"Mit einem weiter verbesserten Setup und vier super-schnellen Runden kletterte er am Nachmittag noch höher in der Zeitenliste und sicherte Platz drei", dichtete sein Cheftechniker Warren Willing lächelnd, denn in Wirklichkeit herrschte im Fahrerlager zu diesem Zeitpunkt unübliche Stille: Ein kaputter Transformator hatte die Stromversorgung des Motorland und damit auch Zeitnahme sowie die technische Ausrüstung der einzelnen Teams lahmgelegt. Das zweite freie Training musste deshalb abgesagt werden.

"Ich bin glücklich über meinen Start bei diesem Grand Prix. Ich fühlte mich sofort wohl auf dem Motorrad und konnte schnelle Rundenzeiten vorlegen, obwohl das Setup noch nicht hundertprozentig gepasst hat. Das Beste ist: Wir haben jenes Quentchen an zusätzlicher Beschleunigung gefunden, das uns beim letzten Rennen in Misano gefehlt hat. Allmählich fühlt sich das Motorrad wieder an wie mein eigenes, und das ist ganz und gar der Arbeit von Warren Willing zu verdanken. Er weiß genau, was er bei der Abstimmungsarbeit tut. Wenn er etwas verändert, macht er das Motorrad nicht nur besser, sondern ist auch in der Lage, den Unterschied zu erklären und vorherzusagen, wie sich das Bike auf der Strecke benehmen wird. Meistens trifft er dabei den Nagel auf den Kopf, was mir viel Zutrauen vermittelt. Ich kann mich jetzt wieder aufs Fahren statt auf meine Probleme konzentrieren. Vor ein paar Rennen war ich mental ausgelaugt, jetzt bin ich wieder happy. Es ist seltsam, dass wir so spät in der Saison so viel Neues über unsere Moto2-Maschine lernen, doch es ist so", resümierte West.

Obwohl der Veranstalter am Spätnachmittag einen neuen Zeitplan veröffentlichte, bei dem viel der verlorenen Zeit auf der Strecke mit längeren Trainings gut gemacht werden soll, wurde Wests deutscher Teamkollege Max Neukirchner von der Absage hart getroffen. Als einer der wenigen Piloten, die in Aragon noch kein Rennen gefahren sind, liegt er bei der Suche nach der richtigen Abstimmung für die abwechslungsreiche Fünf Kilometer-Strecke weiter zurück als seine Kollegen und musste sich am Freitag deshalb mit dem vorläufigen 28.Platz begnügen.

Neukirchner resümierte: "Es ist ein Jammer, dass das zweite freie Training heute abgesagt wurde. Wir haben hier zwar im November getestet, doch es war extrem kalt und sehr windig, und ich habe nichts weiter gelernt als den Streckenverlauf und wo ich links oder rechts abbiegen muss. Das richtige Setup für diesen Kurs ist für uns immer noch eine Unbekannte. Die Absage wirft uns zurück, und ich kann nur hoffen, dass wir morgen schnell eine taugliche Abstimmung finden, mit der wir nicht zu schlecht aussehen."