. Im August in Brünn sah alles noch danach aus, dass er mit Sponsor Viessmann uns seinem Kiefer Racing Team, gemeinsam mit Bradl, in die MotoGP-Klasse aufsteigen könnte. Daraus wurde aber bekanntlich nichts. Bradl hatte sich später im Jahr schon mit den Kiefers geeinigt, ein weiteres Jahr für sie in der Moto2-Klasse zu fahren.

Doch als Bradl am Samstag in Valencia dann als Weltmeister fest stand, wendete sich das Blatt. Der Zahlinger durfte am Dienstag/Mittwoch nach dem Finale die LCR Honda MotoGP-Maschine testen und begeisterte die HRC-Manager. Resultat: Ein Zweijahresvertrag für die MotoGP mit Ausstiegsklausel für Ende nächsten Jahres, sollten die Leistungen enttäuschen. Kiefer war sein Top-Mann davongerannt. Die Freude über den WM-Titel war plötzlich "deutlich geschmälert", wie der Teamchef der Rhein Zeitung sagte.

"Natürlich freuen wir uns wahnsinnig", so Kiefer weiter. "Für meinen Bruder, für mich, für das ganze Team ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Das kann uns niemand mehr nehmen. Aber die ganzen Umstände an der Rennstrecke waren schon nicht optimal, mit dem Titelgewinn aufgrund der Absage von Marc Marquez, dem Rennausfall von Stefan und der Erinnerung an den zuvor tödlich verunglückten Marco Simoncelli. Und dann kamen die Dinge rund um Stefan hinzu. Dadurch ist unsere WM-Stimmung schon getrübt."

Nachfolger für Bradl steht noch nicht fest

Kiefer habe außerdem das Gefühl, dass Bradl ihn in Valencia "im Dunkeln hat tappen lassen". Sportlich könne er die Entscheidung zum Aufstieg verstehen, da freue man sich sogar. Aber menschlich habe der Bayer ein wenig begeisterungswürdiges Verhalten an den Tag gelegt. "Das ist schon ein bisschen ärgerlich für uns." Allerdings sei man beidseitig bemüht, eine gütliche Einigung zu erzielen, wofür es auch gut aussehe. "Wenn nicht, werden wir unsere Rechte geltend machen", betonte Kiefer.

Das Sponsor Viessmann weg ist, akzeptiert Kiefer. "Sie haben sich aufgrund ihrer Firmen-Philosophie nie zum Motorsport bekannt, sondern ausschließlich Talentförderung mit Stefan betrieben." Weiter ginge es aber auch so, in der Moto2, mit dem bewährten Team. Der neue Fahrer stehe zwar noch nicht fest, aber es würden konstante Top Ten Plätze angestrebt.

Im Gespräch der letzten Wochen waren unter anderem Jonas Folger und auch Max Neukirchner, wobei die Chancen für Letzteren derzeit als besser angesehen werden. Folger ist derweil intensiver in Zschopau bei MZ im Gespräch, für das Team hat er letzte Woche einen Lauf zur spanischen Moto2-Meisterschaft bestritten.